Full text: 1931 (0009)

Behauptung hauſieren gehen, das Saargebiet ſei gegenwärtig wohl verpreußt, ehe- 
mals aber franzöſiſch geſinnt geweſen. Mögen au< die ohnmäctigen Fürſten, der 
Uot gehor<hend, biSsweilen mit dem mächtigen Frankreich vaktiert haben, das Dolk 
niemals, es blieb in den bitterſten Zeiten dem Deutſchtum treu und wird, wie der 
Erbprinz mit Zuverſicht hoffte, damals ebenſo wie heute: „mit Muth, Ruhe 
und Gedult die unglückliche KriegSsSlaſt ertragen und den 
braven deutſchen Carakter nicht verläugnen, deſſen Haupt- 
Zug Redlichkeit ſey.“ 
Pariſer Saarverhandlungen vor 170 Jahren. 
Von Prof. Dr. Kloevekorn - Saarbrücken. 
Zu der Zeit, da die Derhandlungen über die Rückgliederung des Saargebiets 
geführt werden, die darauf hinauslaufen müſſen, die uneingeſchränkte Freiheit des 
Landes im Rahmen des Deutſchen Reiches wiederherzuſtellen und den Staatsbeſiß 
der Gruben wieder zu erreichen, iſt es nicht unintereſſant, die Stellungnahme des 
bedeutendſten Fürſten von Uaſſau-Saarbrücken, des Fürſten Wilhelm-Heinrich und 
des erſten Dieners des Fürſten, des Präſidenten v. Günderode zu den Grenz- 
problemen jener Zeit kennen zu lernen. Für die kleinen deutſchen Grenzſtaaten, 
die für die franzöſiſche Ausdehnungspolitik nach dem Rhein hin Hemmungen bedeu- 
teten, waren ſol<e Grenzprobleme delikate Angelegenheiten. Beſonders ſchwierig 
wurde die Cage für das Fürſtentum Uaſſau-Saarbrüken, als naMm dem Tode 
Stanislaus Ceſzinjkys Cothringen an Frankreich gefallen war. Fürſt Wilhelm- 
Heinrid) hat damals Derhandlungen über Grenzberichtigungen mit dem franzöſiſchen 
König Ludwig XV. geführt, und das Ergebnis dieſer Derhandlungen war ein Der- 
trag, dur< den der König von Frankreich Anſprüchen entſagte, die er im Gebiet 
der Grafſhaft Saarbrücken und der Herrſchaft Ottweiler hatte, wogegen Wilhelm- 
Heinrich an Frankreich außer einigen Dörfern links der Saar vor allem die Landes- 
herrli<hkeit und Gerichtsbarkeit über die alte Abtei Wadgaſſen abtrat, wodur< 
der Beſiß Frankreichs in der Saargegend eine niht unerheblihe Erweiterung 
erfuhr. Wiihelm einzi hat das zweifellos ſelbſt empfunden und ſ<rieb in einem 
Briefe an den Kaiſer über die Gründe dieſer Dereinbarung: „Da meine Cande in 
einer beträchtlichen Weite an die franzöſiſc<en und lothringiſchen Staaten angrenzen 
und deswegen viele Streitigkeiten immerfort vorgewaltet, auch verſchiedene meiner 
Ortſ<haften in gedachten Landen eingeſchloſſen und ebenſo Franzöſiſc9e und Lotha- 
ringiſ<e mitten in dem meinigen gelegen, ſo habe ich vorzüglich Urſache gehabt, 
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