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KAPITEL I!
Die Revolution und das franzôsische
Kaiserreich in Saarbrücken
S 1. — Saarbrücken während der Revolutionszeit
Jeder, der nur einigermassen mit der Geschichte der
neueren Zeit vertraut ist, weiss mit welcher ungekünz-
telten, wie eine Naturkraft sich äussernden Begeiste-
rung die Einwohner der Saar- und Rheingegenden i. J.
1792 die Soldaten der Generäle Dumouriez, Kellermann,
Custine empfingen. Sobald ihr Herannahen nur gemeldet
war, hefteten alle Finwohner, in Saarbrückeén wie in
Mainz, wich die Tricolore an, ‘unter begeisterten
Hochrufen auf die Republik. Sie fraternisierten mit den
10.000 Soldaten, die ohne Widerstand zu finden in ihre
Stadt einzogen, nicht als Eroberer, soridern wie Regi-
menter, die eine neue Garnison beziehen. Was scheerten
sich damals die Saarbrücker um die papierene Zrugehôrig-
keit zum, hl. rämischen Reich? Von selbst floh das alte
feudale System über den Rhein. Katholische Pfarrer und
lutherische Pastoren verlasen auf den Kanzeln Prokla-
mationen über Abschaffung von. Zehnt und Frohn,
Erôfinung jeder Carrière für alle Bürger, Freiheit. Brü-
derlichkeit. Sicherheüt. Wohlstand
Vom ersten Tage an baten Städte ‘und Dôrfer die
durchziehenden Truppen um ihren Anschluss an Frank-
reich. Am. 3. November 1792 las man im Nationalkon-
vent zu Paris den Brief der, Mainzer vor, die ihre
Vereinigung mit Frankreich forderten. Am 15. November
kam eine Bittschrift von 8 Gemeinden zur Verlesung,
worin es u. a. hiess: « Frankreich ist unser altes Vater-
land... Unsere Handelsheziehungen und die Gemeinsam-