Full text: Marianne von der Leyen, geb. v. Dalberg, die "Große Reichsgräfin" des Westrichs

Schluß. 
Die „große“ nannte ich unsere Reichsgräfin, 
weil das Volk sie mit diesem Beiwort schmückt und 
diese anspruchslosen Gedächtnisblätter an das Volk 
sich wenden. Und groß ist sie auch durch ihre 
Leiden, ihre Treue, ihre Mannhaftigkeit. Ob sie 
vor dem Richterstuhle der Geschichte dieses Prä— 
dikat verdient? Jedenfalls bleibt Maria Anna von 
der Leyen ein Frauenbild aus der Revolutionszeit, 
das zu Mitleid, Verehrung und Hochachtung zwingt, 
ein Frauencharakter, der, je schwärzer die Wogen 
der Zeit ihn umtosten, umso leuchtender strahlte. Ihr 
Charakter entwickelte sich eben auch nur im Sturm 
des Leides. An Freuden gewöhnt, in Leiden er— 
probt, ging unsere Reichsgräfin durch Verlust und 
Weh zur Vollendung. Ihr Wesen war Güte; ihre 
Natur aber voller Gegensätze. Eine opferbereite 
Mutter ihrer eigenen wie ihrer Landeskinder, steht 
sie jedoch wiederum zu weit ab vom Volk, dessen 
Treue und Großmut ihr später Staunen und Be⸗— 
wunderung abnötigt. Ein hochbegabter Geist und 
eine Freundin des Wissens, sucht sie aber das 
Heil in einseitiger rationalistischer Aufklärung. Ihr 
Kunstsinn ist zwar lebhaft, aber wenig entwickelt. 
Als Fürstin entbehrt sie, gedrückt durch kleinliche
	        
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