Don der erſten Freiwilligen Feuerwehr des Saargebiets
Zu nebenſtehendem Bilde.
Von A. Z.
Verheerende Feuersbrünſte vernichteten in alten Zeiten bei der Unvollkommenheit!
des Feuerlöſchweſens in unſerer Heimat oft genug Hab und Gut der Bürger und brachten
ſie an den Beltelſtab. Um hier nur ein Beiſpiel anzuführen, wenige Worte und weld'
ein Elend ſc<ließt in der Chronik Heinrichs von Naſſau die Meldung ein: „Den 5. April
1503 iſt Sanl Johann verbrennt, des erbarme Gott! umb die 4 Ure angegangen.“
Mitte des 16. Jahrhunderts erſcheint zum erſten Male eine „Ordnung, geſeßt zu
halten, ob ein Feind oder Feuergeſchrei käme bei Tag oder Nacht“. Da heißt es auch:
„Item zu einem Feuergeſchrei ſollen alle Frauen und Mägde mit ihrem Geſchirr förder-
lich zutragen und das Feuer löſchen helfen, was aber von Mannesperſonen iſt, aufs Plag,
da es hinverordnet iſt.“ Das Jahr 1759 verzeichnet einen Befehl, daß in beiden Städten
zwei Feuerſprigen und dabei das nötige Gerät vorhanden ſein ſoll. Vom 29. November
1804 ſtammt eine „Feuerverordnung“, die zum erſten Male gegen 'die Neugierigen
vorgeht, „welche auf die aufſchröckende Stimme Feuer! Feuer! Feuer! herbeieilen, und
nahe am Hauſe, das die Flammen verzehret aus Mangel einer angewieſenen Stelle, nur
einander ſtoßen und drängen ſtatt den heilſamen Zweck der Feuerinſtrumenten zu er-
reichen.“ In einer Reihe von Artikeln werden ſodann genaue Vorſchriften erlaſſen, wie ſich
ein jeglicher zu verhalten habe. Das Schlußwort ſagt: „Alles unnüße, ungegründete und
falſc<e Lärmen und Beſtürzung erregendes Geſchrei ſind verbotten . . . weil das Geſchrey
niemalen das Feuer löſcht“ uſw. Zur Verhütung von Brandſchaden werden auch bald von
der Regierung gute Ratſchläge erteilt, die damals ſchon wie noh heute begannen: „Ver-
botten iſt!“ Etwas ſeltſam klingt für uns dabei die Mahnung: „Sämtliche Hausväter und
Hausmütter werden auf Hunde und Katzen aufmerkſam gemacht, damit bei deren Neigung,
ſich gerne am Feuer in Küchen und Ofenlöcher zu legen, kein Unglück veranlaßt werden
möge.“ Der ganze umfangreiche Regierungserlaß ſollte zweimal im Laufe jedes Jahres
von iden Kanzeln in allen Kirchen „publiziret“ werden.
Der Wille, Brände erfolgreich zu bekämpfen, war alſo ſchon lange vorhanden, aber
die Mittel unzureichend. Es fehlte auch nod viel ſpäter an geeigneten Kräften bei der
Pflichtwehr, ſodaß am 23. Mai 1824 hierfür etwas ſonderbar nach „tüchtigen Sub-
jekten“ geſjucht wird. Nur langſam und ſtockend entwickelte ſich fernerhin im Saar-
gebiet das Söſchweien. Erſt ein beide Städte erſchütterndes Unglück, der Brand des
Anweſens Bäcker Brenners, rüttelte die Bewohner auf. Fünf Perſonen verbrannten
und eine erlag im Krankenhaus den Verletzungen, ſodaß dem Unglück vom 12. Auguſt
1862 ſechs junge Leute zum Opfer fielen.
Dieſer Trauertag wurde die Geburtsſtunde neuer Beſtrebungen im Feuerlöſchweſen.
St. Johann ging mit der Errichtung einer Freiwilligen Feuerwehr 1862 voran, Saar-
brücken folgte 1868. Die weiteren Fortſchritte kann ich hier nicht im einzelnen verfolgen.
Die Angelegenheit wurde aber von nun an mit Ernſt und Eifer betrieben bis auf den
heutigen Tag. Die Großſtadt verfügt gegenwärtig neben einer anerkannt tüchtigen Be-
rufswehr über eine wohldiſziplinierte und gut ausgerüſtete Freiwillige Feuerwehr. Der
Kreisverband zählt 71 Wehren mit 3162 Mann. Ein Hauptverdienſt an dieſem Aufblühen
darf für jich der frühere Stadtbaumeiſter, der jezige Branddirektor Louis Knipper
buchen. Seit 1894, begeiſtert von dem Ernſt des Wortes „Gott zur Ehr, dem Nächſten
zur Wehr“, hat er raſtlos als Leiter der Bewegung gearbeitet und ſie zur Blüte gebracht.
Unſer Bilt: die erſte öffentliche Hauptübung der erſten Freiw. Feuerwehr des Saar-
gebiets, der St. Johanner, iſt kein künſtleriſches Produkt, dagegen als geſchichtliches
Dokument hodintereſſant. Die Photographie iſt aufgenommen wahrſcheinlich von G. A.
Samen am 26. November 1864. In großen Fäſſern, die unſere Bierbrauereien geſpendet
aben, wird hier das Waſſer herangeführt. Eine ſtaunende Menge verfolgt die Kletter-
übungen b15 auf den Firſt der Häuſer. - Der in Bravourſtellung auf dem Schornſtein des
heutigen Haukſchen Hauſes poſtierte Mann iſt der 1868 verſtorbene Dachdekermeiſter
Ludwig Güth. Mit einer Lupe laſſen ſich noh die Firmenſchilder über den Läden ent-
ziffern: Daniel Silbereiſen, Jakob Krämer uſw. Die leuchtenden Meſſinghelme der
St. Johanner Wehr ſind "deutlich erkennbar; ſie dienten anno 1870 beim Beginn des
Krieges den 7. Ulanen neben weißen Stalljacken zu ihrer Maskierung als 'Küraſſiere.
Die allen Wehrleuten und unſerer Bürgerſchaft willkommene Photographie verdanke ich
dem Entgegenkommen des Herrn Glaſermeiſter Julius Becker, der ſchon den
früheren Jahrgängen des Saar - Kalenders uneigennüßig manches lokalgeſchichtlich
wichtige Blatt aus ſeiner Sammlung liebenswürdig zur Verfügung ſtellte.
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