Full text: 1931 (0009)

Cohnung der Arbeiter vornehmen, dann wolle er ihm den Reſt aushändigen. Unter- 
deſſen aber hatte Bartels die Grubenverwaltung dur< Boten von der Abſicht des 
Kommiſſars in Kenntnis geſeßt. Dieſe ließ ſofort die Belegſ<aft -- damals etwa 
120 Mann ſtark --, mit Pickeln bewaffnet, gegen Ulittelbexba< in Marſch ſetzen 
und die Kaſſe na; der Grube in Sicherheit bringen. Der Kommiſſar aber zog 
angeſichts dieſer Wendung der Dinge vor, ſ<leunigſt zu verſchwinden. 
In Oberbexbach lernte Haſpel des Schickſals Tücke wie folgt kennen: Als ſich 
die Uachricht von der Ankunft preußiſcher Truppen verbreitete, drangen einige 
Bürger in ſeine Wohnung ein, um ihn feſtzunehmen. Wiederum ſuchte er ſein Heil 
in der Flucht, kam dabei aber aus dem Regen in die Traufe. Einige beherzte 
Frauen bearbeiteten ihn re<t unſanft mit Bohnenſtangen. Er wäre gelyn<t 
worden, wenn ihn nicht die Bürger Jakob Gerhard und Uikolaus Breit in die 
Wohnung des leßteren gebra<t hätten. Wilhelm Kluding holte den unbeliebten 
Mann zum Kammerfenſter heraus, und jeßt wurde er unter dem Gaudium der 
Jugend nah DMiittelbexba< verbra<t und dem re<tmäßigen Regierungskommiſſar 
übergeben. Seinen Genoſſen erging es nicht viel beſſer. Der Ortskommandant 
Cudwig Steer von Oberbexbac< entkam na<h Frankreich; von wo aus er nach 
1870 ausgeliefert wurde. 
Die Viittelbexba<her Freiſchärler bildeten die Dorhut der rebellierenden DolkS- 
haufen des Zweibrücker Gebietes, die in Stärke von etwa 1000 Mann und fünf 
Kanonen unter dem Anführer Schimmelpfennig bei Homburg ſtanden. Auf der 
Grenze gegen Preußen bei Wellesweiler waren Dorpoſten ausgeſtellt; im übrigen 
hatten ſich die Senſenmänner in und um Homburg verbarrikadiert. Obgleich die 
Eiſenbahn Ludwigshafen--Ueunkir<hen noh nicht dem Betrieb übergeben war, fuhr 
doh täglich ein Zug von Homburg na<h Bexbad, und in der kritiſchen Zeit ſtand 
auf dem Bahnhof Bexbach die CTokomotive immer unter Dampf, um jederzeit bei 
Gefahr von preußiſcher Seite in Richtung Homburg Gelände gewinnen zu können. 
Denn preuvßij<e Truppen, vom Bayernkönig erbeten, ſtanden bereit, den Aufruhr 
in der Pfalz zu unterdrücken. Am 14. Iuni 1849 rückte die 2. Diviſion des preußi- 
ſ<en Heeres unter General Weber von Ueunkir<en aus gegen Bexba<h--Homburg 
vor. Die Freiſchärler ſchickten einen Parlamentär na< WelleSweiler ins „feind- 
liche“ Tager. General Weber aber ließ ſich nicht in Unterhandlungen ein, ſondern 
ließ den Parlamentär mit verbundenen Augen auf einen Proßkaſten ſeßen, und 
fort gings na< Bexba< zu. Auf der Höhe zwiſchen WelleSweiler und Bexbach wurde 
halt gema<ht, denn der Bahnhof Bexba< ſollte unter Feuer genommen werden. 
Die Dorpoſten, ſhaudernd ob der Dinge, die da kommen ſollten, ſchoſſen ihre Ge- 
wehre ab, um die am Bahnhof Stehenden auf die Gefahr aufmerkſam zu machen, 
warfen dann ihre Waffen weg und gaben Ferſengeld. Die Cokomotive dampfte 
na< Homburg, um dort Meldung zu machen, kam dann wieder zurück und brachte 
Eiſenbahnwagen und Freiſchärler na; Homburg. Preußiſ<e Ulanen ſc<oſſen am 
Oſtausgang des Dorfes blind na< dem Zuge, um die Fliehenden zu ängſtigen. Als 
General Weber hörte, daß am Bahnhof außer der Handvoll Freiſ<haren etwa 300 
Bahnarbeiter beſchäftigt ſeien, nahm er von ſeinem Dorhaben Abſtand und hielt 
im aller Gemütlichkeit ſeinen Einzug in Mittelbexba<. Ua<h kurzer Raſt gings 
nad) Homburg weiter, wo unter den Aufrührern angeſichts der blizenden Helme 
der entſ<loſſen vorrückenden regulären Truppen allgemeine Derwirrung und Rat- 
loſigkeit entſtand. Die meiſten Aufrührer flohen widerſtandslos, der Reſt wurde 
mit leichter Hand zerſtreut. Tach dem Dur<zug der Preußen war der Bexbacher 
Freiheitsrummel beendet. Da aber nächtlicherweile dur< junge Burſchen am Bahn- 
hofe einige Schienen aufgeriſſen wurden, erhielt Vlittelbexbach no< einmal für 
kurze Zeit eine bayeriſche Beſaßung. 
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