leben“ --. Ein Deſſert mit etwas üblem Nachgeſchmack blieb nicht aus, aber Tobäs-Nickel
hatte ſeine Ehre gewahvt und ſtieg in dem Anſehen der Kameraden ſo hoh wie ein
Bergrat. Er fühlte ſich und, ſo oft er etwas über den Durſt getrunken hatte, erzählte er
ſeine „Heldentat“, ich habe ſie gewiß einige hundertmal gehört.
Das Maſchinengewehr.
Eines Morgens im Schichtwechſel kam die erſte Rotte ruſſiſcher Kriegsgefangenen
an. Sie wurden auf die einzelnen Betriebe verteilt. Auch der Ortsälteſte Berger, der
einen Querſchlag auffuhr, bekam vier große, ſtramme Ruſſen zugeteilt. An der Arbeits-
ſtelle angekommen, teilte Berger die Ruſſen ſo ein, daß jeder deutſche Knappe einen
Ruſſen bei ſi< hatte. Es war aber nichts mit ihnen anzufangen. Sie waren ſhon
längere Zeit in dem Gefangenenlager unweit der Zeche und ſchienen ſich gegenſeitig
verſprochen zu haben, nicht zu arbeiten. Mit Mühe konnte Berger den Aerger ſeiner
Kameraden bändigen, die verwundet aus dem Felde gekommen und jetzt reklamiert
waren. Schließlich, als alle Bemühungen, die Ruſſen zur Arbeit zu bewegen, vergeblich
waren, ließen ſie dieſelben- auf der Kiſte ſien und gingen an ihre Tätigkeit in der
Hoffnung, daß der Steiger die Sache regeln würde.
Das Gezähe wurde hervorgeholt und die Bohrhämmer zum Bohren fertiggemacht.
Man ſc<loß die Bohrhämmer an die Luftleitung an und probierte ſie. Tack-Tack-Tack
erſ<oll es plößlih. Entſeßt ſprangen die Ruſſen auf, fielen auf die Knie und kaudexr-
welſchten: „Nix ſchieß, nix Maſchinentack, nix Gewehrmaſchine!“ Der Lehrhauer hatte
die Situation ſofort erfaßt. Er drückte ſeinem Ruſſen eine Schaufel in die Hand und
plößlich wußte dieſer, was er zu tun hatte. Seine Kameraden folgten eiligſt ſeinem
Beiſpiel. Noch lange fuhren ſie erſchreckt zuſammen, wenn das Geknatter der Bohr-
hämmer von neuem einſetzte. Später kamen Deutſche und Ruſſen ganz gut zuſammen
aus. Wenn einer ſich bockbeinig anſtellte, wurde ihm mit dem Maſchinengwehr gedroht,
ſie lachten und ſchämten ſich, der Friede war dann bald wieder geſchloſſen. M.
Das Auge des Geſetzes und die ſaarländiſche Jugend. Es ſchneit, für unſere dankbare
Jugend ein ſeltenes Geſchenk des Himmels, das mit heller Freude begrüßt wird. Aus
den ſtillen Ecken der Bodenkammern werden die Sclitten hervorgeholt, und mit un-
glaubliher Ausdauer wird dem Rodelſport gehuldigt. Junge Mädchen fahren mit Bahn-
geſchwindigkeit von der Löwenburg den Hexenweg hinunter, aber ſchon taucht ein Land-
jüger auf und verbietet das luſtige Treiben in ſtrengem Ton: „Wißt ihr dummen Gänſe
nicht, daß hier das Rodeln verboten iſt?“ „Eije, m'r laafe ja aach ſchnell davon, wenn
* Shußmann kommt!“ Und ehe der biedere Landjäger den kleinen Krabben die Kraft
und Macht des ihm anvertrauten Amtes begreiflich machen kann, ſauſt die flinke Geſell-
ſhaft den ſteilen Hexenweg hinab. Man erblickt ſie aber doh nicht früher wieder, bis
die ihnen wohl wenig bekannte Uniform von der Anfahrtkuppe verſ<wunden iſt.
Der ängſtliche Vater Nobb. Dex alte Sanitätsrat Dr. Zwicke, Nachbar des ebenfalls
in der Vorſtadtſtraße wohnenden Kappenmachers Nobb, hatte die Gewohnheit neben
.inem häufigen ei, ei, immer in der Wiehrheit zu ſprechen. Er wird zu der jungen,
ſhönen Frau Nobb gerufen, die ſtockheiſer iſt. „Ei ei,“ ſagt der erfahrene Jünger
Aeskulaps, „was machen wir halt nure da; ei, ei, wir kohen uns eine Taſſe Kamillen-
tee mit Zuckerkandis und dann legen wir uns ins Bett.“ Vater Nobb iſt baff: „Herr
Sanitätsrat, das mit dem Kamillentee gefallt mr ſc<o“, ije, ije, awwer das annere
gefallt mir nit.“ Der Doktor lac<ht Tränen, er begreift: „m'r aach nit,“ und damit war
er zur. Türe hinaus.
Eine kleine Ueberraſchung. Lange Zeit war das Luwis mit dem Nickel von Herren-
johr verlobt, aber der Weg zum Standesamt immer verſchoben worden. Eines Tages
erklärte der Nickel: „Luwis, eich kann Dich net heierade!“ -- „Wie, warum denn net?“
fragte dieſe beſtürzt. =- „Ja, eich han's mir onnerſchder imwerleht!“ =
Darauf das Luwis: „Wäſchde was, Nickel, eich ſin Dix dariwwer garnet bees. Awwer
ähne Gefalle muſchd de mir no< mache. Heere de Leit, daß Du mer de Zanſpaß gebb
haſchd, jo griehn ic mei Lebdah kä Mann meh. Annerſchder is de Sach, wenn es heiſchd,
ic; han Dir de Laafpaß gebb. Mir laſſe uns wenigen aufbiete. Un wenn de Standes-
beamde froht, ob Du mich zur Gattin han willſchd, ſo muſ<hd Du ähnfac<h „Ja“ ſahn.
Froht er mich daſſelbge, ſo ſahn ich „Nä“. =- Geſagt, getan! Der Trauungstag kam heran.
Der Standesbeamte richtete die übliche Frage an den Bräutigam, die dieſer mit „Ja
beantwortete. Dann erfolgte dieſelbe Frage an die Braut, und dieſe ankvovleie auch mit
„Ja!“ -- Wütend rief Nickel: „Ei, Du ſollſchd doh „Nä“ ſahn!“ Darauf ſagte die junge
Frau gelaſſen: „Eich hans mir annerſchder iwwerleht!“