Full text: 1934 (0012)

Zum Geleit 
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lle Deutschen umschlingt das gemeinsame 
Band der Tradition, die unlösliche Derbundenheit mit denen, die ihr Leben und 
ihr Blut für uns geopfert haben. Das Daterland fordert in der Erinnerung an seine 
heimgegangenen Söhne Pflichten von den Lebenden. Diese Pflicht ist um so größer, 
ernster und verantwortungsvoller, als sie auf Hütern der Grenzmark ruht. 
Wir kennen unsere Lage, unwürdig eines großen RKulturpolks, das gewohnt 
ist, sich in Selbstzucht zu regteren, das nur in der freiheit atmen kann. Wenn 
wir so mit allen fibern unseres Herzens die freiheit fordern, ohne jede Ein⸗ 
schrünkung, ohne jedes Kompromiß, so dienen wir zugleich dem frieden. Wir 
wissen, daß die Grenzmark nur leben und gedeihen kann, wenn frieden ist. 
Das Leben an der Grenzscheide zweier großer Dölker birgt besondere Pflichten 
in sich, Hier berühren sich zwei große Kulturen, die der Welt sehr viel gegeben 
haben und noch geben sollen. Hier können nationaler Haß, alte feindschaft, 
die der unerbittliche Lauf der Geschichte zwischen zwei Nationen aufgerichtet, am 
ehesten überbrückt werden, weil einer den andern achten und ehren lernt, weil 
man es hier mit hünden greifen kann, daß Europa zu klein, zu schwach 
geworden ist, um sich in wirtschaftlichen und politischen Kümpfen zu zerfleischen. 
Wir rusen das in großem Ernst auch dem ehemaligen Gegner zu. Ich weiß, 
daß die wahre Aussöhnung zweier Nationen, zwischen denen ein Meer von 
Blut und Trümmern liegt, nur von denen vorwärts getragen werden kann, 
die Auge in Auge den vordersten Graben verteidigt haben. BSie wissen, was 
Krieg bedeutet, was frieden ist. Bie lieben ihr Land, ihre Heimat, ihre Kultur 
über alles, und dieses gesunde nationale Empfinden ist die sicherste Grundlage 
seder Derstündigung, jedes friedens. 
Daß das Saargebiet deutsch ist und deutsch bleiben will, hat die Bepölkerung 
in den zurückliegenden Jahren der erzwungenen Abfonderung vom Vaterland 
bewiesen. Nachdem das Saaorgebiet die Aufmerksamkeit Europas und der Welt 
auf sich gezogen hat, sind die Zustünde und Derhältnisse dort von hellen Schein— 
werfern erleuchtet, so daß Lügen über die Zusammensetzung der Bepölkerung 
und ihrer Wünsche keinen Boden mehr finden können. die Auferlegung der 
von dem VDersailler Dertrag diktierten fünfzehnjührigen Trennung von der 
heimat war eine der überflüssigsten Bestimmungen. Wenn sie aber ein gutes 
gehabt hat, so ist es das, der Bevölkerung eine erhöhte Resonunz zu geben 
für ihre Bekenntnisse zum Deutschtum. 
Die Rufe der Bevölkerung können nicht mehr in den Wind geschlagen und 
nicht mehr verfälscht werden. Die zunehmende Erkenntnis von der wahren 
Sochluge im Snurgebiet und der wahren Stimmung der Bevölkerung läßt mich, 
ohne mich irgendwelchen Illusionen hinzugeben, hoffen, daß es bald gelingen 
wird, das willkürlich geschaffene Saarproblem in einer Weise zu bereinigen, 
die den Wünschen der gesamten Bepölkerung und ganz Deutschlands entspricht. 
Allen Landsleuten entbiete ich meine 
herzlichsten Grüße. 
Dizekanzler des Deutschen Reiches 
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