25, Juli: Die franzöſiſchen Blätter machen mit aller
Kraft mobil gegen Saarverhandlungen. Der
Grundakkord klingt heute wie folgt: Dem Saar-
gebiet geht es unter dem Dölkerbund glänzend,
es iſt dem Untergang geweiht, wenn es die Pro-
tektion Frankreichs verliert. Im übrigen kann
Frankreich ni<t auf das Saargebiet verzichten,
es brau<t ſeine Kohlen und ſeinen Markt,
Juli: Mit dem heutigen Tage tritt die vollſtän-
dige Sonntagsruhe im Herren- und Damen-
Friſeurgewerbe in Saarbrücken ein. -- Dom qge-
meingefährli<hen Bahnſ<huß melden wieder die
Zeitungen. Ein franzöſiſ<er Korporal ſc<oß auf
einen am großen Exerzierplatße tätigen Geometer.
Die Preſſe verlangt umgehendes Eingreifen gegen
die Uebergriffe und Maßnahmen von der Regierungs-
kommiſſion. =- Weihe des Heiligenwalder Ehren-
mals für ſeine 145 und Remmesweiler für 20
Gefallene.
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Auguſt 1929,
Auguſt: Dreißigerfeſt in Saarlouis. Denkmals-
weihe am 4. Auguſt mit JTeſtzug. Tauſende alter
Kameraden des Regiments „Graf Werder“ feiern
ergreifendes Wiederſehn. -- Dom 3.--18. Auguſt
begeht in einer Reihe glänzender Deranſtaltungen
St. Ingbert das Hundertjahrjubiläum als Stadt.
Auguſt: Das 19. Saarbrücker Turn- und Spiel-
feſt ſieht mehr als 1200 Teilnehmer im Wettkampf
turneriſ<er Leiſtungen.
Auguſt: CTothringer Erkenntniſſe erſcheinen in der
Meßer „„Cothringer Dolkszeitung“. Weder die
Franco-ſaarländiſ<e Handelskammer nod die Der-
einigung der Elſaß-Cothringer im Saargebiet
hätten es verſtanden, für Frankrei<h Werbearbeit
zu leiſten. Die Fehler der Franzoſen bewieſen im
Uebermaß, daß man im Saarland jede Gelegen-
heit zur Derleßung der Gefühle der Bevölkerung
wahrgenommen habe. Ueue Methoden, jelbſt
muſtergültige, kämen zu ſpät.
Auguſt: Grube Frankenholz kann auf ein fünf-
zigjähriges Beſtehen zurückblicken.
Auguſt: Ua< dem IJahresberi<t der Freiwilligen
Sanitätskolonnen des Saargebiets zählen ſie jeßt
79 Kolonnen, 3656 aktive, 1492 inaktive, 103
Ehrenmitglieder, 12 Frauen- und 128 jugendliche
Abteilungen. Geſamtmitgliederzahl 5960, -- Alle
Kommunen faſſen einhellig Beſ<lüſſe mit der
Forderung einer baldigen Rücgliederung. Der
Uotruf der Merziger endet mit den Worten: „Wie
lange noh ſollen wir ausharren in Knechtung
unter einer Fremdherrſchaft, die das wirtſchaft-
lihe und kulturelle Leben fortgeſeßt erſchüttert
und gefährdet!“
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Auguſt: Das Luftſchiff „Graf Zeppelin“ iſt heute
früh um 4.35 Uhr zu ſeiner Weltfahrt in Fried-
ric<shafen aufgeſtiegen.
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Auguſt: Eine üble Abfuhr holt ſich die Regie-
rungskommiſſion durc< die Preſſe, die über zwei
Gemeinheiten des Bahnſc<hußes (franz. Abteilung)
in Sulzba< und auf dem Saarbrücker Exerzier-
plaße gemeldet hatte. Die Regierungskommiſſion
wollte die fatale Sache einfa) vertuſchen und
ließ offiziell erklären, daß die üblen Uachrichten
auf Unwahrheit beruhten. Die Preſſe tritt erfolg-
reich den Wahrheitsbeweis an, rüffelt die Herr-
ſchaften re<ht unſanft und „ließt mit den Worten:
„Wir preiſen den Tag, an dem die Regierungs-
kommiſſion mit dem Bahnſchuß verſchwindet.“
Shluß der IJahrhundertfeier in St. Ingbert
durc; einen prächtigen hiſtoriſhen, gewerblichen
und induſtriellen Feſtzug,
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Prof. Dr. h. c. Ruppersberg, ho<hverdient als
Geſhi<tsforſ<er und beſter Kenner des Saar-
gebiets, vollendet jein 75. Lebensjahr. Der Tag
bringt dem Hiſtoriker und Shulmann aus allen
Kreiſen der Bürgerſ<aft des Saargebiets Dank
und Anerkennuna.
Auguſt: Im Haag ſollte die Saarfrage beſprochen
werden, aber Briands Derſ<hleppungspolitik greift
zu Ausflüchten, um dies zu verhindern. Er ſagt
Beſprechungen feſt zu, läßt aber dann ſeine Sach-
verſtändigen ohne jede Information, bittet um
neue deutſc<e Sachverſtändige, verlegt die Termine
uſw. Er will der ihm unangenehmen Säche aus
dem Woge aehen.
Auguſt: Der Strom von Druckerſ<wärze für die
unbelehrbare Propaganda der franzöſiſ<en Saar-
politiker will nicht verebben. Ießt tau<t der
Dizepräſident der Grubenkommiſſion der Kammer,
Charlot, in dem Finanzblatt „Le Capital“. mit
einem neuen Plan hervor. Ein einziger Ober-
kommiſſar, der dem Dölkerbund unterſteht, ſoll
an die Stelle der jetzigen ſogenannten Treuhänder
treten. Frankreich müſſe ſodann das Saargebiet
au< na< der Dolksabſtimmung behalten. Das
Reich werde einſt die Kaufſumme für die Gruben
nicht aufbringen können, ſo werde es mögli ſein,
das geſamte Wirtſ<aftsleben der „Saar“ allmäh-
li< na< Frankreich zu orientieren und damit
das Land zu gewinnen. „„Dieſes aber, ſagt er,
iſt ſozuſagen Taubenmiſt!“ (Wilhelm Buſh.)
Auguſt: Shwere Gaſometerexploſion in Gers-
weiler. Se<s Tote, ein S<werverleßter.
Kuguſt: Die Regierungskommiſſion verweiſt eine
dur< belgiſ<e Bahnſhußtruppen geſchädigte Frau
zur Geltendmachung ihrer Anſprüche auf den Weg
der Privatklage. Die Preſſe greift darauf die
Treuhänder an und fragt, ob ſie ni<t wüßten,
daß ſie einſt leider Gottes. dem Bahnſ<huß die
Exterritorialität verliehen hätten, eine Privat-
klage alſo gegen die belgiſ<en Soldaten gar niht
anhängig gema<t werden könne.
Auguſt: Der Uotenwedhſel über die bevorſtehenden
Saarverhandlungen zeigt auf franzöſiſcher und
deutſher Seite nachſtehenden gleihen Wortlaut:
Haag, 30. Auguſt 1929. „Mit Beziehung auf
unſere Beſprechungen über die alsbaldige Löſung
der Saarfrage beehre i< mic<h, Ew. Exzellenz
hiermit das beiderſeitige Einverſtändnis darüber
zu beſtätigen, daß unter Dorbehalt der politiſchen
Re<hte der Saarbevölkerung die mit dieſer Frage
zuſammenhängenden Einzelheiten zum Gegenſtand
deutſ<-franzöſiſGer Derhandlungen gema<t wer-
den ſollen, die alsbald in Paris beginnen und
ſoweit irgendwie möglic< in einem Zuge zu Ende
zu führen ſind.“
KZuguſt: Tommy iſt fort. Die engliſche Abteilung
des ſogenannten Bahnſ<ußes in Stärke von 129
Mann verläßt Säaarbrüken. Am 12. Juli 1927
rückte hier dieſe Truppe ein, Uachdem ſie ſich in
der erſten Zeit re<t unliebſam bemerkbar ge-
macht hatte, fügte ſie ſic ins Unvermeidliche und
benahm ſic< in der Folgezeit dur<weg anſtändig.
September 1929.
Sept.: 30jähriges Beſtehen der Sanitätskolonne
Homburg. Die geſamte Rheinpfalz zählt gegen-
wärtig 41 Kolonnen mit 2000 organiſierten
Sanitätern.
Sept.: Die Preſſe nennt als Termin des Beginns
der Saarverhandlungen in Paris den 15. Sep-
tember.
Sept.: Cisdorf weiht ſein Gefallenen-Denkmal,.
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