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die Gräfin den flüchtigen Fuß, diesmal aus der
MWansarde in — die Holzlege, einen viereckigen,
niedrigen feuchten Raum neben der als Flur
dienenden Küche. In diesem Holzstall, der durch
den Küchenschrank verschließbar war, verbrachte die
VRegentin 2 Tage. Da entsteht in der Nacht zum
21. Mai Geräusch auf der Straße. Vier Pferde
halten vor dem Hause, geführt von 3 Bauern aus dem
Nordgau; sie bringen Nachricht, 150 Preußen stünden
in Einöd bei Zweibrücken, Maria zu empfangen;
letztere aber wollten sie sicher dahin bringen. Maria
kroch aus ihrer Höhle, ließ sich willig in Fuhrmanns-—
kostüm — mächtige Stiefel und schweren Mantel —
stecken und auf das plumpe Ackerpferd heben, welches
ihre Freunde mitgebracht. Man ritt zwei Stunden
der Nacht im Walde und hätte dann, wäre es hell
gewesen, von dem Abhange, dem man eben folgte,
das freiheitverheißende Einöd über den brodelnden
Frühnebeln des Bliestales sehen können. Aber
jetzt befand man sich an der Vorpostenkette, und
nachdem Warianne, um ein wenig zu ruhen, abge—
stiegen war, sendet sie einen ihrer Begleiter zur Um⸗
schau voraus. Der scheint nun mit seinem Gewissen
und den Franzosen nicht recht eins geworden zu
sein; er gibt Notsignal; im Nu war das tapfere
Bauernkleeblatt zerstoben, das Pferd Mariannens
rannte mit, und — die reichsgräfliche Pseudofuhr⸗
knechtin saß allein, unfähig, selbst sich ihrer Schuhe
zu entledigen. Aber weiter muß sie; Todesangst
treibt sie! Sie folgt unter unsäglichen Anstrengungen
dem Damme des Weihers in Lautzkirchen, klopft