Full text: Die Merziger Mundart

IL. 
ALLGEMEINE CHARAKTERISTIK DER MA. 
Üben & a = 
81. Wie schon in der Einleitung gezeigt, verliert 
die ursprüngliche Ma. immer mehr an Boden. So kommt 
es, dass man sich fast der Ma. schämt und sie auch in den 
Kreisen, in denen sie noch am festesten sitzt — den Arbeiter- 
und unteren Bevölkerungsklassen —, wenigstens wenn man 
mit Fremden zusammenkommt, nicht gerne anwendet. Zwar 
gilt es auch heute noch für „affektiert“ schriftsprachliche 
Wörter anzuwenden, die dem Idiom gar zu fern stehen, 
doch ist es nichts ausserordentliches mehr, einen dem Schrift- 
deutschen genäherten Dialekt zu sprechen, jene „Halbma., 
den Compromiss zwischen Schriftsprache und Ma.“ (Ritzert' 
S. 135), der zwar syntaktisch alle ma.-lichen Eigentümlich- 
keiten anhaften. 
& 2. Natürlich verliert die Ma. ihre naive Frische, 
sobald der Sprecher glaubt, dass man sie nicht für schön 
hält, und jeder sie nun nach seinem ästhetischen Gefühl 
bearbeitet. Viele auch wenden die Schriftsprache durchaus 
nicht an, weil sie die verschiedenen Sprachen für einen 
Standesunterschied halten und so entwickelten sich die Aus- 
drücke „arm“ und „reich schwätzen‘. 
S$ 3. Auf meine Frage an einen Arbeiter, ob man ook 
(Zungen-r) oder rok (Zäpfchen-r) spreche, antwortete er 
Mir: „0 nän sow Sweisn non da bauamn“ (0 nein, so sprechen 
blos die Bauern) bei ersterem. Das uvulare r herrscht jetzt 
vollständig und das Zungen-r, dessen ich mich noch aus 
A. Ritzert, Beiträge von Paul u. Braune 23, 130 f. citiert: 
Ritzert
	        
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