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angebrochen, als Pfalzgraf Konrad vor dem Burgtore
hielt. Seine Gattin ging ihm freundlich entgegen; er
aber bemerkte ihre Verlegenheit und fragte, was Neues
geſchehen ſei. „Herr,“ erwiderte Irmengard, „gestern kam
ein Falke übers Feld geflogen mit braunem Haupte und
weißer Kehle. Gut gekrümmt sind ihm Klauen und
Schnabel zu mächtigem Fange, und die Schwungfedern
reichen ſo weit, daß man sieht, ſein Vater habe ihn auf
hohem Aste erzogen. Dieſen Falken, nie sſaht Ihr einen
ſchönern, habe ich gefangen und behalten.“ Und ehe
noch der Pfalzgraf den Sinn dieſer Worte erfaſſen konnte,
führte ſie ihn in ein Zimmer, wo Heinrich und Agnes
Schach spielten. Sie standen, ihre Hände traulich inein-
ander legend, auf, und Irmengard ſagte: „Herr, das iſt
der Sohn des Fürsten von Braunſchweig, des edlen Löwen;
dem habe ich unſere Tochter zum Weibe gegeben; möge es
Euch lieb und genehm sein.“ Da erſchrak Konrad ſehr
und schwieg lange Zeit; endlich aber hub er an: ,„Es ist
geſchehen ohne mein Wissen und Zutun; das möge mich
entſchuldigen beim Kaiser.“ Dieser wallte in heftigem
Zorn auf, daß seine Pläne durchkreuzt waren und die
verhaßten Welfen die Aussicht auf die ſchöne und reiche
Rheinpfalz gewonnen hatten, und er ſprach zu Konrad:
„Gehe hin und löse das Band auf, das Jhr mit diesem
Taugenichts geſchloſſen habt.“ Erst als der Pfalzgraf
ſeine Unschuld beschwor und die Trennung der Ehe als
unmöglich erklärte, beruhigte ſich der Kaiſer und hielt
es für geraten, dieſe unerwartete Verſchwägerung der
Welfen und Staufen zur Hersſtellung des Friedens zu
benutzen. In Tilleda bei Kyffhauſen kam er mit dem
alten Löwen zuſammen und versſöhnte ſich mit ihm.).
Der : Ehe Heinrichs und der Pfalzgrafentochter Agnes
1) Nach Raumer, Geschichte der Hohenstaufen IT 364 ff. Der
romantiſche Stoff iſt von Friedrich von Heyden in dem früher viel ge-
lesenen Epos „Das Wort der Frau“ poetiſch geſtaltet worden. |
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