selbst im Ausland, so kann auf Gefängnisstrafe
bis zu fünf Iahren erkannt werden.“ Im Reid
hat man mit gutem Grund verschärfte Straf-
bestimmungen für Werkspionage zugunsten des
Auslandes eingeführt. Im Saargebiet dagegen
ist also Werkspionage zugunsten des Auslandes
(Frankreich!) kein strafvers<ärfendes UPloment.
Januar 1933.
Jan.: Erneut werden größere Grubensenkungen
aus Herrensohr gemeldet, die davon betroffenen
Häuser gleichen Ruinen.
Als Ueujahrsges<enk der Regierungskommission
kündet sie eine weitere Kürzung der Sozial-
renten ab 1. JFebruar an. Dolksvertretung und
Gewerks<aften haben sich um Abwendung dieses
Unheils bemüht, da eine Sanierung unserer
Sozialversiherung nict aussc<ließlich auf Kosten
der armen Rentenempfänger vorgenommen wer-
den dürfe. In einem Zeitpunkt, in dem auslän-
dise Regierungsbeamte das Saargebiet mit riesi-
gen Leculesummen verlassen, Spitzengehälter ge-
zahlt und Sinekuren für höchst überflüssige Aus-
länder ermögli<t werden, muß man auc< Der-
ständnis aufbringen für die AKermsten der Armen.
Jan.: Prälat Subtil- Saarlouis in einem
Alter von 86 Jahren gestorben. Mit ihm ent-
sc<lief einer der hervorragendsten kath. Rirdhen-
führer der Heimat. Unvergeßli< seine Worte bei
der Weihe der evgl. Kir<e in Saarlouis: „,,In
kirchlichen Dingen bei gegenseitiger A<tung der
religiösen Ueberzeugung sc<iedlich friedlich, in
der Stellungnahme gegen Jeinde der Sittlichkeit
und dristlihen Gesells<aftzordnung geschlossen
einig, im geschäftlichen und gesells<aftlihen Der-
kehr brüderlich “
JIan.: Zur Senkung der Gemeindesteuern im
Saargrenzgürtel, der wegen Abshließung von
seinem natürlichen Absaßgebiet unter erdrücken-
der Uot leidet, hat das Reich 545 000 RUM. zur
Derfügung gestellt.
Jan.: Das 300jährige Geshäftsjubiläum der St.
Johanner WMeßgerfamilie Köhl wurde von der
Freien Meßgerinnung Saarbrücken unter großer
Beteiligung der Bürgers<aft, der Stadt und Re-
gierung gefeiert. Der große Festsaal der Hand-
werkskammer konnte die Zahl der Gratulanten
nicht fassen, um eine Familie zu ehren, die dur
zehn Generationen die Derkörperung bester Hand-
werker- und Bürgertugenden darstellt. IJeßiger
Inhaber Ludwig Köhl, wohlverdient um das Ge-
meinwohl.
Jan.: Der frühere Direktor im franz. Handels-
ministerium erklärt, daß Derhandlungen zwischen
Deuts<land und Frankreich zur baldmöglichsten
Regelung der Saarfrage und der Zukunft der
saarländisc<en Wirts<aft so dringend wie nüßlim?
seien. Die „Saar“ wüns<t wirtschaftliche Re-
gelung auf einer klaren und festen politischen
Grundlage, zu der auc) der deutsche Staatsbesiß
unserer Kohlengruben gehört.
Jan.: Das hundertjährige Ges<häftsjubiläum
konnte die Glaserei CTudwig Barth in Saar-
brücken begehen. Ein Enkel des Gründers führt
heute das Ges<äft. E<hter deutsc<er Bürgergeisjt
hat stets die Inhaber beseelt, die von je ehren-
wert und beliebt in der gesamten Bürgersc<aft
gewesen sind und die Schtung aller Kreije 92-
nießen.
Jan.: Die Wohlfahrtzausgaben der Gemeinden
gehören zu den drücendsten Derpflichtungen.
Bußerordentlice Steuermittel sind heute auf dem
.]
12
3
22.
Gebiet des JFürsorge- und Unterstüßungswesens
erforderlich. In Saarbrücken betrugen die Wohl-
fahrtslasten im Iahre 1931 13 Millionen Franken,
1932 25 Millionen Franken und im Jahre 1933
35 Willionen Franken. Die Schwierigkeiten ver-
mehren sich dur< den Rüdgang der Einkommen-
steuer um 15 Prozent und der Gewerbesteuer um
10 Prozent. - Es gibt in Saarbrücken 230
obda<lojse JFamilien, deren Unterbringen die
Stadt mit 600 000 Ir. bezahlt.
24.
Jan.: Der Dölkerbundsrat in Genf bestätigt auf
ein weiteres Jahr bis zum 31. März 1934 die
gesamte Regierungskommission von Knox bis
Koßmann.
Dom ersten „Dotwerk deuts<er Jugend“ in
Saarbrücken wird gemeldet, daß das Stadtamt
für CeibeSübungen, Gewerbeschule und Dolksho<-
shule eine „Turn- und Sportkameradschaft er-
werbsloser Jugend“ ins Ceben gerufen baben, die
zunächst 50 Mann umfaßt.
Jan.: Die freie Bauerns<haft des Saargebiets
wendet sich in ihrer Uotlage an den Deutschen
Landwirtsc<hafts5rat um Hilfe in ihrem Kampf um
die Wiedergewinnung des dur< das Dersailler
Diktat an die französis<e Landwirts<aft ver-
lorengegangenen Saarmarktes. Ein Appell wird
auc< gerichtet an die Regierungskommission um
Hilfe gegen den ungleihen Wettbewerb der loth-
ringisc<hen Candwirte.
Jan.: Die „Candeszeitung“ veröffentliht einen
neuen plumpen Franzosentrick. In den Orten
des unteren Saargebiets wird ein Formular ver-
teilt, das die Ceute auffordert, auf die Aufrecht-
erhaltung der Anwarts<aft auf die deutsche In-
validenrente zu verzichten und Marken der fran-
zösisc<en Invalidenrente kleben zu lassen. Die
deuts<e Rente ist aber wesentli höher als die
französische. Im Jahre 1935 wären die Dummen,
ohne jeden Anspruc< oder gezwungen, zugunsten
der Franzojen abzustimmen. Auc< dies Manöver
wird fehls<lagen, es ist ersonnen na< dem
Wort: „Helfe, was helfen mag!“
Jan.: In der Hauptversammlung der Eisenhütte
Südwest wird bekanntgegeben, daß 1932 im Saar-
gebiet nur 1 463 000 Tonnen Rohstahl hergestellt
worden seien, 66 Prozent der bisher erreichten
Hödhstziffer des Jahres 1929. Thomasstahl fiel
von 1 718 500 Tonnen im Jahre 1913 auf 1 078 200
Tonnen im leßten Jahr. Die französis<e Berg-
verwaltung förderte an Kohlen im vergangenen
Jahr 10,5 Millionen Tonnen und erreichte damit
den bisher tiefsten Stand.
Adolf Hitler, der Führer der nationalsozialisti-
sjh<en Bewegung, wurde zum Reidskanzler er-
nannt.
25.
29
30.
Februar 1933.
,.
Febr,: Im Siedlungsheim des JFrauenvereins
vom Roten Kreuz am Ueunkir<er Steinwald
war dem freiwilligen ASKrbeits-
dienst eine Heimstätte bereitet. Eine Derfügung
der Regierungskommission hat urplößli<h die
Aufhebung dieses sozialen Hilfswerks veranlaßt.
Wie die Presse meldet, vermutet man den Grund
zu dem Dorgehen in der begeisterten Reids-
gründungsfeier der Insassen.
JFebr.: Uac< einem Bericht im JFeuerbestattungs-
verein für das Saargebiet zählt der Derein 1873
Mitglieder (1171 Männer und 702 Frauen). Im
Saarbrücker Krematorium fanden 1932 60 Ein-
äscherungen statt. Don den Eingeäscherten stamm-
ten 32 aus Saarbrü>kßen 28 von auswäürts.
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