Einige bedeutungsvolle ſaarl. Stimmen zur politiſchen Situation.
„Fvankreich hat keinerlei Anſprüche, weder hiſtoriſche noh wirtſchaftliche, auf das
Saargebiet. Die auf Betreiben Frankreichs vorgenommene Trennung des Saargebiets
vom deutſchen Vaterland war ein großes Unrecht, zu deſſen baldiger Wiedergutmachung
Frankreich ſchon im Intereſſe des Völkerfriedens beizutragen verpflichtet iſt.
Die Saarbevölkerung will nur eines und das hat ſie tauſendmal vor aller Welt be-
kundet: Die baldige und reſtloſe Rückkehr zum Vaterland, die vollkommene Wiederher-
ſvbellung des politiſchen und wirtſchaftlichen Zuſtandes, wie er vor Beendigung des Welt-
krieges beſtanden hat. Jede andere Löſung der Saarfrage lehnt ſie rundweg und mit aller
Entſchiedenheit ab. Kein einziger Saardeutſcher, kein Fußbreit ſaarländiſchen Bodens,
keim Pfund ſaarländiſcher Kohle darf vem Vaterland entzogen werden.“
Entſchließung des ſaarl. Zentrums 1931.
„Es iſt unſer unumſtößlicher Wille, ſobald wie möglich dem Deutſchen Reiche und
deutſchen Volke wieder eingegliedert zu werden, ohne daß weder ein Quadratzentimeter
Boden [des Saargebiets noh ein Pfund Kohlenvorkommen zugunſten Frankreichs abge-
treten wird. So wie das Saargebiet abgetrennt wurde, muß es auch wieder zurückkehren.
Wir wollen unter keinen Umſtänden zu Frankreich, auc dann nicht, wenn Deutſchland
ſo arm wie eine Kirhenmaus wäre. Wir wollen keine Verſchacherung unſerer Wirtſchaft,
wir wollen auch kein Stätchen nach dem Muſter Luxemburgs von Frankreichs Gnaden.
Je eher man unſeren Willen erfüllt, um ſo eher iſt die Befriedung Europas möglich.
Das iſt die unzweideubige Meinung der 'Saararbeiterſchaft. Wer ſie beachtet, dient auch
Frankreich am beſten.“
Der „Saarbergknappe“, das einflußreiche Organ der Bergarbeiterſchaft.
„Im Schulkampf ſtehen die Parteien in einer Phalanx. Auf dem Gebiete der Arbeits-
beſchaffung muß die Regierungskommiſſion endlich aus ihrer Paſſivität herausgehen. Die
Autonomiepropaganda der Franzoſen erledigt ſich am beſten durch die Feſtſtellung, daß
das Saargebiet ja gar keine autonome, ſondern eine Kolonialverwaltung habe, wie ſie
in Afrika und Aſien üblich iſt. Wo bliebe übrigens ein autonomes Saargebiet, wenn
Deutſchland niht Jahr für Jahr 75 Millionen Reichsmark Sozialzuſchüſſe in das Saar-
gebiet ſendet. Wir haben nicht nur materiellen Druck auszuſtehen, ſondern auch einen
anderen, von bem wir ſobald wie möglich wieder befreit ſein möchten: wir möchten wieder
freie Menſchen auf freier Erde ſein. Es wäre allerdings verfehlt, jeht noch mit großen
Zugeſtändniſſen die Zeit unſerer Bedrückung abzukürzen. Wir werden nicht drängen und
dem Reiche Laſten aufbürden, die dur<h nichts zu rechtfertigen wären, nachdem wir dem
Tag der Rückkehr ſo nahe ſind. Wir können wohl ſagen, daß wir ſelbſt in den ſchlimmſten
Jahren die Dinge gemeiſtert haben, und wir wiſſen, daß wir ſie auch noch weiterhin
meiſtern werden. Auch das deutſche Volk wird ſeine Notzeit meiſtern, denn es iſt geſund
und nicht zu entbehren im Kranz der europäiſchen Völker. Wir werden wieder ZULÜK-
kehren, jelbſt wenn uns im Verband des Deutſchen Reiches eine Zeit der Not erwartet
und auf der anderen Seite Wohlſtand winken wüvde!“
Landtagsabgeordneter Shmelzer
(Aus der Rede am 17. Mai 1931 bei der Begrüßung der Reichstags-
fraktion der D. V. PV. im Saargebiet).
Zur Saarbrü>ker Wirtſchaftsgeſchichte.
Gaſſenordnung. (Stadtprotokoll von St. Johann, 17. September 1606.)
„Der Feldſhüß ſoll von Haus zu Haus verkündigen, daß die Schweine, ſo außer-
oder innerhalb der Stadt uff Gaſſen und an orten, dahin ſie nit gehörig, betreten werden,
follen idem Gartenſchüßen Krieger Nickeln von dem Stück bei Tag 2 Albus und nachts
1 Baßen Duße geben, jo zum halben ſein (des Schüßen) und übrigs der Stadt ſoll ver-
Ye: werden.“
1628. 31. März.
„Antoni Welder, geſchworener Barten hub: iſt ſtark verwarnt, Kuh und Schwein,
und was nit zum Hirten gekehrt und uff der Straßen oder ſonſt befunden wird, ins
Zwengel zu verwahren und die geſetzte Straf davon abzunehmen; denn täglich viel Schaden
in Gärten und Grabſtücken vorgeht.“