Die 1931 erfolgte Erneuerung |der Gilde fand sofort freudige Aufnahme,
denn sie konnte schon nach kurzer Zeit über 300 Mitglieder verzeichnen. Die
Mittel erlaubten zwar noch nicht die Errichtung einer großen modernen Scieß-
sportanlage, aber es sind bereits im Saarbrücker Wald Schießstände hergestellt,
die Staatssekretär Exzellenz Lewald zu den schönsten rechnete, die er gesehen.
Die in dem Sockel niedergelegte Urkunde zeugt von dem nationalen Geist, der
die Saarschützen beseelt. Die Schießsport treibenden Vereine sehen ihre Haupt-
aufgabe „in ider Ertüchtigung und Erziehung unserer Jugend, zunächst im
Schießen selber und dann in der Erziehung zur Manneszuht und Disziplin“.
Hier ist ein Ziel gesetzt, dem alle den schönsten Erfolg wünschen.
Streit um einen Rir<henstuhl in St. Johann 1781
Von Prof. Dr. Kloevekorn.
Ein köstlihes Dokument ehemaliger Krähwinkelei in den Saarstädten
hat Prof. Dr. Kloevekorn, der jetzige Leiter der Bibliothek des Historischen
Vereins, aus verstaubten alten Akten ans Licht gezogen. Es ist sicher das
bezeichnendste und zugleich humorvollste Aktenbündel aus der Geschichte der
alten, guten Bürgerzeit. Es meldet über eine heute unglaublich erscheinende
Engherzigkeit und seelische Verkalkung der besseren Hälften der sogenannten
besseren Bürger St. Johanns in der Fürstenzeit. „Da werden Weiber zu
Hyänen und treiben mit Entsezen Scherz“ selbst in der Kirche. Um Erbauung
war es wohl den dummen Gänsen weniger zu tun. Sie führten ihren alber:
nen Dünkel ins Gotteshaus, prunkten und prahlten mit ihm unter Aus-
s<luß von Glauben und Geist, zwei Geschenken, mit denen Gott die Hoffahrt
niemals segnet. Der blöde Stolz auf Titel hat zwar auch später noch be-
lustigende Blüten getrieben, aber, soweit ich weiß, doh nur in einem stark
eingeschränkten Maße eine Rolle gespielt. Ih entsinne mich da eines drolligen
Vorfalls, in dem auch ein empörtes Frauenherz mit recht langem Haar des
Hauses vermeintliche Ehre wahrt. Drei Eisenbahnsekretäre klopften eine
lange Reihe von Jahren nac ihrer Arbeit im Restaurant einen Erholungs-
skat. Plötzlich erschien einer der alten Freunde nicht mehr. Man sendet eine
Botin in seine Wohnung, um die Ursache des Fernbleibens zu erkunden. Der
Empfang durch die holde Gattin ist sehr unfreundlich. „Nanu! Wisse die
Herre Sekretäre denn noch nit, daß mei Mann den Titel Obersekretär
kriet hat? Der Herr Obe rsekretär läßt sich bedanken for gütig Nachsrag,
awer, was nit geht, das geht eben nit. Er kummt nit meh!“ Bums, die Türe
fiel ins Schloß, die Würde des Hauses war gerettet. A.:Z.
In der lutherischen Kir<e in St. Johann gab es in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts neben den übli<hen Pläßen für die Bürgers<haft 3wei kleine
Gruppen von Pläßen, die für ganz bestimmte Personen, und zwar für die Witwen,
Frauen und Töchter der Gerichtsmannen reserviert waren. Man nannte diese
Gruppen die Gerichtsstühle. Die Inhaberinnen der Plätze dünkten si< als etwas
besonderes vor den ganz gewöhnlichen Sterblichen.
Im Jahre 1781 saßen in diesen Gerichtsstühlen, die in der Kirhe einander
gegenüber lagen:
“. Thomas Rödlings Ehefrau, des verstorbenen Gerichtsmannes Philipp
Dietrich Firmonds Toter.
Thomas Rödlings Wittib.
Deren Schwester Samuel Kardhers Wittib, beide des verstorbenen Gerichts
mannes Georg Röhls Tödter.
4. Des verstorbenen Gerichtsmannes Conrad Gottfrieds Toter.
5. u. 6. Des Gerichts5manns Anton Klebers zwei Tödter.
7. Des gewesenen Gerichtsmannes Chr. Shmidt Ehefrau.
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