Full text: 10.1932 (0010)

Als er aber ſah die Sünde der Menſchen, ihre Hoffahrt, den Lug 
und Trug ihres Weſens, | 
Da wurde er fromm und gottesfürchtig und nahm ſeinen 
Platz in der Kirche. 
Er ſang aber allda geiſtliche Lieder und ſtimmte den richtigen 
Ton an und freuete ſich. Sela! 
Und er ergriff das Schwert des Wortes und die Lanze der Feder 
und redete öffentlich, 
Und ſtrafete die Leute und redete Jedem in das Gewiſſen, 
wie ſichs gebühret. Sela! 
Schule und Kirche, das Schlachthaus, die Waſſerleitung, Straßen- 
weſen und Canäle, 
Alles 30g er vor das Auge ſeiner Betrachtungen und fand, daß 
es zu beſſern ſei. Sela! 
Und er erfand über den Friedhof ein Wort, wie es ſchöner 
nie gedacht worden iſt. 
Das Wort aber heißet alſo: „Jhr verſchmert den ganzen 
Bann mit Friedhöfen. Sela! 
Er aber blieb ein Muſter St. Johanns ſein Leben lang 
und ward begraben mit ſeinen geſammelten Werken 
auf dem neuen Friedhofe. Sela! 
Rezepte 
des vor 150 Jahren berühmten Hülzweiler Hufſchmiedes und Heildoktors. 
Von Cl. S<. 
Mit der mediziniſchen Wiſſenſchaft ſah es vor 150 Jahren noh böfe aus. Ein auf 
Befehl des Fürſten herausgegebenes Buch" über Medikamente, „ſo in den Apotheken zu 
halten ſeien“, gibt uns ein Bild von dem Aberglauben, der damals noch in faſt allen 
Kreiſen herrſchte. Noch ärger war der Glaube und das Vertrauen, das im Volke zu den 
„Heildoktoren“ lebte, die mit dem tollſten Hokuspokus das Geld aus den Taſchen der 
Bauern zu locken verſtanden. In Hülzweiler wußte ſich der Hufſchmied ſogar weithin 
einen großen Namen zu machen mit ſeinen „unfehlbar helfenden Kuren“. Der gute 
Mann, der an ſeinen blöden Ulk ſelbſt ſicher geglaubt hat, notierte, um ſeine Methode 
der ſuchenden und ſinnenden Nachwelt zu erhalten, ſeine Rezepte gewiſſenhaft auf. 
Claus Shmaud, dem erfolgreichen fleißigen Heimatforſcher in Piesbach, gelang es, 
die Schrift aufzutreiben. Im folgenden ſeien einige Proben daraus wiedergegeben genau 
in der Form, wie ſie einſt verzeichnet worden ſind. 
Ein Mittel, wen die Mül< durc die Hexen geſtollen wird. 
Wen die Hexen dem Vieh die Mülch ſtehlen, ſo machen etliche ein paar Sicheln im 
Feuer glißen und löſchen ſie in der mülch ab, thun Ruß und Schwefel hinein, gießen es 
dan in das heimliche Gemad, meynend, ſie werden den Hexen geſalzen gnug ſeyn. -- 
Andere nehmen etwas Mülc<h, wie man ſie gemolken, werfen darein etliche Hände voll 
ſalz, halb ſo viel Ruß, eine Eyerſchale voll geſtoßenen Schwefel, rühren es wohl durc- 
einander, löſchen ein paar glühende Sicheln darin ab, füllen alsdan ſolche Mülch in eine 
neue Rindblaſe durc< ein Füllholz, hängen die blaſe mit der mülch in die Feuereſſe, 
laſſen ſol<he darinnen hängen weil etwas darinnen iſt, und halten dafir, es werde 
gewiß helfen, allein alles dieſes ſtehet Chriſten niht zu, weil es dem andern Gebote 
Gottes ſc<hnurſtracks zuwider iſt, ſondern ein andächtiges Gebet. 
Alle Flehe ſo in einem zimmer ſind zu ſammen zu bringen. 
Nim einen irrdenen Topf und mache ein loch in den boden, ſo groß, das der Mund 
des Topfes gleich mit dem boden zu ſtehen komme. Als dan nim Rinderblut und ver- 
miſche es mit dem Ruß aus dem Schornſtein und beſchmiere damit die inwendige Seite 
des Topfes, ſo werden innerhalb eines Tages alle Flehe in den Topf kommen. 
„Ein anderes. Nim eine irdene Pann oder ſchüſſel, welche breit und feucht iſt, 
fülle dieſelbe mit Bocks Blut halb voll und ſee es unter das Bette, ſo werden alle 
Flehe als ein Bienen Schwarm darinnen ſein. 
Ein anderes. Nim ein klein Stück Holz ſo groß als eines Mannes Arm und 
beſtreihe es mit Bocksfett, wen du es am Boden unten in eine Kammer legeſt, ſo 
werden alle Flehe ſich dazu verſammeln. 
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