Full text: 1934 (0012)

Schicksal nahm seinen von Bismarck vorhergesehenen unheilvollen Lauf. Er 
schlug aber dereinst mit seines Geistes Schwerteshieben das Wort in jedes Herz 
hinein. wir sollen Deutschland lieben und fürchten Gott allein! 
Er schläft in seinem Sarkophag, über seiner Ruhestätte rauschen deutsche 
Eichen und klagen ihm deutsches Leid. Tot? Nein, er ist uns nicht gestorben, der 
Sang von Barbarossa gilt auch ihm: „Er hat hinabgenommen des Reiches Herr—⸗ 
sichkeit, doch er wird wiederkommen, mit ihm auch seine Zeit,“ Nach langer, 
hanger Haft in Niederbruch, Schmach und Verzweiflung der schicksalsschwersten 
Epoche einer mehr denn tausendjährigen Geschichte spürt heute die Welt, daß 
sein Geist und edelstes Erbe, der Wille zur Tat, wieder lebt, wirbt und wirkt in 
den Herzen von Vtiillionen der Besten der Nation. Seine Kraft fährt in die 
Geister, geleitet und geführt von einer hochragenden Seele der Hingebung zum 
dertrauenden Volk. Die Nachtgestalten völkischer Erniedrigung und des Unheils 
flüchten ins Dunkel vor den Lichtstrahlen am beginnenden Tag. Wie in Sieg— 
friebs Schmiedeweisen schallt heute ein Hammer riesenstark, der wie ein 
ritterlicher Schildschlag Deutschlands Willen zu neuem Leben kündet. Vaterland! 
Die dem Gedanken Treue hälten, ruft herbei, nur wenn wir von ihm nicht 
wanken. sind wir wieder stark und frei! 
Auf dem Schloßplatz zu Saarbrücken steht des Reichsgründers ehernes Bild. 
Wir brauchen heute vor seinem ernsten Blick die Augen nicht mehr nieder— 
zuschlagen, denn wir alle spüren wieder seines Geistes einen Hauch. Du, bist 
dahingegangen, wo'ewig Schweigen ruht, doch heute hält 
umfangenunsdeiner Seele Glut. Ein Führeristerstanden. 
erhatdas Licht gebracht, hebt uns aus Not und Schanden: 
Dein Deutschland ist erwacht! 
Der längste, Bandwurm“ im saarländischen Schrifttum 
Von A. 3. 
Die kuriosen Satzungeheuer sind heute längst verschwunden, die in den 
alten saarländischen Schriftsätzen dem weniger geistig geschulten Leser böses 
Kopfzerbrechen verursachten. Sie hatten allein vor nicht langer Zeit in der 
Jurifterei noch eine Heimstätte. Erzählt man sich doch, daß mancher mit einem 
ürteil zu seinem Rechtsanwalt wandern mußte, um zu erfahren, ob er den 
Prozeß gewonnen oder verloren habe. Eine Uebertreibung, aber ein Kern 
steckt doh in dem Witz, der das schwer Verständliche der Schachtelsätze geißeln 
will. Das Unheil ist leider vielfach in sein Gegenteil umgeschlagen. Ich erinnere 
nur an Alfred Kerr, der oft noch die kürzesten Sätze zerreißt und in seiner 
geistreich sein sollender Eigenart oft hinter jedem Wort das Gefüge mit 
einem Punkt abschließt. Der goldene Mittelweg ist auch hier das Richtige als 
nötig, nützlich, angenehm. 
Die zweifellos hochgelehrten Geheimräte unseres Fürstentums vor 161 
Jahren huldigten mit großem Eifer maßlosen Satzungeheuern, um dem publico 
zu zeigen, wie wenig sie die schöne deutsche Sprache etwa in Luthers Bibel 
tractiret“ hatten. Dagegen beherrschten sie sicherlich Latein und, hatten den 
Sätze spinnenden, braven Livius und den eleganten Phrasendrescher Kikero 
studiert, den Schuster Plath bei Fritz Reuter „Ut mine Stromtid“, allerdings 
stark herabwürdigend, einen „ollen Drönbartel“ nennt. Mit besonderem Ver— 
nügen habe ich oft in unseren alten Drucken nach den Sünden wider den 
Wunen Geist unserer edlen Sprache gesucht und geforscht. 
Ein erfreuliches Resultat lieferte mir hier ein Buch, das mir einst der nun 
längst ruhende, ehrwürdige Bürger Karl L. Kuhn für ein kleines Entgegen⸗ 
kommen schenkte. Der Titel der Schrift lautet: „Kurtze, doch vollständige Nach— 
richt von der Verfassfung des Fürstlich-Nassau-Saarbrückischen Renovatur-⸗ und 
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