Die deutschen Steinkohlenlager: Oberschlesien,
Sprunghöhe nicht selten, setzen jedoch der Wiederauffindung der Flöze keine
Schwierigkeiten entgegen. Als Ausnahme ist auch auf dem Ostfelde der
Königin-Luisen-Grube eine flache Uberschiebung beobachtet worden, deren
saigeres Ausmaß 160 m beträgt und deren Entstehung mit der Bruchbildung
‚usammenhängen dürfte,
Da die jüngeren Karbon- und die Rotliegendschichten *) im eigentlichen
'ndustriebezirk fehlen, Rotliegendes und Buntsandstein die nächstjüngeren dis-
zordant aber fast ungestört aufgelagerten Formationen darstellen, erscheint die
Altersbestimmung der Faltung‘ nicht leicht.
Von einem Zusammenhang mit mittelkarbonen (sudetischen) Faltungen
zann keine Rede sein; die Gebirgsfaltung ist entweder jungkarbonisch oder
‚ostkarbonisch ?%, jedenfalls prätriadisch.
Im Vergleich zu den gewaltigen Störungen der zentralen und nördlichen
Vorkette des karbonischen Hochgebirges liegt eine Erscheinung vor, die in
räumlicher und zeitlicher Hinsicht als posthum zu bezeichnen ist,
Dieselbe allerdings wesentlich heftigere Faltung Westfalens ist ebenfalls als
spätkarbonisch oder postkarbonisch zu bestimmen.
In tektonischer Hinsicht ist Oberschlesien sowohl von der postsudetischen
jung paläozoischen), wie von der karpathischen (miocänen) Faltung beeinflußt.
jedoch sind nur die Ausläufer der in der letzten Auslösung begriffenen Span-
aungen in dem Gebirgsbau bemerkbar. Die Orlauer Störung gehört nach den
neuesten Aufschlüssen nicht der jüngeren Bruchbildung, sondern der palae-
9zoischen Faltung an. Trotz mancher Analogien mit entfernteren Gebieten, trotz
der Be ziehungen, welche die Oberschlesische Platte zu den zwei benachbarten
3xebirgssystemen den Karpathen und Sudeten besitzt, bleibt doch die Eigen-
Ümlichkeit des Aufbaus scharf ausgeprägt.
Oberschlesische Platte, Sudeten und Karpathen.,
Über die Südgrenze der oberschlesischen Platte gegen die Kar-
pathen und die Beziehungen zu dem auflagernden Tertiär mögen an der Hand
ı1euer Beobachtungen Petraschecks®) einige Angaben beigefügt werden, die für die
weitere Verbreitung des im preußischen Oberschlesien liegenden Kohlengebirges
von Bedeutung sind.
Aus Bohrergebnissen und anderen Beobachtungen folgert Petrascheck,
laß in der Gegend südlich von Ostrau und südlich des Walles der Sudeten von
ainer Faltung‘ oder gar einer Überfaltunz des Miocäns überhaupt nichts zu be-
merken ist, daß die Gebirgsfaltung in diesem Teile der Karpathen vielmehr
schon vor Ablagerung‘ der betreffenden Miocänbildungen abgeschlossen war
!') Ob die Letten und Schiefer mit dem Groß-Chelm-Flöz im SO von Oberschlesien zwischen
ıibiaz und Gr. Chelm als Oberkarbon (Radowenzer Schichten) oder als Unter-Rotliegendes zu bezeichnen
;ind, scheint nicht leicht zu entscheiden zu sein,
?) Schon Carnall rechnete die Faltung der Dyas zu,
*) „Das Verhältnis der Sudeten zu den mährisch-schlesischen Karpathen“ Zeitschrift „Der
<ohleninteressent“, Jahrg, 1908 Nr. 18 und 19.