Einöd. Der patriotiſche Harmonikaſpieler. An der Saargebietsgrenze gibt es bei der
Zollkontrolle immer nette Zwiſchenfälle, die Abwechſlung in die Beläſtigungen der Reiſen-
den bringen, denen beim Uebertritt von einem deutſchen Landesteil in den andern oft
ihikanöſe Schwierigkeiten gemacht werden. So kam ein Reiſender an die franzöſiſche
Kontrolle des Zollbahnhofs, der ein Paket aufmachen mußte, in dem eine Ziehharmonika
eingepackt war. Der franzöſiſche Zöllner wollte allerlei Nachweiſe, daß es jich um ein
gebrauchtes Inſtrument handle, ebenſo daß der Reiſende, wie angegeben, die Harmonika
zu ſeinem Unterhalt benötige. Zum Beweis ſeines Könnens wurde der Beſißer aufgefor-
der, zu ſpielen und ſofort erklang in mächtigen Akkorden „Deutſchland, Deutſchland
über alles“ durc< den Raum. Es war wohl das erſtemal, daß die deutſche Nationalhymne
im Einöder Zollbahnhof vor franzöſiſchen Beamten geſpielt wurde. Der Harmonikabeſiter
konnte darauf paſſieren.
Alltäglich ſaarländiſche Unterhaltung anno domini 1930. „Du, ich kann meinen
Mieter nit loswerden, der Kerl will nit ausziehen, obwohl er es vor Zeugen verſprochen
hat.“ -- „Na, da kannſte ja einfach die Räumungsklage anſtellen.“ „Einfach? Haſt du
'ne Ahnung, frag' mal bei den Franzoſen an der Saar an!“
Faſtnachtsboze. Nachſtehende drollige Unterredung wird mir von zwei Augenzeugen,
E. und R., beſtätigt. Eine ältere Frau von auswärts ruft an der Feldmannſtraße den
Führer des Autobus nach der Hohen Wacht an und fragt: „He Vetterſche, fahre-n-ihr
noh der Faſenachtsſtroß?“ „Joo, awwer ſie heißt Bozenerſtrooß!“ „Richtig, richtig,“ atmet
die Frau erleichtert auf, „ich han doch gewißt, daß ſe ebbes met de Faſenachtskiegelcher
ſe duhn hat.“
„Schön iſt die Jugend, kehrt niemals wieder, ſie kommt nicht mehr“, dieſes alte, ſo
wunderſchöne Leierkaſtenlied vergangener Tage, erinnert mich an einen Vorfall, den
Willi Schiff, der jahrelange, beliebte Komiker des „Neuen Theaters“ mit dem ihm eigenen
Humor launig zu erzählen wußte. Reuther war Theaterdirektor, er verlangte viel, konnte
äber bei den damaligen Verhältniſſen wenig zahlen, ſodaß einzelne Schauſpielerinnen
bei den Koſten ihrer Garderobe häufig in geldliche Verlegenheit gerieten. Den Retter in
ſoleher Not ſpielte der vermögende Herr X. Er hatte bei aller äußeren Rauheit ein weh-
eidig Herz. Tränen bedrängter Jugend konnte er nicht ſehen und ſtillte ſie mit freigebiger
Sand. Auf der Bühne gab es zwei Rivalinnen, hübſche Jungfrauen, die beide als Lieb-
linge des Publikums galten. Die Naive, ein echtes Berliner Kind, jung und feſch, die
andere mit Hilfe ihres Schminkkaſtens troß Zeit und Leid elaſtiſch, auf der Straße wie
auf der Bühne ſcheinbar immer noh in blühender Jugendſchöne. Nur eines war beiden
gemeinſam, der permanente Dalles. X. bewunderte in einer Unterhaltung mit dem jungen
Fräulein aus Berlin deren Rivalin, der er begeiſtert Friſche, Temperament und Jugend-
ſchöne nachrühmte. „Na, nu, ne, Herr X.“, entgegnet die ſichtbar Gekränkte, „die und
friſche Jugendſchöne, deren Sohn it ja ſhon Landgerichtsrat!“ Seit jenem Tage war die
Saminklopfkönigin für die liebenswürdige Kollegenſchaft nur no<: der Herr Land-
gerichtsrat.
Aus der Neunkir<hner Gegend. Ein liebenswürdiger Landsmann, der heute in hoher
Stellung in Berlin lebt, ſendet ous Freude an dem „S.-K.“ nachſtehende humorvolle
Erlebniſſe ous ſeiner Zeit im Saargebiet. Lom Königder Wälder. In der Wiebels-
kir<ner Schule ſpricht der Lehrer von dem kraftvollen, ſtolzen Hirſch und den kleineren
Tieren unſerer Waldungen. Dann fragt er: „Na, wen kann man nun wohl als den
König des deutſchen Waldes bezeichnen? Der kleine Emil -- meldet ſich, deutet auf ſeinen
Freund Walter und ſagt: „Dem Walter ſein Vater iſt der König der Wälver!“ Lehrer:
„Wie kommſt du denn nur auf dieſe Jdee und zu dieſer Behauptung?“ „Ei, Herr Lehrer,
wiſſen Sie's denn nit, dem Walther ſein Vater iſt der König des Waldes, er iſt doch --
Dberförſter.
Guten Appetit, Im Geſchäftszimmer der Oberförſterei N. hing die Müße eines
franzöſiſchen Soldaten, die er auf der Flucht verloren hatte, als ihn Hegemeiſter R.
wegen Wilderns bis vor das Lager in Heiniß verfolgte. Eines Tages kam ein franzöſiſcher
Gendarm zur Oberförſterei, beſah ſich die Müße und meinte. ſie könne nur einem
Soldaten aus der Küche gehören, weil die franzöſiſc<en Küchenſoldaten 'die ſ<hmußigſten
Müßen hätten. Das Geſicht des Gendarmen wurde aber über ſeine unvorſichtige Aeußerung
uns gegenüber ſehr lang, als der Forſtoberſekretär M. lächelnd erwiderte: „Na, dann
wünſc< i< Ihnen allen guten Appetit!“
Zwei ſchöne Erinnerungen. Aus Minden erhält der „S.-K.“ von Fr. F. folgendes
Schreiben: „Als alter St. Johanner, um Gotteswillen nicht Saarbrücker, leſe ich jedesmal
mit großer Freud2 den „Saarkalender“ mit den vielen köſtlichen Abhandlungen und der
erfreulichen Sammlung unſerer alten Anekdoten und Wiße. Als Dank für die bereiteten
frohen Stunden ſende ich Jhnen zwei kleine Erinnerungen, die willkommen ſein dürften.“
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rj