dur 11. Tagung des Bundes der Saarvereine.
Von A. Z.
In einer deutſchen Schickſalsſtunde, in den Tagen großer politiſcher Auseinander-
ſezung, ſah Neuſtadt a. id. H. am 41. und 12. Juli die diesjährige Tagung des Bundes
der Saarvereine. Nach vielen Tauſenden zählten die Heevſcharen, die von nah und fern
herbeiſtrömten, eine Stunde zu durchleben, die aus dumpfem Zagen immer wieder auf-
wärts reißt und uns in Deutſchlands Trauertagen feſt an die Zukunft glauben heißt.
Es war wie ein Erlöſen an dieſem Sonnentag, da er den Trug, den böſen, zerſchlug mit
ſharfem Schlag. Auf der einen Seite die materielle Macht, auf unſerer dagegen die
inneren, unbeſieglichen Kräfte des Volkstums, idie noch nie vergebens eingeſetzt wurden.
Es war erhebend, Vertreter aller politiſchen Parteien von den Deutſchnationalen bis zu
den Sozialdemokraten ungeachtet aller taktiſchen Auffaſſungen, die unveräußerlichen,
unverjährbaren Rechte der Saar verteidigen zu ſehen. Keine territorialen Zugeſtändniſſe,
kein Nachgeben in der Grubenfrage! Ob Frankreich die Abſtimmung will, das liegt bei
ihm. Wir fürchten ſie nicht. Jm Gegenteil, es muß endlich einmal auch hier durch das
Volk die Unehrlichkeit der franzöſiſchen Politik vor aller Welt enthüllt werden. Sie ſoll
und muß eine ldeutſ<e Antwort erhalten auf alle Ränke und Verſchlagenheit, auf glatte
Zungenfertigkeit. Wir kennen welſche ſchöne Phraſen, alles Blendwerk, Seifenblaſen,
immer fvieder falſches Spiel und immer noch das gleiche Ziel.
In Neuſtadt wurde der Heuchelei die Maske wieder einmal vom Geſicht geviſſen
und der Welt ein klares Bild gezeigt, das nicht ohne Eindruck geblieben iſt. Die Vortrags-
veranſtaltung hatte die Vorkämpfer auf dem Kulturgebiet, die Führer der politiſchen
Parteien und der Wirtſchaft auf den Plan gerufen. Jhre Anklagen fanden Gehör und
reiſten in allen Zuhörern den Entſchluß, den Endkampf tapfer und unbeugſam durch-
zuführen. Jede Stunde, jeder Tag laſſ' empfinden, was wir litten, gegen welſchen Lug-
vertrag bis zum Sieg geſtritten! Dieſer Gedanke faßte Wurzel in allen Herzen und be-
Wwegte tief die Gemüter der Teilnehmer.
Den glanzvollen Höhepunkt der Neuſtadter Tagung bildete die gewaltige Kundgebung
in dem herrlichen Freilichttheater des Herz-Jeſu-Kloſters. 'Es war ein impoſantes, ein-
drucksvolles Bild, die vielen Tauſende inmitten des maſſigen Felſenpanoramas zu ſehen,
doppelt erfreulich dur< die Teilnahme der Jugendbünde, die mit Fahnen und Wimpeln
das Ganze farbenprächtig belebten. Und ſo tagte die bedeutungsvolle Verſammlung, um-
rauſc<t von deutſchen Fahnen, in ihren Falten ſchwang ein Raunen und ein Ahnen wie
heimatlicher Klang. Er wollt" auf's neue werben für Saarlands alten Rühm und alle,
alle mahnen zu meuem Heldentum. Jn andächtiger Stille verharrte die Menge und
ſchenkte den Rednern größte Aufmerkſamkeit. Senatspräſident Andres begrüßte die
Ehrengäſte, den bayeriſchen Miniſterpräſidenten, den Biſchof von Speyer und das Ober-
haupt der pfälziſchen evangeliſchen Kirche. Gleich davauf trat der Präſident des ſaar-
ländiſchen Landesrats ans Mikrophon, um der unlöslichen Verbundenheit zwiſchen Saar,
Pfalz und Reich beſonderen Ausdruck zu verleihen. Laut und feierlich erklärte er vor
aller Welt, daß der Saar Geſchick verknüpft ſei mit dem Geſchick des Vaterlandes, was
immer auch dem deutſchen Volk beſchieden ſein möge. Rauſchender Beifall begleitete dieſes
Gelöbnis. Dann ſprach der Oberbürgermeiſter von Saarbrücken. Er erinnerte an das
gemeinſame Erlebnis der Beſatzung und appellierte an die Mithilfe der Pfälzer im Schluß-
akt des ſaarländiſchen Befreiungskampfes. Die Gegner des Saarvolks hätten ſich viele
Machtpoſitionen geſchaffen, aber die Herzen der Saardeutſchen hätten ſie nicht erobern
können. Es war nur zu natürlich, vaß dieſe Anſprache ausklang in das Wohlgemuthſche
Chorlied „Vaterland“.
Die Rede des bayeriſchen Miniſterpräſidenten verſchmähte diplomatiſche Formulie-
rungen. Er ſtellte die Tatſachen klar und ſcharf heraus und unterſtrich mit beſonderer
Deutlichkeit die moraliſche Seite der Angelegenheit: An der Saar möge Frankreich ſeine
vielgerühmte Friedensliebe und ſeinen angeblichen Gerechtigkeitsſinn beweiſen. Wieder-
holt rauſchte Beifall auf, als er an die Treue der Saarländer zum Reich und die Treue
des Reiches zum Saarland erinnerte, Die Anſprache endete mit der Verleſung und ein-
ſtimmigen Annahme einer-entſprehenden Entſchließung und mit dem begeiſterten Abſingen
des Deutſchlandliedes. Dann folgte ein wuchtiger Abſchluß der Kundgebung, die packende
Wiedergabe der Rütliſzene. Weithin ſchallte vom hohen Felsgeſtein die Stimme Stauf-