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Rechte zu wahren ſuchte, erließ der Papſt am 8. Oktober
1323 an ihn die Forderung, daß er ſich binnen drei
Monaten darüber verantworte, mit welchem Rechte er
ſich deutſcher König nenne. Ludwig, der durch die Mehr-
heit der Kurfürſten gewählt war, verwahrte ſich feier-
lich gegen die päpſtlichen Ansprüche und erhob gegen
Johann X.AII]. die Anklage der Ketzerei. Der Papſt ant-
wortete am 23. März 1324 mit dem Banne, und bald
nachher erklärte er gar den König Ludwig für abgesetzt.
Damit entbrannte der letzte große Kampf des Mittel-
alters zwiſchen dem Papſt und dem deutſchen König.
Herzog Leopold von Öſterreich, Ludwigs Todfeind, wollte
den franzöſiſchen König Karl IV. zum römiſchen König
erheben und ſuchte Balduin von Trier und König Johann
von Böhmen, den Schwager des franzöſiſchen Königs,
für diesen Plan zu gewinnen. In dieser Zeit ſehen wir
den dem luxemburgiſchen Hauſe verwandten und be-
freundeten Grafen Johann von Saarbrücken vom König
Johann von Böhmen mit jener Geſandtſchaft nach
Avignon betraut. Der abenteuernde König ließ den Papſt
wiſſen, daß er bereit ſei, einen Kreuzzug in das heilige
Land zu unternehmen, und ließ ſich zu dieſem Zwecke
auf drei Jahre den Zehnten der geiſtlichen Güter in
Böhmen und Luxemburg bewilligen. Außerdem über-
brachte Graf Johann einen Brief Erzbiſchoft Balduins
und entſchuldigte dieſen bei dem Papſte, daß er die päpſt-
lichen Strafmandate gegen den ,Bayernherzog‘““ Ludwig
noch nicht veröffentlicht habe. Der Papſt empfing den
Grafen ehrenvoll und gab ihm Schreiben und mündliche
Aufträge an König Johann, Erzbiſchof Balduin und den
Biſchof Emicho von Speier mit; in dieſen bezeichnet er
den Grafen als einen beſsonnenen und einſichtigen Mann
(virum cireumspectum et providum), der Glauben und Ver-
trauen verdiene. Aus besonderer Gunſt gestattete er dem
Grafen und seiner Gemahlin Mathilde, einen tragbaren
Altar mit ſich zu führen und an Orten, die mit dem
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