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durchaus Unrecht, diese beiden Forderungen in einem Litem zu
nennen. Die Gegend von Longwy und Briey ist bekanntlich
nicht von Franzosen, sondern von etwa 4000 italienischen
Arbeitern bewohnt, so daß hier eine Vergewaltigung der Be—
völkerung überhaupt nicht in Frage kommt. Im Saargebiet
handelt es sich aber um 570 000 Deutsche Volksgenossen, die
alle aus rein deutschen Bezirken der Rheinprovinz, der bay⸗
rischen Pfalz und des Fürstentum Birkenfeld kommen und
unter denen sich nicht einmal Lothringer finden. Die erstrebte
Annexion Longwys und Brieys ist, wie jede Annexion, auf
das entschiedenste zu verwerfen. Aber derartige Forderungen
können doch mit den Raubbestrebungen der Franzosen, die
mehr als eine halbe Million deutsch empfindende und deutsch
sprechende Männer und Frauen unter französische Herrschaft
beugen wollen, in keiner Weise verglichen werden.
Für das ohnehin schwer bedrohte deutsche Nationalver⸗
mögen würde der Verlust des Saarreviers übrigens nahezu
eine Katastrophe bedeuten. Denn die jährliche Steinkohlen⸗
förderung beträgt 1,325 Millionen Doppelwaggons, die einen
Wert von jährlich 520 Millionen Mark darstellen. Die jähr—
liche Roheisenerzeugung beträgt 137 000 Doppelwaggons, gleich
150 Millionen Mark. Die Stahlerzeugung 208000 Doppel⸗
waggons oder 15040 der gesamten deutschen Stahlerzeugung,
die jährliche Thomasmehlerzeugung beträgt 2400 Doppel-
waggons, was einen gewaltigen Teil des gesamten Bedarfes
der deutschen Landwirtschaft darstellt. Der deutschen Arbeiter—⸗
schaft würde jährlich über 300 Millionen Mark an Löhnen
verloren gehen. Dem deutschen Nationalvermögen würden
unschätzbare Werte geraubt werden.
Inzwischen scheinen indessen die französischen Machthaber
ihr Ohr gegen die Stimme der Menschlichkeit und der Klug⸗
heit zu verhärten und führen im Saargebiet die gleiche Komödie
auf, die sie dort schon zur Zeit der Revolution und Napoleons
in Szene gesetzt haben. Brutale Drohungen und istige