Full text: WS 1948/49 (0001)

ccht bei der wissenschaftlichen Arbeit stets um die sapientia 
numana, um die fides divina und schließlich um die fruitio 
ter 1ux perfecta! 
Dashöchste Gut, das uns winkt als Siegesbeute in unserer ruhe- 
josen Jagd nach der Weisheit, das höchste Gut, das uns verheißen ist 
als Lohn für unsere Mühe, für unser Forschen, für unser Suchen und 
Ringen, liegt in dem wonniglichen Himmelsglück, das wir einmal ge- 
nicßen dürfen in der Schau des völlig schattenlosen und klaren Lichtes, 
in der Schau der ewigen und unwandelbaren Wahrheit, in der An- 
schauung unseres Gottes, der aller Dinge Schöpfer und Herr, ihr Ur- 
sprung, ihre Mitte und ihr Ziel, ihr Anfang und ihr Ende ist. 
Dieses höchste Gut läßt sich aber nur erreichen, wenn all 
unser Bemühen um Erkenntnis der Wahrheit, wenn alle unsere An- 
strengung um die letzte Vollendung der sapientia humana immer auch 
ein echtes und stetiges itinerarium mentis ad Deum ist und bleibt: 
eine ruhelose Wanderfahrt der Seele Gott entgegen, der für uns in der 
heiligen Mitte der Geheimnisse unseres christlichen Glaubens wie in un- 
zugänglichem Lichte wohnt! 
Diesapientia humana soll sich nicht darauf beschränken, nur 
Aas hart eroberte menschliche Wissen um die Dinge dieser Welt, mannig- 
fach unterschieden nach Zahl, Art und Erscheinung zu sein, sondern sie 
muß anregen und emporführen zum gläubigen Erfassen einer anderen 
Welt, die über und hinter dem Einzelnen, Vielfältigen und Wandelbaren 
ihr Leben hat, sie muß die Seele bewegen und befähigen, sich ruhig und 
sicher, demütig und zuversichtlich in der fides divina dem Hohen und 
Heiligen Gott unseres christlichen Glaubens zu nähern. 
Das ist mit dem Dienst gemeint, den nach dem Beispiel Alberts des 
Großen die sapientia humana der fides divina leisten soll. Er ist also 
nicht ein entwürdigender Magddienst, sondern ein lichtvoller, stützender 
und sichernder Heroldsdienst für das unruhige und suchende Menschen- 
herz. In der fides divina christiana wird ihm ja erst der echte mensch- 
liche Daseinszweck enthüllt, ohne den zu kennen und zu bejahen, das 
menschliche Leben seinen inneren Halt und damit seinen Sinn verlieren 
muß. 
So ist es auch in der Schrift gemeint: 
Was schafft es Dir schon Nutzen, Mensch, wenn Du mit dem Fort- 
cchritt des Wissens auch fortschreitend Macht über die Welt der irdischen 
Dinge gewinnst, wenn Du selbst aber abgekommen bist vom Sinn und 
Ziel Deines Lebens! (vergl. MT 16, 26). 
So möge denn der Heilige Gottesdienst die Dozenten und Studenten 
an der Universität des Saarlandes beseelen, daß sie nach der Weisung 
des Doctor Universalis in jedem neuen und echten Wahrheitsgewinn 
einen glückhaften Meilenstein setzen auf dem Wege zum Hohen und 
Heiligen Gott. Ihre Arbeit möge stets auf die Mehrung der Wahrheits- 
erkenntnis, auf die Förderung echter christlicher Humanität und men- 
schenwürdiger, wohlbefriedeter Völkerordnung gerichtet bleiben. Sie 
mögen stets forschen und studieren im Geiste der edelsten Männer des 
Abendlandes, die beteten und bekannten — alle in dem einen, der für 
sie sprach: Gott, für Dich hast Du mich geschaffen. Mein Herz findet 
keine Ruhe. bis es Ruhe hat in Dir, dem höchsten Gut, der unwandel- 
haren Wahrheit, dem vollkommenen Lichte.
	        
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