Full text: Die Arbeitsleistung der Saar-Bergleute in den kgl. preußischen Steinkohlengruben bei Saarbrücken seit dem Jahre 1888

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Reallohnes !). Jedoch mindestens ebenso wichtig ist für die 
Zahl und die Spannkraft der Bedürfnisse die Tendenz zur Ver- 
größerung der bürgerlich-gesellschaftliche Geltung und die streb- 
same Lebensauffassung nach der wirtschaftlichen Seite hin. 
Hier will ich nur im Hinblick auf die Frage, ob es wahr- 
scheinlich ist, daß rasch steigende Löhne bei den Saarberg- 
leuten die Spannkraft lockerten und gefährdeten, nachdrücklich 
die Hauptfaktoren kennzeichnen, welche hier über das 
bloße Verlangen nach Sattessen und Satttrinken hinausreichend 
die psychische Spannkraft im Gelderwerb straff halten, 
‘) Ohne Widerlegung fürchten zu müssen, darf ich einer späteren 
Erörterung vorgreifend hier ein Urteil abgeben, und zwar 1. auf Grund 
persönlicher Vertrautheit mit den Bergmannsfamilien und einzelnen Berg- 
leuten meiner Heimat von Jugend auf; 2. auf Grund meiner eigenen Be- 
obachtungen und die meiner Verwandten in der Lebensmittelbranche 
(Metzgerei mit überwiegender Bergmannskundschaft); 3. auf Grund der 
bisherigen Einblicke in verschiedene Haushaltungsbücher. Ich gebe vor- 
erst einmal mit Vorbehalt folgendes zu auf Grund der von Müller vor- 
gelegten Preistabellen für Lebensmittel: Die Lebensmittelpreise ent- 
wickelten sich in dem fraglichen Zeitraum nicht so stark, daß die Kauf- 
kraft des Lohnes sehr stark alteriert worden wäre; zudem wurde das 
Konsumvereinswesen gut entwickelt. Auch die Anzahl jener Bergleute, 
die etwas Land besitzen und auch etwas Vieh, ist bemerkenswert. 
Hauseigentümer , . . 39,20 % der Gesamtbelegschaft (inkl. Jugend- 
licher 46 489 im Jahre 1905) 
Feld, Wiesen u. dgl. , 22,31 „ 
Rindvieh . 10298 Stück 
Ziegen . . 11 836 
Schweine 8 534 
Gleichwohl sind im Laufe dieser fraglichen Jahre besonders für die 
immerhin zahlreichen Familien ohne Ar und Halm und Vieh auf dem 
Gebiet der Ernährung ganz fraglos berechtigte Bedürfnisse, z. B. nach 
Fleischnahrung, Milch, Butter und Eiern, durchaus nicht außer Spannung 
gesetzt worden, weder für den hart arbeitenden Bergmann selbst noch 
auch für die heranwachsende Jugend und die Mütter. Die durchgearbei- 
teten Budgets dürften Ueberraschungen bringen. Ein starkes Beispiel 
kann bereits angeführt werden: das peinlich, lückenlos geführte Haus- 
haltungsbuch (pro 1907/08) einer anerkannt soliden Bergmannsfamilie mit 
9 Kindern unter 14 Jahren zeigt folgendes Schlußergebnis: der Mann 
verdiente als Häuer 1421 Mk. Zur vollständigen Bedarfsdeckung mußte 
er durch Nebenarbeit noch 1220 Mk. mühsam hinzuverdienen.
	        
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