oder den Pfeiffer, das iſt mir Wurſt -- aha, da iſt ja der Herr Tintenſpion
- ſeße er ſi; mal an den Tiſch, ſchneide er ſeinen Gänſekiel recht ſpitz, daß
die Herren zu Vic die Worte auch gut leſen können, tunke er kräftig in die
Schreibbrühe, daß es dieſen Herren ſchwarz vor iden Augen wird, wenn ſie
meine Antwort zu Geſicht kriegen, erſinne er ſich die giftigſten Redensarten,
wenn er ſich ausarbeitet, was ich ihm in Kürze jetzt andeute: „Wir, Johann IV.,
Graf von Naſſau-Saarbrücken, etc. pp. = das übliche Geſchwafel, na, Sie
wiſſen ja, = haben mit Erſtaunen und Befremden von Eurem Scutßbrief in
Völklingen Kenntnis genommen. Wir beeilen Uns mitzuteilen, daß wir mit
gleicher Poſt Ordre geben, den Schußbrief abzureißen, da dort nur Wir und
ſonſt niemand etwas zu ſagen, noh weniger zu ſchügen hat. Eure geiſtlichen
Naſen mögt Jhr in andere Töpfe ſtecken, aber nicht in Meine. Gott befohlen
und nichts für ungut. Euer wohlaffektionierter uſw. Tſchingbum, Schluß!“
Brief und Befehlsausführung ſchlugen wie Bomben ein.“ Die Herren in
Vic ſtaunten, als ſie den Brief laſen. Die Bauern waren erſchüttert, wie ein
gräflicher Reiter den Schußbrief abriß, zerſ<hnippelte und verbrannte. Aber
ſchon war Hans Kaiſer auf dem Damm. Er ſchürte und hetßzte, bis die Bauern
ſeinen Vorſchlag annahmen und eine Abordnung nah Vic ſandten, die die
Freveltat meldeten. Man ſtaunte in Vic noh mehr. Denn was die Bauern
erzählten, war zwar in dem Brief mitgeteilt. Aber man hatte das nur als
leere Drohung aufgefaßt. Nun ließen die zu Vic ähren Geiſt ſprühen und ſetzten
auch ihrerſeits ein Schreiben auf, das ſich gewaſchen hatte. Der Graf ſei ihr
Lehnsmann und habe gar nichts zu redetten. Jnsbeſondere ſei darin eine gröb-
liche Beleidigung des Biſchofs zu erblicken, daß erſtens der Brief des Grafen
in ſo ſc<hnoddriger Weiſe abgefaßt geweſen ſei, und daß zweitens in ſo kühner
Weiſe die biſchöfliche Proklamation entfernt worden ſei.
Der Graf erhielt dieſes Schreiben zwei Tage ſpäter. Ohne ihm eine Ant-
wort mitzugeben, ſandte er den Boten wieder zurück. „Sage deinen Männchen
dahinten in Vic, ob es bei ihnen auch regnete?“
Daß ihre Beſchwerde keine Beachtung gefunden hatte, erregte nun wieder
den Aerger der Metzer. So ließ man denn den gräflichen Amtmann von
Ober-Homburg vor idem Rat zu Vic erſcheinen, um ihn wegen des Völklinger
Hofes ins Gebet zu nehmen. Ehe dieſer nach Vic abreiſte, benachrichtigte er
ſeinen Grafen.
„Ah nein!“ meinte der Johann, als er davon hörte, „da ſeid ihr ſchief
gewickelt. Jh werde eu<h jetzt mal klaren Wein einſchenken. Jhr könnt mir
den Hobel ausblaſen! Schreiber: male denn einen Brief des Jnhaltes, daß
ich in erſter Linie ein deutſcher Fürſt bin, Kaiſer und Reich, für die ich ſchon
vielmals geſtritten habe, untertan, aber niht Euch Pfaffen. Was Jhr Euch
immer dick tut mit Eurer Lehnsherrſchaft. Da iſt gar nichts dran. Wenn ich
nicht will, dann könnt Jhr nichts dran ändern und wenn Jhr Euch auf den
Kopf ſtellt, Jhr Krampfmichel! Zum letztenmal: Mösine Ruhe will ich haben.
Meine Untertanen haben mir zu gehor<hen. Das wäre ja noc ſchöner, wenn
da jeder beliebige glaubt, er könne ihnen die Köpfe verdrehen und ſie ihrer
Serrſchaft abſpenſtig machen. Wenn man von dieſen närriſchen Dingen nicht
abläßt, werde ich andere Saiten aufziehen. Jh erwarte baldigen Abzug aus
meinem Gebiet. Zieht in Frieden, aber zieht!“
Da merkte man endlich, was die Gloke geſchlagen hatte. Und als die
Metzer den Völklingern im Herbſt 1571 den Rat gaben, es ſei klüger, dem
Grafen nachzugeben, entſank diefen der Mut. Sie ſetzten nach langem Ueber-
legen im Frühjahr 72 eine de- und wehmütige Sc<vift auf, in der ſie ihr Leid
beweglich klagten und um mildes Nachſehen baten.
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