Full text: 10.1932 (0010)

Unter dem Taktſto> Lothar Ströbes. 
Von Paul Seedorf, ehem. Hoboiſt ider 70er Kapelle. 
iE 
Die Erinnerung an die friedlichen Zeiten der „Saar“ geht mit uns, lebt 
gerade in trüber Zeit gerne auf und läßt alte liebe Bilder in freundlichen 
Farben erſtehen. Wer unſeres Kunſtlebens vor etwa 40 Jahren gedenkt, dem 
vird neben Geheimrat Haldy und Sanitätsrat Höderath die Erſcheinung 
Ströbes unvergeſſen ſein. Ohne ihn und ſeine treffliche Kapelle iſt der Auf- 
ſhwung ſaarländiſchen Muſiklebens zu jener Zeit nicht denkbar. Ströbz25 
Streben ging weit hinaus 
über die Klangwirkung einer 
ſchneidigen Marſchmuſik; er 
ſtudierte ſchwierige Kompo- 
ſitionen und überraſchte unſere 
Kunſtkenner dur<h deren ge- 
haltvollen Vortrag. Allen feſt- 
lich-feierlichen Veranſtaltungen 
in Stadt und Land gab er 
den kKünſtleriſch-muſikaliſichen 
Rahmen, die glückliche Wahl 
der Muſikſtücke erhöhte ſtets 
die Weihe der Stunde. Von 
den Konzerten der Geſellſchaft 
der Muſikfreunde und der 
„Harmonie“ bis herab zu 
einem feucht-fröhlichen Bier- 
konzert, Meiſter Ströbe konnte 
ſtets reichen und aufrichtigen 
Beifall für ſich und ſeine 
Kapelle ernten. 
Galt es, einen heimgegan- 
genen Kämpfer von Spichern 
zur letzten Ruhe zu geleiten, 
ſo war es ihm ein Herzens- 
bedürfnis, unentgeltlich mit ſeiner Kapelle zu erſcheinen und dem Kameraden 
unter den Klängen eines Trauermarſches die ihm ſchuldige Ehre zu erweiſen. 
Di2 Wohltätigkeit fand ihn ſtets zur Mitwirkung ohne jeden klingenden Lohn 
bereit. So darf es niht wundernehmen, daß Ströbe als ſtadtbekannte und 
gern geſehene Perſönlichkeit ſich überall auch einer, ſeinem Fleiße gebührenden 
Hochachtung erfreuen durfte. “ 
Eine eiſerne Energie wohnte in dem nicht gerade kräftigen Körper, der 
die anſtvengendſten Märſche mühelos überwand. Er ſelbſt, die perſonifizierte 
Pflichterfüllung, forderte ſie auch von ſeinen Untergebenen. Doh war ſein 
Auftreten durchaus nicht mit der alten, rauhen militäriſchen Art zu verwechſeln, 
ich will es als väterliche Strenge bezeichnen, mit der er die tüchtigen Leiſtungen 
der Kapelle zu erzielen wußte. Er war auf uns und wir auf unſeren Diri- 
genten ſtolz. 
Ein Kritiſcher Tag. 
Alle lobenswerten menſchlihen und künſtleriſchen Eigenſchaften hätten jedod 
um weniges am Tage vor der Kaiſerparade 1893 unſeren Meiſter nicht vor 
frühzeitigen Abgang gerettet, als er durch ein Verſehen die mit viel Fleiß in 
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