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I. Waoadgassen unter Frankreich.
Zu diesem Zwecke sollte York Saarlouis wo möglich durch einen Hand—
streich nehmen und zwischen Merzig und Saarbrücken die Saar passieren. —
Marmont haͤtte sich indessen beeilt, die Saar zu erreichen, und nachdem
er dieselbe bei Saargemünd und Saarbrücken überschritten, auch die
Brücke bei letzterer Stadt in die Luft gesprengt hatte, nahm er seine Auf—
stellung hinter der Saar, mit dem linken Flügel auf Saarlouis gelehnt.
Am 7. Januar gegen 9 Uhr sah man von Wadgassen her ein fran—
zösisches Cavalleriecorps von ungefähr 2900 Mann sich der Festung Saar—
louis nähern. Sie rückten in die Stadt ein und stellten sich auf dem
Platze in Schlachtordnung auf, verließen aber bald wieder dieselbe, um
auf dem linken Saarufer in den nahe liegenden Dörfern Quartier zu
nehmen.
Schon am 6. Januar langten in Fraulautern und Roden 500 Husaren
an, ließen sich in der Nähe der Stadt sehen, welche von diesem Augenblicke
an von dem rechten Saarufer blockiert wurde. Am 8. Januar warfen die
verstärkten alliierten Truppen gegen 50 Geschosse aus einer Haubitzbatterie,
welche zwischen Lautern und dem Binshof aufgestellt war, in die Stadt,
ohne jedoch großen Schaden zu verursachen.
Unter diesen Umständen konnte die Überrumpelung von Saarlouis
nicht gelingen, um so weniger als der Übergang des Yorkschen Heeres
über die Saar bei Beckingen wegen des starken Eisganges sich etwas ver—
zögerte. Wohl passierten schon am 10. die Kavallerie und reitende
Artillerie trotz des Eisganges die Saar in Fuhrten. Unter großen Hin—
dernissen war erst bis zum 14. mit großen Baumstämmen eine Bockbrücke
hergestellt, worauf die Jufanterie das jenseitige Ufer erreichte.
Am 11. Januar wurden alle Ortschaften und Mühlen um Saarlouis
(Lisdorf ausgenommen) durch den Feiud besetzt, sodaß die Festung gänzlich
eingeschlossen wurde. Am Morgen des 12. Januar erblickten die Saar—
louiser feindliche Vedetten auf den Höhen von Lisdorf, Picard und
Beaumarais. Ein Parlamentär, der die Stadt zur Übergabe aufforderte,
wurde abgewiesen.
Das Hauptquartier Blüchers war am 9. Januar zu St. Wendel, am
11. jedoch schon in Saarbrücken, woselbst er am selben Tage die berühmte
Proclamation an die Franzosen erließ: „Franzosen! Ich habe die schle—
sische Armee über den Rhein geführt. Sieggewöhnt richtet sie sich jetzt
gegen das alte Frankreich. Glaubt nicht, daß wir gekommen sind, um
uns zu rächen, und euch jetzt die vielen Drangsale, die ihr uns zugefügt
habt, entgelten zu lassen ..... Wir tragen die Waffen nur gegen die
Feinde des Friedens .... gegen die, welche den Krieg verewigen wollen.
Bleibt friedlich in euren Wohnungen und euer Eigentum wird beschützt
werden ...“
Inzwischen war Marmont schon am 12. in Meß eingerückt und der
Plan Blüchers, jenem den Rückzug abzuschneiden, vereitelt worden. Da—
gegen rückte dieser, unbekummert um die noch von den Franzosen besetzten
Festungen, weiter auf Paris vor, und die anderen Armeeen der Verbünde—
ten schlugen, nachdem die Kühnheit des preußischen Generals die Be—
denken im Hauptquartier der Monarchen besiegt hatte, in verschiedenen
Richtungen denselben Weg ein.