Full text: Geschichte der Abtei Wadgassen

A. Vorgeschichte 
gebranut, wurden nach der Feuersbrunst von langen Leiden gepeinigt. 
Einige kamen um durch Hunger, audere durch Blöße, einige zehrten ab, 
andere erstarrten. Ueberall lagen, wie ich selbst gesehen und erdnldet 
habe, entblößte Leichname beiderlei Geschlechts, zerrissen, den Anblick der 
Stadt entstellend, von Hunden und Vögeln zerfleischt. Verderben für die 
Lebenden war der Leichengernch der Toten; der Tod hauchte den Tod 
aus“. — (Tr. Nikel S. 299.) 
Von solchen Zerstörungen, solchem Elende und solcher Verkommenheit 
konute das Land in 10 Jahren des Friedens sich nicht erholen. Dennoch 
gelang es dem tapfern Aötius (unter Kaiser Valeutinian I11.) die wilden 
Hunnen, welche 451 unter Attila über den Rhein her eindrangen am 
Karsamstage dess. J. Metz verbrannten und darauf Trier plünderten und 
zerstörten, bei Chalons zu vernichten. Diesmal waren die Franken, Bur— 
gunder, Sachsen, Alanen und Goten Bundesgenossen der Römer. Aber 
schon hatten sich die deutschen Völkerschaften in den römischen Provinzen 
Gallien und Spanien festgesetzt, und das abendländische Reich ging seinen 
Auflösung entgegen. 
Im Jahre 455 war Kaiser Valentinian III. in Rom ermordet wor— 
den; seine Nachfolger, bald hier bald dort von den Legiouen gewählt, 
herrschten kaum ein oder zwei Jahre und wurden dann wieder umgebracht. 
— Unterdessen fielen die Franken wiederholt in die Trier'schen Lande 
ein, schlugen den römischen Feldherrn Aegidius 463 bei Köln und setzten 
sich unter Childerich J. definitiv in Trier fest, das sie nun nicht mehr 
verließen. In Italien wurde der letzte Kaiser Romulus Augustulus 476 
durch Odoaker vom Throne gestoßen und damit dem weströmischen Reiche 
ein Ende gemacht. Zwar suchte sich der römische Feldherr Syagrius in 
Gallien noch gegen die Franken zu halten, aber 486 wurde er von deren 
König Chlodwig bei Chalons vernichtet. 
So ging das deutsche Element aus dem fünfhundertfährigen Kampfe 
mit dem römischen siegreich hervor, und dieselben Völkerschaften, au deren 
Tapferkeit der Siegeslauf der Römer sich zuerst gebrochen, traten im gan— 
zen westlichen Europa ihre Erbschaft an. An die Stelle der Römer, 
welche einen hohen Grad von Kultur in das Land gebracht hatten, traten 
jetzt die Frauken 464. Sie teilten das Land und die durch hundertjährige 
Drangsale aller Art sehr verminderten Einwohner unter sich, und ihre 
Roheit unterlag nur langsam dem bildenden Einfluß des Christentums. 
5. Die Einführung des Ehristentums an der Saar. 
Es ist nicht zu bezweifeln, daß schon im ersten Jahrhunderte christ— 
licher Zeitrechuung das Licht des Evangelinms wenigstens in einzelnen 
Funken in Gallien leuchtete, sei es, daß besondere Glaubensboten auch 
hierher gesendet wurden, oder daß überhaupt nur zum Christentume be— 
kehrte Römer hierherkamen, wie es deren namentlich auch in den Legionen 
schon in den frühesten Zeiten eine große Anzahl gab. Jeder Christ hatte 
die Weisung, die neue Lehre weiter zu verbreiten. (Briesen.) 
Schon gegen das Jahr 67 sandte der heil. Paulns von Rom aus, 
wie er selbst schreibt, den Crescens nach Gallien, und die Kirchen von 
Mainz und Metz rühmen sich, von diesem Apostelschüler gegründet zu sein.
	        
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