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Um der Aufforderung Nachdruck zu geben, rückte eine
Abteilung Infanterie und Artillerie in den Städten ein. Die
meisten Bürgerwehrmänner lieferten ihre Gewehre gutwillig selbst
ab oder schickten sie durch ihre Mägde aufs Rathaus; manche
warfen sie voll Wut auf die Straße. In dieser Zeit wurde auch
der Turnverein aufgelöst, der 1848 begründet worden war und
etwas demokratischen Anstrich hatte.
Die St. Johanner Bürger Gustav Bruch und
Rud. Lucas, die sich der politischen Bewegung mit jugendlichem
Feuer hingegeben hatten, hielten für gut, ihrer Vaterstadt eine
Zeitlang den Rucken zu kehren. Am 3. März 1850 löste sich der
Bürgerverein auf, und die Demokratenbärte und Heckerhüte kamen
allmãhlich aus der Mode. Im August dieses Jahres wurde auf
Anweisung des Bürgermeisters die schwarzrotzgoldene Blechfahne
von dem Marktbrunnen in St. Johann entfernt, und mit ihr
verschwand das letzte Wahrzeichen der Revolution.
11. Die wirtschaftliche Entwicklung
der Stadt St. Johann.
St. Johann hatte um das Jahr 1840 noch den Charakter
eines Ackerstädtchens. Frühmorgens bliesen der Kuhhirt und der
Schweinehirt ihre lockenden Weisen; dann stürzte laut grunzend
das Borstenvieh auf die Straße, während die Kühe bedächtigeren
Schrittes mit Gebrüll sich von ihrem Hüter zur Weide führen
liezen. Das Faselvieh war noch immer Gegenstand kommunaler
Fürsorge, und am Sonntag Nachmittag spazierten die Bürger im
schwarzen „Bandel“ wie Spreben (Stare) um ihre Ackerflur,
bevor sie sich zum Kegelspiel begaben. Sie wurden daher auch
die St. Johanner Spreben genannt. Erst im Jahre 1848 wurde