Schluß.
Die „große“ nannte ich unsere Reichsgräfin,
weil das Volk sie mit diesem Beiwort schmückt und
diese anspruchslosen Gedächtnisblätter an das Volk
sich wenden. Und groß ist sie auch durch ihre
Leiden, ihre Treue, ihre Mannhaftigkeit. Ob sie
vor dem Richterstuhle der Geschichte dieses Prä—
dikat verdient? Jedenfalls bleibt Maria Anna von
der Leyen ein Frauenbild aus der Revolutionszeit,
das zu Mitleid, Verehrung und Hochachtung zwingt,
ein Frauencharakter, der, je schwärzer die Wogen
der Zeit ihn umtosten, umso leuchtender strahlte. Ihr
Charakter entwickelte sich eben auch nur im Sturm
des Leides. An Freuden gewöhnt, in Leiden er—
probt, ging unsere Reichsgräfin durch Verlust und
Weh zur Vollendung. Ihr Wesen war Güte; ihre
Natur aber voller Gegensätze. Eine opferbereite
Mutter ihrer eigenen wie ihrer Landeskinder, steht
sie jedoch wiederum zu weit ab vom Volk, dessen
Treue und Großmut ihr später Staunen und Be⸗—
wunderung abnötigt. Ein hochbegabter Geist und
eine Freundin des Wissens, sucht sie aber das
Heil in einseitiger rationalistischer Aufklärung. Ihr
Kunstsinn ist zwar lebhaft, aber wenig entwickelt.
Als Fürstin entbehrt sie, gedrückt durch kleinliche