Tie Zeit von 1788- 1815. (Die Fremdherrschaft). 599
Mitglieder bis zum 26. Juli die von ihnen bewohnten, der Nation ge—
hörigen Häuser zu räumen hätten. An diesem Tage also mußten alle
Möuche und Nonnen, mit Ausnahme derjenigen, welche dem öffentlichen
Untertichte und der Krankenpflege dienten, nach Ablegung ihrer Ordens—
kleidung ausziehen, und die Klöster und Klosterkirchen wurden geschlossen.
Ju den ersten Tagen des August wurden auch die Stiftsherren ausge—
wiesen. In vielen Klöstern wurde der letzte Gottesdienst unter Thränen
abgehalten. Bald darauf wurden dann auch die eingezogenen Kloster- und
Stiftsgüter veräußert.
Der Enzosschof von Trier, Klemens Wenzeslaus, welcher 1792 ge—
flüchte war und 1794 sein Land für immer verloren hatte, wurde jetzt
vom Papste bewogen, auf seine Stelle zu verzichten, weshalb er am 25.
April 1802 in einem rührenden Schreiben schweren Herzens Abschied von
der trierischen Kirche nahm. Am 5. Juli 1802 wurde Carl Mannay
zum Bischof von Trier ernannt.
Den 18. Mai 1804 wurde in St. Cloud von dem gesetzgebenden
aörper, dem Seuate, das Kaiserreich proklamiert und den 2. Dezember
Bonaparte als Napoleon J. gekrönt.
Die Gesetze des Landes wurden reformiert; an der Stelle der unsteten
und immer wandelnden erschien das berühmte Gesetzbuch, der Code.
Im Jahre 1810 (sagt Baltzer) wurde unsere Gegend durch die
Bande Schinderhans unsicher gemacht, welche namentlich auf dem Huns—
rück ihr räuberisches Wesen trieb. Nach dem Tode ihres Hauptmannes
(20. October 1803) trennte sich die Bande, und ein Teil derselben zog
in unsere unmittelbare Nähe. Der Unterpräfect erließ geschärfte Befehle
an die Cipil- und Militärautoritäten, um die Gegend genau bewachen
und durchsuchen zu lassen. Starke Gendarmerie-Abteilungen machten täg—
lich Excursionen, wie schon im Jahre 1788 geschehen.
Statt für die innere Ordnung in seinem Lande zu sorgen, suchte
Napoleon seinen Ruhm in äußeren Eroberungen und in der Unterwerfung
zer Völker. Er hatte fast alle Mächte Europas besiegt, als sein Stern
unter den eisigen Himmel Rußlands endlich erbleichte. Das Jahr 18138
beginnt mit einer Coalition von ganz Europa gegen den Usurpator; die
Voölkerschlacht bei Leipzig verdrängt ihn aus Deutschland und in der
Neujahrsnacht 1814 geht das schlesische Armeecorps unter Blücher bei
Caub über den Rhein, um in Fraukreich einzufallen, während zwei andere
große Armeeen auf andern Wegen dasselbe Ziel verfolgen.
Überall flohen die französischen Truppen oder zogen sich in die festen
Plätze zurück. Der preußische Oberst Graf Henkel nahm Simmern, wo
die französische Besatzung das Gewehr strecken mußte, und besetzte in der
Nacht vom 5. auf den 6. Janunar 1814 Trier Preußische Truppen
und schwarze Husaren, die Avantgarde des Yorkschen Corps nuter dem
Prinzen Wilhelm von Preußen, Bruder des damaligen Königs Friedrichs
Wilhelm HI. rückten darauf gegen Merzig vor.
Das NYorksche Corps, ein Teil der schlesischen Armee, hatte nach dem
Übergange bei Caub den Auftrag erhalten, eine französische, unter Mar—
schall Marmont in der Pfalz bei Kaiserslautern stehende Heeresabteilung
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