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zarten Bande, und Agnes wurde nicht nur als reiche Erb-
tochter, ſondern auch wegen ihrer Schönheit und’ Tugend
von vielen Rittern und Fürsten zur Frau begehrt. Auch
König Philipp August von Frankreich bekam davon Kunde
und warb um die Tochter des Pfalzgrafen, die Baſe
Kaiser Heinrichs VI., in der Absicht, ſich mit dem Stau-
fiſchen Hauſe noch fester gegen König Richard Löwenherz,
den Schwager Heinrichs des Löwen, zu verbinden. Kaiser
Heinrich unterstützte gern des Königs Werbung bei seinem
Oheim Konrad, und da auch dieser beiſtimmte, ſo schien
der Ehe kein Hindernis mehr im Weſge zu stehen. Aber
Konrads Gemahlin Irmengard, eine geborene Gräfin
von Henneberg, war dem Plane in der Stille abgeneigt;
ſie eilte zu ihrer Tochter und sprach, dieſe erforſchend:
„Ein ruhmvolles Schickſal, liebe Tochter, ein königlicher
Gatte bietet ſich dir dar: König Philipp von Frankreich
verlangt dich zu seiner Gemahlin.“ Da antwortete Agnes
bestürzt: „Mutter, ich habe oft gehört, daß der König
die schöne Ingeborg von Dänemark ohne Grund be-
ſchimpfte und verstieß; ich fürchte ſolch Beispiel.“,
„Aber wen,“ fuhr die Mutter fort, „möchtest du lieber
zum Gemahl?‘ ~— „Von dem,“ erwiderte die Tochter,
„werde ich mich nie trennen, deſſen Braut ich ſchon in
früheſter Jugend war, und dessen Schönheit, Mut und.
Tugend jetzt alle Stimmen preiſen. Er allein – denn
was kümmern mich die wilden Fehden der Männer? –
er allein war im ſtillen der Freund und Geliebte meines
Herzens, er allein ſoll mein Herr und Gemahl Fein.’
Als Irmengard den festen Willen ihrer Tochter sah, ſprach
ſie erfreut: „Dein Wunſch soll erfüllt werden,“ und ſchickte
einen ſicheren Boten mit einem geheimen Briefe an
Heinrich. Sogleich eilte dieser nach Stahleck bei Bacha-
rach, dem Schloſſe der Pfalzgräfin, und ward hier, da
die geringste Zögerung mit der größten Gefahr des Miß-
lingens verbunden ſchien, noch an demſelben Abend ſeiner
treuen Agnes angetraut. Der folgende Tag war kaum
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