]
Sept.: Die Zeitung „Ere Uouvelle“ unterrichtet
ihre CTeser über das Saarproblem. Troß der
deuts<en Herkunft und der Gefühle der Bevöl-
kerung vermengen sich, so heißt es da, die fran-
zösis<Gen und saarländischen Interessen. Die
gegenwärtige Krise koppele sie no< fester an-
einander. Die wirtschaftlihe Derbindung des
Saargebiets mit Frankreih und der Dergleid)
zwischen der deuts<en Uot und dem relativen
französishen Wohlstand entgingen den Saarein-
wohnern nicht. Besonders merkwürdig sind die
weiteren QAuslassungen des radikal-sozialen
Blattes: Die saarländische Iugend wende sich
gerne Frankrei< zu. Die von der französischen
Grubenverwaltung errichteten S<ulen (aha!)
würden von einer großen Anzahl Sd<üler be-
ju<t. Gegenüber der zu großen Zurückhaltung
Frankreichs treibe Deutschland eine äußerst
aktive Widerstandspolitik und suche die Sym-
pathie der Bevölkerung „zurückgewinnen“. Frank-
rei müsse siH zur Tat ents<ließen. Es gehe
nict nur um die materiellen Interessen, sondern
um die französische „Reputation“. Es sei deshalb
Pflicht, zu verhindern, daß man eines Tages von
Frankreich sagen könne, es habe im Saargebiet
eine Schlappe erlitten.
Bundestagung der Saarvereine am Deutschen
Ek. Siehe besonderen Artikel Seite
Ueber den Arbeitsmarkt im August meldet
u. a, der Arbeitsnachweis Saarbrücen, daß die
französische Bergverwaltung wieder fünf Gruben
als kurzarbeitende Betriebe gemeldet hat.
12. Sept.: Ein französisches Bombenflugzeug geht
auf dem St. Arnualer Flugplaß nieder. Ein
Masc<inengewehr und drei Bombenabwurf-Dor-
richtungen waren seine Wehr und Waffen. Un-
gehindert durfte das Flugzeug die Stadt wieder
verlassen. Die Franzojen wollten den Saar-
brükern nur einmal zeigen, wie gut sie ab-
gerüstet haben und wie unverschämt es von
Deuts<land sei, aufrüsten zu wollen.
15
Sept.: Der Cohnabbau im Saarbergbau wird von
den Franzosen diktiert. Frankreich zeigt nicht
das geringste Entgegenkommen. Die neuen
Hungerlöhne sind heute den Belegs<aften durch
Anschlag bekanntgegeben.
HT:
Sept.: Für französis<e Propaganda hat die
Bergverwaltung immer nod viel, viel Geld übrig,
3. B. für die allen verhaßten Domanialsc<hulen
usw. Der „Bergmannskalender“, einst ein Hort
vaterländischer Gesinnung, heute ein Frankreid
verhimmelndes Machwerk, muß von den aus-
gepowerten Knappen gekauft werden. Beamte,
Fahrhauer erhalten für erzwungenen tüchtigen
Absaß Prämien. Ein unerhörter Druck wird aus-
geübt, so heißt es in einem Ans<lag: „Beim
Derlesen ist bekannt zu geben, daß sich alle
Arbeiter, die keinen Kalender
wünschen, auf dem Büro bei ihrem
Steiger oder Fahrhauer zu mel-
den haben. Was das heißt, wissen wir! Die
Bezahlung erfolgt mittels Lohnabzug. Der Wink
mit dem Zaunpfahl genügt, was sich nicht biegt,
das fliegt! „Und bist du ni<t willig, so brauch"
im Gewalt.“
Sept.: Wiesbaden weiht die „Saarland-Eiche“ im
Dolkspark zur Anerkennung der Treue unserer
Heimat und zur Erinnerung an die jahrhunderte-
alte Stammesverbundenheit Uassaus mit dem
Saargebiet dur< die Fürstenhäuser Uassau-Saar-
brücken
)g
»„»
Sept.: Die Sorge um das Hungers<idsal der
Saarbergleute beherrs<t heute das ganze Saar-
revier. Die Derantwortung trägt Frankreich, es
hat die Ma<t als gegenwärtiger Besitzer der
Gruben, aber damit zugleid au< die Pflicht
übernommen, die Knappen vor aller Derelendung
zu bewahren. Ueber 1200 Personen füllten den
Saal des Johannishofes zur Revierkonferenz des
Gewerkvereins <ristl. Bergarbeiter. Man will
an die Generaldirektion in Paris und an den
französischen Arbeitsminister appellieren. Hier
gibt die Bergverwaltung das Jahresergebnis der
Gruben auf 34,5 Millionen an und in der fran-
zösischen Kammer nennt sie 59,7 Millionen. Cor-
riger la fortune!
Sept.: Die Derhandlungen der Dertreter der
Tariforganisationen des Saarbergbaues mit Ar-
beitsminister Daladier in Paris haben einen Er-
folg gezeitigt. Die Kündigung bleibt bestehen,
doh ist die Zusage gegeben, daß die bisherigen
Cöhne für Oktober bzw. bis zu einer endgül-
tigen Regelung weiterbezahlt werden. Dor-
gebra<te Bes<Hwerden sollen ernstlich geprüft,
Entlassungen in größerem Umfange nic<t mehr
vorgenommen werden,
Mit 28 Prozent Wasser verfälschte 20 000 Liter
Mil< der Caitiere de la Moselle wurde in Saar-
brücken beschlagnahmt. Die Mil< wurde aber zu-
rückgegeben und bei den eigenen Candsleuten
„untergebracht“
29
Oktober 1932.
2, Oktober: Das größte deuts<e Landflugzeug
„D 2500“ besu<t Saarbrücken. -- Die ersten
Flugzeuge, die vor etwa 25 Jahren auf den St.
Das Blieskasteler Madonnenbild:
„Unsere liebe Frau mit den Pfeilen“.
Das in Eichen ges<nißte Gnadenbild, ein früh-
gotis<es Werk aus dem 13. Jahrhundert, befand sich
[ange im Kloster Gräfinthal, Bei dessen Zerstörung
sollen Plünderer mit Pfeilen nac dem Bilde ge-
schossen haben, das seither im Dolksmund: „Madonna
mit den Pfeilen“ genannt wird. Heute ist das Bild
alljährlic< für viele Tausende von Wallfahrern der
Anlaß nach Blieskastel zu pilgern.
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