Full text: Die Merziger Mundart

Fischern. Von da ab machte die Industrie immer grössere 
Fortschritte, besonders auch seitdem die Eisenbahnlinie Saar- 
brücken— Trier 1859 eröffnet wurde. Gegen Ende des Jahr- 
hunderts bestand daher die Bevölkerung zum grossen Teile 
aus Fabrikarbeitern. Die Viehzüchter und Schiffer sind so- 
zusagen ganz, die Ackerer fast ganz ausgestorben, und der 
Arbeiter baut sein Land nur noch nebenbei. Andererseits 
erhielt der Ort, dem 1856 die Städteordnung verliehen wurde, 
einen immer mehr städtischen Charakter, der sich durch regen 
Eifer in Handel und Verkehr, sowie in stattlichen Bauten 
kundgiebt. Aus dem Krämer ging der Kaufmann hervor, 
Läden aller Art taten sich auf, aus den Schänken und Kneipen 
wurden grosse Gasthäuser und Hötels. Die Bevölkerung selbst 
wurde allmählich eine andere durch den immer sich erweitern- 
den Kreis der Beamten, die von auswärts zuzogen und teils 
Familie mitbrachten, teils hier einen Hausstand gründeten 
und so Sprache und Sitte mischten mit fremden Einflüssen. 
Die früher — abgesehen von den Israeliten — aus- 
schliesslich katholische Bevölkerung wurde durch den Zuzug 
der meist evangelischen Beamten stark gemischt und es be- 
steht nun schon seit 1850 eine evangelische Gemeinde, die 
seitdem auch eine hübsche Kirche besitzt. Die Träger der 
echten Ma. kamen jedoch stets wenig mit den Protestanten 
in Berührung, so dass ein Einfluss auf die Sprache, soweit 
ich sehen konnte, nicht festzustellen ist. 
Aber trotzdem ist, wie vielerorts, die Gefahr vorhanden, 
dass die urwüchsige M. Ma. stark beeinflusst wird oder gar 
ganz untergeht (vgl. 8 1), und es ist an der Zeit, die echte 
unverfälschte Sprache aufzuzeichnen, ehe es zu spät ge- 
worden ist.
	        
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