Die Orlauer Störung.
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wohl auf beiden Seiten weithin zerstört oder so überkippt, daß ıman den ur-
sprünglichen Zusammenhang nicht mehr rekonstruieren kann, und was sich jetzt
yegenübersteht, das lag vor Bildung der Störung weit voneinander entfernt.
Dieses Verhältnis erklärt nun zunächst den ins Auge fallenden Umstand,
laß im ganzen Zentralrevier und noch viele Kilometer südlich die mächtigen
Sattelflöze in radikaler Weise durch die Störung abgeschnitten sind; während
liese Flöze östlich von der Störung teils abgebaut werden, teils durch die
Tiefbohrungen nachgewiesen sind, war westlich der Störung bis 1899 keine
sichere Spur von ihnen gefunden.
Bernhardi nimmt ferner an, daß durch die ungeheure Denudation, welcher
die durch die Faltung und Pressung mürbe gemachten Schichten der westlichen
Scholle im höheren Grade ausgesetzt waren als die weniger geschädigten
Schichten der 6Sstlichen Scholle, erstere bis auf einzelne Reste zerstört worden
sind, von denen uns ein Teil vielleicht auch heute noch durch jüngere Schichten
verborgen ist. Für diese letztere Annahme spricht das Vorkommen der
mächtigen Sattelflözgruppe auf der Beatensglück-Grube und in den fiskalischen
Bohrlöchern bei Jeykowitz. Gerade der Umstand, daß hier die Vertreter der
mächtigen Flöze in einer gegen ihre Vorkommen im Zentralrevier wenig ver-
änderten Beschaffenheit konstatiert sind, spricht dafür, daß ursprünglich, d. h.
vor Entstehung der großen Störung, eine gewisse Kontinuität der Flözbildung
auch auf der Westseite der ‚Störungslinie vorhanden war, und daß diese
Kontinuität nur durch die spätere Zerstörung der oberen Schichten unter-
brochen wurde.
Die Anschauungen Bernhardis, die später zum Teil von Michael wieder
aufgenommen und von Mladek durch genaue Beschreibung des Orlauer Quer-
schlages erwiesen worden sind, wurden im vorstehenden größtenteils wörtlich
wiedergegeben. Es ist zweifellos Bernhardis großes, noch nicht genügend ge-
würdigtes Verdienst, die wirklichen Verhältnisse klar erkannt zu haben, bevor
noch die Aufschlüsse einen sicheren Rückschluß gestatteten.
Aus der Diskussion zwischen Gäbler und Michael ergibt sich, daß bei
der Frage der Flözvergleichung die wahrscheinliche Verwechslung von Bohr-
kernen (Paruschowitz XII und XXIII) eine Rolle spielt. Mliadek!) faßt seine
Beobachtungen folgendermaßen zusammen:
In Österreich hat man bei Orlau selbst die Störungszone durchfahren
and dabei das Fehlen eines großen Sprunges festgestellt. Der geologische Niveau-
Unterschied im O und W der Störungszone beruht — wie in diesem Quer-
schlage festgestellt wurde — auf einer starken Auffaltung. Vorher hatte
schon Michael im nördlichen Teile Oberschlesiens das Auftreten eines Senkungs-
oruches in Abrede gestellt und nur eine Neigung der Schichten in östlicher
Richtung sowie eine Auffaltung in der Störungszone angenommen.
Die „Orlauer Störung!) existiert wirklich. Sie besteht nach Mladek nicht
1) Vgl, darüber die wichtigen Beobachtungen von E. Mladek, „Der Zusammenhang der westlichen
mit der östlichen Flözgruppe des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers und die Orlauer Störung im Lichte
der neueren Aufschlüsse“. Montanistische Rundschau, Wien-Berlin, Bd. III Nr. 2 u. 3, Jahrgang 1911
'Januar-Februar).