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Saarkalender für das Jahr 1930
„Sreiheit, Bildung, Wohlſtand!'
Von A. Z.
In den früheren Jahrgängen des „Saarkalenders“ ſind über die ſaarländiſchen
Dorgänge des Revolutionsjahres 1848 mehrere, bisSher unbekannte Einzelheiten
gemeldet worden. Hierdurch veranlaßt, ſtellen mir Freunde no< einige Sachen zur
Derfügung, die ebenſowenig mir, noh ſonſt jemand bekannt ſein dürften.
Abgebildet erſcheint hier ein S<huldſ<ein, der mir von einer Saarbrücker
Familie zur "*“jügung geſtellt iſt. Er gibt Kunde vonder erſten Anleihe
zugunſten einer deutſ<en Republik unter dem Wahlſpruch: „Freiheit,
Bildung, Wohlſtand!“ Unterzeichnet iſt das „freiwillige Anlehen“ von Struve. Der
Advokat Hecker und der feurige Journaliſt Struve, die badiſchen Führer der großen
DolkSbewegung, ſtanden auf dem äußerſten linken Flügel und forderten bei der
Umgeſtaltung Deutſchlands die ſozialdemokratiſche Republik. Ua<h dem unglück-
lichen Ausgang der Revolution flüchtete Hecker na< Amerika, Struve wurde bei
einem Sharmüßel mit regulären Truppen gefangen und nac<h Bruchſal gebracht.
Sdqhon im Jahre 1847 verfügten beide in Baden über einen bedeutenden Anhang,
ven ſie am 12. September in Offenburg verſammelten. Unter großer Begeiſterung
beſ<hl?83 man hier einhellig, „die Errichtung der deutſ<en ſozial-
dem?kratiſ<henRepublik“ anzuſtreben. Zum Kriegführen gehört aber Geld.
Und ſa mag wohl Ende 1847 „Die Geſellſchaft deutſcher Republikaner“ zu dem Ent-
j<luv * gekommen ſein, ein „freiwilliges Anlehen“ aufzulegen. Der freiheitliche
Sinn rx Saarländer ließ ſie hier wohl manches Opfer bringen. „Gutfür 700 Fl.
vder 579 Thaler“, bedeutet für damalige Derhältniſſe eine re<t erhebliche
Summe Geldes. Sie ſollte allerdings mit 5 Prozent verzinſt werden, aber die In-
haber der Anleihe haben ſicher nie einen Pfennig geſehen. Don wel<h' hohen Idealen
die Bewegung getragen war, zeigt das Wort: „Die Bruderhand allen Dölkern!“ Der
unter dem Bilde der Freiheitsgöttin verzeichnete Bibelſpruc<h: 1. Buch Samuelis 8,
10-17 hat folgenden Wortlaut: 10. Und Samuel ſagte alle Worte des Herrn dem
Dolk, das von ihm einen König forderte. 11. Das wird des Königs Ret ſein, der
über eu<h herrſchen wird: Eure Söhne wird er nehmen zu ſeinem Wagen und
Reitern, die vor ſeinem Wagen hertraben; 12. Und zu Hauptleuten über tauſend
und über fünfzig und zu Akkerleuten, die ihm ſeinen Acker bauen, und zu Shnittern
in ſeiner Ernte, und daß ſie ſeinen Harniſch, und was zu ſeinem Wagen gehöret,
madhen, 13. Eure Töchter aber wird er nehmen, daß ſie Apothekerinnen, Köchinnen
und Bäderinnen ſeien; 14. Eure beſten Aeker und Weinberge und Oelgärten wird
er nehmen und ſeinen Knechten geben; 15. dazu von eurer Saat wird er den Zehnten
nehmen und ſeinen Kämmerern und Knedten geben; 16. und eure Knechte und Mägde
und eure ſchönſten Jünglinge und eure Eſel wird er nehmen und ſeine Geſchäfte Ca-
mit ausrichten; 17. von euren Herden wird er den Zehnten nehmen und ihr müſſet
jeine Knedte ſein.
Das Blätthen ſelbſt iſt nict allein eine Rarität, ſondern na<h all meinen Er-
kKundungen darüber ein Unikum, alſo ein Exemplar einzigartig und gerade wegen
unſerer heutigen Derhältniſſe von Intereſſe.
Uod eine kleine, ſeltſame Erinnerung an 1848, die unſere Sprachen- und DolkSs-
kunde treibenden Kreiſe beſchäftigen dürfte, meldet mir mein Freund Kl. aus Dud-
weiler. Er ſchreibt: Die Bürger von Dudweiler ſchloſſen ſim 1848 der freiheitlichen
(u.ö