brennen ſehen, angezündet von betrunkenen franzöſiſchen Revolutionären. Rot
leuchteten die Flammen am Nachthimmel, auf der Saarbrücke unten drängten
ſich dieſelben Bürger, die ſo oft das prächtige Feuerwerk im Scloßgarten
bewundert hatten, rangen die Hände und jammerten laut . . . Der Fürſt ſtarb
auf einer Reiſe in der Fremde, auch fein Sohn fah die Heimat 'nie wieder.
Im Jahre 1812 machte er als württembergiſcher Offizier den ruſſiſchen Feldzug
mit und erlag auf dem Rückzug ſeinen Wunden in Wilna.
Von dem einſtigen Glanz iſt im weſentlichen nichts mehr übrig geblieben
als der mit ſchönen Bauten geſchmückte Ludwigsplat, ein paar Barok- und
RenaiſſancekirHhen mit marmornen Sarkophagen der Fürſten und ſteinernen
S<hoßhündden, die auf den Schleppen der Ahnfrauen liegen, fürſtliche Wappen
über reichgeſhnitßzten Kirchentüren und hier und dort, verſteckt in einem ver-
wilderten Berggarten ein kleines, elegantes Luſthaus und alte vergilbte Doku-
mente . . . „Von Gottes Gnaden Wir Ludwig, Fürſt von Naſſau-Saarbrücken....“
Der „Brodelhawe“
Von Dr. Oskar Barth - Gotha.
Ob es wohl heute noch im lieben, alten Saarbrücken Brockelhawe gibt?
In meiner Jugend fehlte er in keinem bürgerlichen Haushalte, doch das ſind
nun ſchon weit über 40 Jahre her. Der e hte Brockelhawe war jenes hohe,
gebrauchte irdene Henkelgefäß von zwei bis drei Liter Faſſungsvermögen, in
dem die Saarbrücker Hausfrau Mil< in den Keller ſtellte und ſo ſauer und
dick werden ließ. Jn dieſem Zuſtande hieß und heißt das nahrhafte Milch-
produkt in der Urſchönheit unſerer heimatlichen Mundart Brockel. Brockel
und Bratkartoffein waren in den Zeiten einfacherer Sitten ein vortreffliches
Abendbrot; Liebhaber würzen ſich ihre Brockel noch heute mit Zucker und
Zimt. „Brockel“ ißt man übrigens nur in Saarbrücken und Umgegend,
anderswo ſpricht man phantaſielos von dicker Milch.
Neben dem ehten Brockelhawe gibt es nun noch einen une hten. Beiden
gemeinſam ijt die Höhe der Form und die Beſchränkung ihres einzigartigen
Namens auf unſere Saarhgimat. Sonſt haben ſie wenig mit einander gemein,
und der unehte Brokelhawe heißt im übrigen deutſchen Vaterlande Seidenhut
oder Zylinder. Die ſchönſten Brockelhawe dieſer Art in Saarbrücken trugen
nach meiner Erinnerung unzweifelhaft die alten Leichenbitter, jene braven
Männer, die „die Leich“ anſagten: „Eine Empfehlung von Herrn und Frau
Karl Müller und der Herr Friedrich Lehmann, Frau Müllers Vater, wäre
geſtern Abend 10 Uhr ſanft entſchlafen. Die Beerdigung findet unter Beteili-
gung von Herren und Damen morgen nachmittag um 3 Uhr vom Sterbehauſe
Eiſenbahnſtraße 240 aus ſtatt.“ Als dienſtliche Ausrüſtung trugen dieſe Männer
außer ihrer berühmten Leichenbittermiene eine ſchwarze Gewandung von anno
dazumal und -- umflort -- befagten Brokelhawe von zart moosgrünem
Schimmer, der auf no ältere Zeit "hließen ließ.
Nun lebte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Öwergaß
(Schloßſtraße) eine ehrbare alte Jungfer, die ſich und ihren hochbetagten Vater
redlich mit ihrer Hände Arbeit ernährte und u. a. auch eine Nähſchule betrieb.
Hier konnten die Saarbrücker Bürgerstöhter in Kreiſen zu vier bis ſechs
nähen und flicken und ſtopfen lernen. Allgemein ſprac< man von ihr nur
unter dem Namen Baſ' Lore. Baſ' Lore mochte wohl keine Alteingeſeſſene
Dd