Full text: Erste Unterweisung in der Bergbaukunde nach dem Heft des kaiserlichen Bergmeisters Serlo zu Metz für die Saarbrücker Verhältnisse

36. Es giebt zwei Arten von Verwerfungen: 
a) Spaltenverwerfung oder Sprung: der hangende Gebirgstheil ist in Folge 
seiner Schwere annähernd in der Falllinie des Verwerfers auf dem liegenden 
Theile abwärts gerutscht, 
Faltenverwerfung, Wechsel oder Ueberschiebung: der hangende Gebirgs— 
theil ist in Folge seitlichen Druckes auf dem liegenden Theile aufwärts 
geschoben worden. 
37. Der Sprung ist rechtsinnig oder widersinnig, je nachdem sein Einfallen dem des 
Flötzes entsprechend oder entgegengesetzt ist. 
38. Maßtee der Verwerfungen sind folgende: 
a) flache Sprunghöhe, d. i. die Entfernung der beiden Theile der Lagerstätte auf 
der Falllinie des Verwerfers gemessen (das Maß für die wahre Größe der 
stattgehabten Bewegung), 
saigere Sprunghöhe, d. i. der saigere Abstand der beiden Theile der Lagerstätte 
von einander, 
Sprungweite, d. i. die Länge der Projektion der flachen Sprunghöhe in die 
horizontale Ebene. 
39. Für die Ausrichtung der Verwerfungen gilt folgende Regel: trifft man beim Anfahren 
des Verwerfers auf dessen Hangendes, so hat man ihn zu durchbrechen und in das 
Hangende der Lagerstätte aufzufahren, trifft man auf das Liegende des Verwerfers, so 
muß man nach seiner Durchbrechung die verworfene Lagerstätte durch Auffahren in das 
Liegende derselben aufsuchen. 
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II. Aufsuchung der Lagerstütten. 
10. Die Aufsuchung der Lagerstätten kann erfolgen: 
a) durch Untersuchung der Erdoberfläche, 
d) durch Schürfen, 
e) durch Tiefbohrung. 
u1. Für die Untersuchung der Erdoberfläche maßgebend sind vor Allem die geognostischen 
Verhältnisse, wie sie sich aus den anstehenden Gesteinen, Versteinerungen, der Ackerkrume, 
dem Sande der Flüsse, Fundstücken oder dem Ausgehenden einer Lagerstätte ergeben 
oder sich durch etwa vorhandene geologische Karten, durch alte Bergwerke und Halden 
feststellen lassen. 
Anzeichen für das Vorhandensein bestimmter Mineralien sind (salzhaltige) Quellen, 
Pflanzen (Salzpflanzen, Galmeiveilchen), Schweife (eiserner Hut, röthlich braun bei 
Schwefelkies und Eisenerzen, schwarz bei Steinkohle, braun bei Braunkohle), Magnet⸗ 
eisenerz lenkt schon aus größerer Entfernung die Magnetnadel ab. 
Das Schürfen bezweckt das Aufsuchen und Bloslegen der Lagerstätten (des Aus— 
gehenden) in geringen Tiefen. Es findet statt durch Schürfgräben oder Röschen und 
bei Untersuchung in größeren Tiefen, durch Schurfschächte oder Schurfstollen (Schächte 
und Stollen von kleinen Abmessungen und geringer Erstreckung).
	        
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