Aus der Geſchichte einer ſaarl. Muſikerfamilie.
An
Von A. 53.
Wer erinnert ſi nicht von der älteren Generation des Muſikers Wilhelm Buchia!
Ein. langes, ſchwarzes Bändel flatterte um die große. hagere Geſtalt, das kahle Haupi
bedeckte die Müße eines Militärvereins, ſo ſehe ich ihn noc<h vor mir, wie er, eine Art
Notenmappe unterm Arm, gemeſſenen Schrittes durch die lärmenden Straßen wanderte.
Ein begeiſterter Jünger der edlen Muſica ſpielte er mit Vergnügen überall auf, :vo
junge Herzen das unermüdliche Tanzbein ſchwingen wollten. Vom Tariflohn wußte er
noch nichts, er geigte, ſpielte Klavier, komponierte, wie man es wünſchte und der Geiſt
ihn trieb. Manches Stücklein ſeiner beſcheidenen und ſonderlihen Art wurde von ihm
erzählt. In einer regneriſchen, ſtürmiſchen Herbſtnacht klopfte die fröhliche Jugend den
alten Meiſter heraus. Er erſcheint endlih am Fenſter: „Buchta, komm, du follſt uns
aufſpielen!“ „Bei ſolchem Wetter nicht um eine Million“, war die . Antwort des im
Schlafe geſtörten. „Wir geben Dir auch einen Taler“, rufen die Ungeduldigen. „Was,
einen Taler, wartet nur einen Augenblick, ich bin gleich da!“ Seine muſikfreudige Seele
var ein altes Familienerbe, er durfte mit Stolz auf ſeine Ahnen blicken. Er konnte
mit Iphigenie ſagen: Wohl dem, der ſeiner Väter gern gedenkt.
Sein Urgroßvater mit dem ſchönen altteſtamentlichen Vornamen Elias (1711-1756)
war bereits Hof- und Feldtrompeter in Bayreuth. Er bezeichnete ſich jedenfalls nicht
ohne Abſicht als Feldtrompeter, denn er diente wohl unter Friedrich dem Großen im
bayreuthiſchen Dragonerregiment, das 1745 bei Hohenfriedberg eine der berühmteſten
Kavallerie-Attacken ritt. Zwanzig feindliche Bataillone wurden in voller Verwirrung
zurümgeworfen, 2500 Gefangene gemacht, 66 Fahnen und 4 Geſchüße erobert. Den
Bayreuthern wurden vom Könige zum ſteten Andenken an ihre kühne Tat außer-
ordentliche Ehrenzeichen verliehen. Man kann daher wohl annehmen, daß auch Elias
Buchta mit ſchmetterndem Trompetenſignal zu dem Angriff blies und dann tapfer mit-
kämpfte in einem Ringen, das Mut und Glück zu einem viel bewunderten Erfolge führte.
Der Sohn dieſes Feldtrompeters iſt Wilhelm Conrad Chriſtoph Buchta, den der
Bater ſelbſt in die Lehre nimmt, um ihn „die freye und ritterliche Kunſt der Trompeten
zu lehren“. Den ſo feierlich abgefaßten Lehrkontrakt bringen wir hier im „Fakſimile-
druck. Er mag unſerer Jugend zeigen, wie ernſt man früher ſolche Dinge nahm, und
was man von einem Lehrbub verlangte. Zu Nutz und Frommen unſerer jungen Welt
laſſe ich auch den Wortlaut hier folgen.
Im Namen der heiligen Dreyfaltigkeit, Amen!
Kund und Zuwießen ſey hiermit: Daß I< Elias Buchta, derzeit Hochfürſt: Branden-
burg: Hof- und Feldt Trompeter, meinen älteſten Sohn Wilhelm Conrad Chriſtoph
Euchta die freye und Rittermäßige Kunſt der Trompeten zu lehren. Heute dato Martij
Anno 1764 gewöhnlicher maßen aufgedinget.
Habe ſol<emnach obbenanten, meinen Sohn Wilhelm Conrad Chriſtoph Buchta, in
denne er die Zeit ſeiner Lehr-Jahre ſich in alle wege treu, fleißig, gehorſam, willig,
verſchwiegen, und dargeſtalt als einen Trompeter Lehr-Jungen zukomt zu bezeugen,
auch überdieß jedem Trompeter "und Heer-Pauker die ihnen gebührenden Reſpect zu
erweißen mit Hand und Mund angelobet hat aus Gewohnheit und Maaß, wie es bey
ehrlichen Hof- und Feld-Trompetern, dann Heerpaukern hergebracht, ihm die Trompeter-
Kunſt nach aller Gewöhnlichkeit zu Lehren und zuweißen, auf- und angenommen. Zu
Uhrkund deſſen iſt dieſer reſpective Aufding-Brief von denen hierzu erbethenen Herren
Hof- und Feld-Trompetern wie auch Heer-Paukern nebſt mir dem Lehr-Prinzen unter-
ſchrieben und beſiegelt worden. So geſchehen Bayreuth, den 9. Martii 1764.
Während der Lehrzeit ſtarb Elias Buchta, die Ausbildung ſeines Sohnes wurde nun
vom Hof- und Feldtrompeter Georg Wilhelm Buchta fortgeſetzt, der den Zögling am
26. Februar 1769 im Verein mit ſeinen „Cameradten“ von der Lehrzeit freiſprach. Von
1772-1777 bildete ſich Wilhelm Conrad Chriſtoph Buchta bei dem „herzoglichen Durch-
laucht zu Württemberg gnädigſt verordneten Leib-Trompeter wie auch wirklicher Stadt-
und Amts-Zinckeniſt und Muſicus“ Johann Andreas Dambach in Schorndorff fort, der
ihm am Scluſſe der Lehrzeit ein glänzendes Zeugnis ausſtellte. Von Schorndorff 39g
Wilhelm Buchta nach Saarbrücken und trat als Trompeter in die Fürſtlihe Garde
zu Pferd ein.
""
-*