stellern Diodor und Strabo beſizen wir eingehende Nach-
richten über die Eigentümlichkeiten der Kelten, ihre Sitten,
Gebräuche und öffentlichen Einrichtungen. Das Äußere
eines Kelten veranſchaulicht uns ein antikes Kunſtwert,
der „sterbende Gallier“ im kapitoliniſchen Muſeum. Ein
junger Krieger, der in der rechten Bruſt die Todeswunde
empfangen hat, iſt auf seinem Schilde ſterbend nieder-
geſjunken; neben ihm liegt ſein zerbrochenes Schwert und
ſein gleichfalls zerbrochenes gewaltiges Horn. Daß dieser
Krieger ein Gallier iſt, beweiſt der charakteriſtiſche Schmuck
der gewundenen Halskette, ferner das ſtarke, durch eine
ſeifenartige Pomade ~ die Herstellung der Seife aus
Talg und Buchenaſche iſt eine galliſche Erfindung ~ nach
hinten gestrichene Haar, die eigenartige Geſichtsbildung
des „Barbaren“’ und der dichte Schnurrbart, den Diodor
als Eigentümlichkeit der Gallier erwähnt. Als Charakter-
eigenſchaften dieſes Volkes treten Tapferkeit und ritter-
licher Sinn hervor, Vorzüge, denen Neugier, Neigung
zur Prahlerei und Wankelmut als nationale Fehler gegen-
überstanden. .
Die Kelten waren zweifellos eine äußerſt bildungs-
fähige Nation und ſind lange vor Cäsar den Kultur-
einflüſſen der Mittelmeervölker zugänglich geweſen. Grie-
chiſche Kaufleute von Massilia, dem heutigen Marseille,
ſind für sie die erſten Kulturbringer geweſen. So kannten
ſie die Kunst der Metallbearbeitung und der Weberei ſowie
die Schriftzeichen; vielbetretene Verkehrswege durch-
schnitten das Land und verbanden ihre ummauerten
Städte; sie ſchlugen Münzen nach griechiſchem Vorbilde,
und ihre Segelſchiffe besuhren den Ozean. Die Träger der
geiſtigen Bildung waren ihre Priester, die Druiden, welche
einen festgeſchloſſenen, privilegierten Stand bildeten und
ſchon aſtronomiſche ſowie philoſophiſche Studien trieben;
die Lehre von der Seelenwanderung gehörte zu ihren
Glaubensſätzen. Prieſter und Adel waren die einfluß-
reichſten Stände, denen das niedere, in Hörigkeit ver-
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