Ein origineller Predigttext. Der Pfarrer von L., einem kleinen Ort im Primstal,
war ein weitbekanntes Original. 'Seine Predigten waren gewürzt mit Derbheiten und
draſtiſchen Vergleichen und ſchmeckten ſeinen bäuerlihen Zuhörern wie hartes, haus-
gebackenes Brot, das ſchon zu lange in der Lade lag und ſich ſchlec<ht kaute und ver-
daute. Ein Ausſchnitt aus einem Predigttext, den er an das Evangelium vom Weltunter-
gang knüpfte, macht noch heute die Runde durch die Umgegend. Er lautet ungefähr ſo:
„Wenn am Ende der Welt alle Seelen zum letzten Gericht erſcheinen und die Reihe
der Abrechnung an die Pfarrei L. kommt, wird der Herrgott rufen: „Paſtox von L.1!“
Und euer Paſtor wird beſchämt die Augen niederſchlagen und ſchweigen. Zum zweiten
Maie wird der Herrgott rufen: „Paſtor von L.!“ Und der Paſtor von L. wird ſich weiter
ſchämen und ſchweigen. Zum dritten Male wird der Herrgott vufen: „Paſtorrr von L.!“
Und der Paſtor von L. wird leiſe antworten: „Hier bin ich, Herr.“ „Nun Paſtor von L..
wo ſind deine Schafe?“ Und der Paſtor von L. wird traurig ſagen: „Ja, Herr, Schaj2
yaſt du mir gegeben, aber Böcke bringe ich dir zurück.“
Guten Appetit. Ein dicker Bauer aus einem kleinen Gaudorfe war während des
Sommers oft auf die Hilfe feines älteſten Buben angewieſen und klopjie daxum oft bei
mir um Urlaub an. Da ſein Filius nicht gerade eine Leuchte der Wiſſenſchaft war, machte
ich manchmal Schwierigkeiten. Um mich gefügiger zu machen, ſandte der Bauer öfters
kleine Gaben ins Haus, wie Butter, Solberfleiſch, Obſt und dergleichen. Eines Tages,
als ſein Sohn wieder Urlaub benötigte, frug er den Vater: „Nun, was ſoll ih denn heute
dem Lehrer mitnehmen?“ „Ei, dann lauf in den Garten und raff ein Körbchen woll Fall-
obſt,“ entgegnete dieſer und glaubte, es wäre wohlgetan. Der Bub tat, wie ihm befohlen.
Er fand aber nur zwei Birnen, rieb ſie, da ſie etwas jhmußig waren, an ſeiner Jacke
ab und brachte ſie mir. „Nanu, nur zwei Birnen,“ ſagte ich, biß aber trozdem, da ſie
ſehr verlockend ausſahen, in eine Birne hinein und meinte zu dem Buben: „Hier, iß DU
die andere.“ „Nä, näa,“ wehrte der Bub, „icq well kän, ich well kän.“ „Warum denn
niht? Sie ſchmecken doh ausgezeichnet.“ „Ei -- ei -- die än hat em Miſchdepudel
(Jauche) gelä.“ „Was!?“ ſchrie ich und begann zu würgen und zu ſpucken,“ welche war es von
den beiden?“ „Ja, wenn ich dat noch wüſcht,“ entgegnete der Bub, „ich han ſe afgerief
und ewei geſitt än aus wie die anner.“
Aus der Aerztepraxis. In der Ausübung unſeres verantwortungsvollen Berufs erlebt
man viel bitteres, bisweilen aber auch heiteres. Für Jhren, mir ſo liebgewordenen
Saarkalender hier einige Proben: Frohe Botſchaft. I< ſage zu der Frau eines
Patienten im Wartezimmer: „I<h muß Ihnen eine ernſte Nachricht bringen, liebe Frau,
hr Mann wird leider niht mehr imſtande ſein, zu arbeiten.“ Gattin. „Das muß ich
em awer gleich jahn, das wird em Spaß mache.“ =-- Gefährlicher Auftrag. „Sagen
Sie Ihrer Frau, ſie braucht ſich kei Sorje zu mache, daß ſie jezt ſchlecht hert, es is nur
e Zeiche vun ihrem vorgerickte Alter.“ Mann: „Mei liewer Herr Doktor, das do richt
im meiner Alt' nit aus, das ſahn Sie ihr beſſer ſelwer.“ == Ein Patte nt kommt
eiligſt in die Sprechſtunde, ſetzt ſich hin und ſtellt ſich vor, mei Name is mmſcht Krei 7440.“
Ich notiere den Namen und frage: „Alſo hinten ein W2“ „Nee,“ ſagt der Patient, „meh
um den Bauch un um de Leib vrum.“
Hund und Hummer. Friedrich B--s ſchreibt aus Hamburg: Ein Hund komm: unver-
ſehens auf dem Markt in Hamburg mit ſeinem Schwanz an einen Korb mit Hummern.
Eine Hummer klemmt ſich feſt und der Hund flüchtet. Die Mavktfrau ruft ſeinem Herrn
zu: „Heda, Sei, fläuten Sei do<h öwer iden Hund!“ „Ach wat,“ lautet die Entgegnung,
„läut du dinen Hummer!“
„Die deutſche Sprak iſt ein ſwere Sprak.“ Der olle Riccaut in „Minna von Barn-
helm“ hat recht, ſeine Landsleute bei uns maden dieſelbe Erfahrung. Ein franzöſiſcher
Grubengewaltiger bemühte ſich, die deutſche Sprache zu beherrſchen, aber er ſtolperte regel-
mäßig über die Artikel. Er beklagt ſich zu einem Steiger darüber: „Warum heißt es
da s Frauenzimmer, 25 ii doch ein Weib, alſo muß der Artikel doh die ſein. Manche
Wörter haben im Deutſchen ſogar alle drei Artikel, das iſt für mich trop difficilel“
„Drei Artikel?“ „Oui, oui, monsieur!“ Hör" ich doh oft genug von den Leuten hinter
mir: daß di der (das die der) Deubel hol!“ „Ooch,“ entgegnet der Steiger, „das iſt ganz
richtig gedacht und geſagt, wenn man einen lieben Wunſch ausdrvücken will. Sonſt iſt der
Teufel auch hier im Saargebiet männlichen Geſchlechts das wiſſen wir alle.“
Aus dem Primstal. „Derbe ſind die Leute hier, do<h von Herzen gut und fromm,“
jo ſchreibt man mir, „bisweilen aber nicht gerade im Sinne Melchiſedeks.“ „Meine
Lieben,“ ſagt der Paſtor auf der Kanzel, „ich will heute vom heiligen Bartholomäus zu
euch ſprechen, aber ich weiß nicht, wohin ich ihn ſeen Jol, Soll ich ihn neben den heiligen
Apoſtel Paulus ſetzen? Da ſitt hon Petrus, Soll ih ihn neben den heiligen Andreas
ſeen? Da ſitzt Jakobus; ſoll ih ihn neben den heiligen Johannes jeven?, --"' „Herr
Paſchtor,“ ruft da eine alte Frau, „ſezen's ihn auf minje Plaß, id jeh als nach Haus.“
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