Zuweilen wurden Gefangene mit Handfeſſeln mit unſerem Zuge transportiert, ſie
gingen barhäuptig mit verſtockten Mienen und in ſtolzer Haltung vor dem Gendarmen
her, der wohlgenährt in ſeiner prallſigenden Sonntagsuniform neben dem Zug von Neu-
gierigen herſchritt, der dieſes ungleiche Paar begleitete. Ein andermal wurde ein Mann
auf dem ſtädtiſchen Bahnhof vorgeführt, der ohne Fahrkarte den Zug beſtiegen hatte, und
der Beamtenbeleidigungen ausſtieß, weil man von ihm verlangte, daß er ſich eine Karte
löſen ſollte, da er dom am Ziele war. „For was dann e Kaart? Da genn ic) Eich jo
liewer e Trinkgeld,“ ſagte er zu dem Schaffner. Jeden Morgen erlebten wir es, daß
Eltern mit ihren Kindern am Kartenſchalter gefragt wurden „Wie alt is dann Euer
Kleiner?“ und ſie ſagten: „Er wird nächſt" Wuch vier,“ was zwar bei der Größe des
Sprößlings unwahrſcheinlich ſchien, daß ſich der wehrte: „Nee, Mutter, ich bin ja
ſhon ſechs.“
Alte, aus dem 18. Jahrhundert ſtammende Mühle bei Bliesbolchen
Ein willkommener Fund.
Die Einladung zur Grundſteinlegung der Ludwigskirche zu nebenſtehendem Fakſimiledruck.
Von A. Z.
Eine Druckſchrift, die uns heute noch erfreut, entdeckte im im Archiv der Jahr-
hunderte alten Buchdruckerei Gebr. Hofer A.-G. Es fand ſich dort ein künſtleriſch gut
ausgeführter Druck von Bernhard Gottfried Hofer, eine Einladung zu der am 4. „Juni
1762 „auf hohen Befehl“ abzuhaltenden Feier 'der Grundſteinlegung „zu einer
neuen Kir<he“. Hier handelt es ſich um den erſt 1771-1775 ausgeführten Bau der
Ludwigskir<e. Die Angelegenheit klärt ſich, wie folgt, auf. Fürſt Wilhelm Heinrich
wollle das viel bewunderte und in ſeiner Linienführung gerühmte Kleinod Steugelſcher
Kunſt ſelbſt erbauen und zeigte für den von dem Meiſter entworfenen Plan wahren
Feuereifer. Aber das glänzende Hofleben -- auch er lebte wie heute das deutſche Volk
über ſeine Verhältniſſe =- verſchlang Unſummen. Alle Steuerſchrauben lieferten nicht
mehr den nötigen Mammon, eine fatale Miſere herrſchte in allen hochfürſtlihen S<a-