Paketpoſtkutſche lebe wohl!
Nach der Eröffnung des groß angelegten, mit allen neuzeitlichen Einrichtungen aus-
jerüſteten Gebäudes der Oberpoſtdirektion in der Triererſtraße hieß es, von
mandjem alten Brauch Abſchied zu nehmen. Bald dürfte das zum Beweiſe der Zungen-
fertigkeit bei unſerer Jugend ſo beliebte Wort Paketpoſtkutſchkaſten in Vergeſſenheit
geraten ſein. Viermal hintereinander fließend auszuſprechen, galt es als die ſchönſte
Vorübung für die Erlernung der ruſſiſchen Sprache. Am -1. Juli 1930 ſchlug dem ehr-
würdigen, knallgelben Inſtitut die Abſchiedsſtunde. Unſer Bild zeigt eins der nunmehr
penſionierten Vehikel. Es iſt, als ob der alte Poſtgaul die Wehmut der Stunde ahnt;
er jenkt wie in Trauer ſein Haupt, obwohl der Wagen für den 'lezten Ehrenzug dur<h
die vom raſenden Verkehr belebten Straßen blumengeſ<hmückt dahinrollen wird. Schon
ſeßt der Boſtillon ſein Horn an, es tönt das bekannte ſchmetternde Signal: A<h, du
mein lieber Gott, muß ich ſhon wieder fort, täterätä! täterätä! Auch dieſe ſüße Melodie
zum letzten Mal, morgen beſteigt Schwager ein neues Auto für ſeine Paketfahrten
und hupt an jeder Straßenecke blindwütig mit ſeinen neuen Kollegen um die Wette.
Die Zeit der Romantik iſt auch hier vorüber. Paketpoſtkutſchkaſten lebe wohl! A. Z.
Dom Dater Blüder.
Der Name des großen Reiterführers, des ſpäteren berühmten Marſchall Vorwärts,
hat den Anfang ſeines Klanges aus ſeinen Waffentaten in der Pfalz. Es war in den
Herbſttagen des Jahres 1793 und im Frühjahr 1794, als der damalige Oberſt Blücher
nach dem Rückzug der Verbündeten aus Flandern in der Weſtpfalz und ſpäter auch in
der Vorderpfalz kühne Huſarenſtükhen zur Ausführung brachte und den vordringenden
Gegner vielfach mit großem Erfolg zum Stehen nötigte. Manches Merkwürdige für die
Lokalgeſchichte zahlreicher pfälziſcher Orte, beſonders der Weſtpfalz, ſteht in der längſt
verſchollenen Regimentsgeſhichte des Blücher-Huſarenregiments verzeichnet. Bei Erd-
arbeiten und beim Pflügen kommen ab und zu Funde von Waffen und Ausrüſtungs5-
[ſtücken zutage, die aus jenen Zeiten ſtammen, aber wohl öfter mit Unrecht der Zeit des
30jährigen Krieges zugeſchrieben werden. Einige hervorſtehende Begebenheiten der Jahre
1793 und 1794 ſeien hier erzählt.
1 33