Unter dem Taktſto> Lothar Ströbes.
Von Paul Seedorf, ehem. Hoboiſt ider 70er Kapelle.
iE
Die Erinnerung an die friedlichen Zeiten der „Saar“ geht mit uns, lebt
gerade in trüber Zeit gerne auf und läßt alte liebe Bilder in freundlichen
Farben erſtehen. Wer unſeres Kunſtlebens vor etwa 40 Jahren gedenkt, dem
vird neben Geheimrat Haldy und Sanitätsrat Höderath die Erſcheinung
Ströbes unvergeſſen ſein. Ohne ihn und ſeine treffliche Kapelle iſt der Auf-
ſhwung ſaarländiſchen Muſiklebens zu jener Zeit nicht denkbar. Ströbz25
Streben ging weit hinaus
über die Klangwirkung einer
ſchneidigen Marſchmuſik; er
ſtudierte ſchwierige Kompo-
ſitionen und überraſchte unſere
Kunſtkenner dur<h deren ge-
haltvollen Vortrag. Allen feſt-
lich-feierlichen Veranſtaltungen
in Stadt und Land gab er
den kKünſtleriſch-muſikaliſichen
Rahmen, die glückliche Wahl
der Muſikſtücke erhöhte ſtets
die Weihe der Stunde. Von
den Konzerten der Geſellſchaft
der Muſikfreunde und der
„Harmonie“ bis herab zu
einem feucht-fröhlichen Bier-
konzert, Meiſter Ströbe konnte
ſtets reichen und aufrichtigen
Beifall für ſich und ſeine
Kapelle ernten.
Galt es, einen heimgegan-
genen Kämpfer von Spichern
zur letzten Ruhe zu geleiten,
ſo war es ihm ein Herzens-
bedürfnis, unentgeltlich mit ſeiner Kapelle zu erſcheinen und dem Kameraden
unter den Klängen eines Trauermarſches die ihm ſchuldige Ehre zu erweiſen.
Di2 Wohltätigkeit fand ihn ſtets zur Mitwirkung ohne jeden klingenden Lohn
bereit. So darf es niht wundernehmen, daß Ströbe als ſtadtbekannte und
gern geſehene Perſönlichkeit ſich überall auch einer, ſeinem Fleiße gebührenden
Hochachtung erfreuen durfte. “
Eine eiſerne Energie wohnte in dem nicht gerade kräftigen Körper, der
die anſtvengendſten Märſche mühelos überwand. Er ſelbſt, die perſonifizierte
Pflichterfüllung, forderte ſie auch von ſeinen Untergebenen. Doh war ſein
Auftreten durchaus nicht mit der alten, rauhen militäriſchen Art zu verwechſeln,
ich will es als väterliche Strenge bezeichnen, mit der er die tüchtigen Leiſtungen
der Kapelle zu erzielen wußte. Er war auf uns und wir auf unſeren Diri-
genten ſtolz.
Ein Kritiſcher Tag.
Alle lobenswerten menſchlihen und künſtleriſchen Eigenſchaften hätten jedod
um weniges am Tage vor der Kaiſerparade 1893 unſeren Meiſter nicht vor
frühzeitigen Abgang gerettet, als er durch ein Verſehen die mit viel Fleiß in
3.4