das deswegen ſo ho<hnötige Ausgleichungsgeſ<äft nicht aus den Augen zu laſſen.
I< ſelbſten habe deswegen öfters beſchwerliche und koſtbare Reiſen an den könig-
lich franzöſiſchen Hof getan und mir dadur<; den Weg gebahnt, Ihrer königlichen
Majeſtät in Frankreich die wahren Umſtände und meine gerechten Forderungen
überzeugend vor Augen zu legen. Dielleiht würde in folgenden Zeiten, wo meine
Uachfolger den guten Eingang am franzöſiſ<en Hof nicht gehabt. unmöglich ge-
worden ſein, es ſoweit bringen zu können, und doh hätte endlich eine Auskunft,
ſo ſchlecht ſie auch geweſen wäre, getroffen werden müſſen. Denn es iſt bedenklich
vor einem mindermäßigen Stand, mit einer überwiegenden hohen Mat in Gemein-
ſ<haft und Streitigkeiten zu bleiben, welche täglich läſtiger und beſchwerlicher zu
werden pflegen.“
Schon bald naH dem Dertrage mit Frankreich ſchloß Fürſt Wilhelm-Heinrid)
die Augen, und ſein erſter Diener, der Präſident v. Günderode, ſtreifte in ſeiner
Ceichenrede, die er am 28. Auguſt in der Shloßkir<e zu Saarbrücken hielt, dieſe
Grenzpolitik ſeines verſtorbenen Monarchen. Es heißt u. a. darin:
„Beglückt, ja dreimal beglücktes Uaſſau-Saarbrückiſ<es Dolk! Die Hand des
Regenten, der dich beſchüßte, wurde nie müde, ſein wachſames Auge war immerdar
auf deine ununterbro<hene Wohlfahrt gerichtet, dein Glück ſtund mit dem ſeinigen
in der genaueſten Derbindung und niemalen erhielt ſeine Beruhigung einen
arößeren Zuwachs, als wenn er dich dur<h redende Proben von ſeiner ungefärbten
Zuneigung überzeugen konnte. Ueberall triffſt du Fußſtapfen ſeines für dich und
deine wahre Aufnahme unaufhörlich beſchäftigten Geiſtes an. -- Selbſt deine Felder,
die no<h vor wenig Iahren wüſt und öde dalagen, rufen dir mit einer entzückten
Stimme entgegen: „Wir ſind ein Werk deines Regenten, und ſeinen Bemühungen
haſt du es zu verdanken, daß wir dir jetzt ſo reiche Früchte liefern“ . .
Zwarſc<ienen deine Beſißungen wegender Cagedes Lan-
des, in wel<hem du wohnteſt, ſehr vielen Gefährlihkeiten
ausgeſeßtzu ſein, umringt von der Macht eines Monarchen, für deſſen ſieg-
reihe Waffen Europa zum öfteren erzitterte, konnte es dir freilich an innerer
Unruhe nicht fehlen, allein au< hier wendete die Klugheit deines Fürſten alle
Gefahren von deinem Haupte ab, und deine Beſorgniſſe nahmen gar
baldeinEnde,alsduſaheſt, daß viele Fremdlinge ihre Woh-
nungenverließenoderſichzudiralsMitbürgergeſellten!-
Uur unſer Fürſt allein erreichte dieſen erwünſchten Endzweck, und mit ihm
zugleich den ausnehmenden Uußen, den man ſich notwendigerweiſe davon verſprechen
mußte. Wir finden in dem Kustauſ<h, welchen er mit der Krone Frankrei<hs er-
richtet und wodur< er die Grenzen der hieſigen Lande, mithin aur den Beſiß der
Güter der Untertanen auf ewige Zeiten ſicherſtellte, in dem Lustauſ<h, der den
allgemeinen Beifall des Kaiſers und der Stände erhalten hat, ein unleugbares
Kennzeichen hiervon.“
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Der Zigarettengeneral. Als Nachfolger des Generals Andlauer, der faſt zwei Jahre
„Oberſter Verwalter des Saargebiets“ war, erſchien der Säbelraſſler General Wirbel,
klein, ſ<wädcli<h, magenkrank! Was ſein ſchlauer Vorgänger, uns zu locken, eingefädelt,
das Tiſchtuch, an dem wir hüben und drüben ſitzen ſollten, wurde ſofort, und blieb zer-
ſchnitten. Hier mag eine kleine Epiſode von dem galligen Herrn erhalten bleiben. In
den Räumen des Stadttheaters darf bekanntlich niht geraucht werden. Im Wandelgang
des erſten Ranges rauchte troßdem eines Tages Monsieur Wirbel nach allen Regeln der
edlen Kunſt ſeine Zigarette. Ein Shutzmann macht ihn in höflicher Form auf das Un-
ſtatthaſte auſmerkſam. Da bricht ein Donnerwetter los. Franzöſiſche Soldaten, die er
immer für ſeine Sicherheit zur Hand hatte, müſſen ſofort den halben Gang abſperren.
Und in dieſem Raum ſieht man nun ein wildgewordenes Individuum mit raſenden
Schritten auf: und abrennen, furchtbare Bliße aus den Augen ſchleudern und rieſige
Pigareitenmwoiken um ſich qualmend. Dabei machten die dreiſten Saarbrücker an der
arriere ſic) luſtig über die unfreiwillige Komik der Situation, ſie lachen und betrachten
mit höhniſcher Miene den Renner. Bei der Eigenart der Saarbrücker wurde General
Wirbel ſeſjort umgetauft, er erhielt den Ehrennamen „Zigarettengeneral“, eine Bezeich-
nung, die ihm gewiß wenig Freude gemacht hat und vor allen Dingen auf herzlich wenig
Achtung ſghließen ließ. A. Fr.
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