verkauft werden soll. Wir haben gefehlt und büßen: schwere
Zeiten werden über uns kommen, Zeiten der Dunkelheit, der
Trauer, der Armut; aber wir alle, die wir deutschen Blutes
und deutscher Zunge sind, wollen uns nicht voneinander
trennen, wollen Not und Leid mit einander tragen und wollen
uns jenes elementare Recht aus die staatliche Zusammen—
gehörigkeit aller unserer deutschen Volksgenossen auch von
einem siegreichen Feinde nicht rauben lassen. Es gibt — die
alten Machthaber Deutschlands haben es zu ihrem Schaden
erfahren — Dinge, die stärker sind als die äußere Macht;
Ideen, die mit der langsamen Kraft der Wahrheit unwider—
stehlich wirken. Zu ihnen gehören die Menschenrechte, zu
ihnen gehört das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Man
wird, was man Tschechen und Polen gab, den Bewohnern
des Saargebietes nicht verweigern können. Deutsche, die
Deutsche sein und bleiben wollen, mit Gewalt einem anderen
Staate einzuverleiben, wäre ein Verbrechen am Geiste der
Menschheit, ein Verbrechen, das sich blutig rächen und den
von Wilson erstrebten europäischen Dauerfrieden unmöglich
machen wird.
Es ist nicht das erste Mal, daß sich die französische Länder—⸗
gier auf das Saargebiet richtet, und bereits viermal ist dieses
deutsche Land französischer Plünderung und Besetzung zum
Opfer gefallen. Das blühende, an Naturschäten und Natur-
schönheiten reiche Gebiet, das zuerst ums Jahr 960 in die
deutsche Geschichte tritt und bis zum Jahre 1793 von dem alten
Geschlecht der Grafen von Saarbrücken und Grafen, späteren
Fürsten von Nassau-Saarbrücken, regiert wurde, reizte die Raub-
lust Frankreichs bereits zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, der
auch der Grafschaft Saarbrücken wie fast allen deutschen Ländern
Plünderungen, Kontributionen und Besetzungen in reichem
Maße brachte. Viele Bedrückungen hatten die Bürger zu leiden,
nachdem Kaiser Ferdinand II. dem Herzog von Lothringen die
Grafschaft Saarbrücken und die Festung Homburg als Pfand-⸗