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Saarkalender für das Jahr 1930
Der Schulkampf im Saargebiet.
„Hab Acht, uns drohen üble Streich'!“
Rich. Wagner (Hans Sachs in den „Meiſterſingern“.)
Da waren ſie zunächſt betreten.
(Auf ſie führt unſrer Frage Spur,
Das Bergamt iſt der Erbe nur.)
Es drängt Paris: Befehl allein
Kann hier noh unſer Retter ſein!
Da ſpielt man Doktor Eiſenbart,
Kuriert nach welſcher Eigenart.
Man geht an's Werk, der Bogen klirrt,
Der Pfeil auf unſ're Jugend ſchwirrt.
Die Schule ſoll franzöſiſch plappern,
Damit die welſchen Mühlen klappern.
Da macht der doofen Welt man
klar:
„Es lebt ein Miſchvolk ':an“ der
Saar!“
Esiſt der ganzenUebung Zweck,
Sie wollen nie mehr von uns
weg.
Der Jugend gilt der Sturm, der wilde,
Im kranken Völkerbundsgebilde;
Der deutſchen Schule Geiſt und Sinn,
Sie welſch zu färben, welch' Gewinn!
Verſailles hat es ſo ſchön ſerviert:
„Die Sprach und Shul iſt garan-
tiert!“
'So feſt man dies dereinſt verſprochen,
Vergeſſen iſt es und gebrochen.
Das Saarſtatut ruht irgendwo
Im hohen Miniſterio.
Das Ding hat längſt ein großes Loch,
Indes, zu Recht beſteht es noch.
Wir klagen laut die Treuhand an,
Bei Gott, ſie hat nicht wohlgetan;
Die Schule rief, doh kurz und fix,
Aus ihrem Schutze wurde nix!
Die Jugend hat, wie allbekannt,
Des Landes Zukunft in der Hand.
Der Franke ruft: „Ein neu Geſchlecht
I< ſchaff" es hier, mit Macht geht Recht!
Ih fälſch' der Schüler weiche Seele,
Damit am Ende gar nichts fehle.
Nicht deutſ<hſei dies Gebiet
allein,
3wei Sprachen ſollen heimiſch
fein.
Das geht mit Dampf, man ſieht im Nu
Das Saarland voller „Parlezvous“.
Ha, wie der Franken Hafer blüht,
Wenn neuer Lug die Welt durchzieht:
„Dies Volkkann nur franzöſiſch
ſprechen
Und deutſ<ein wenig rade-
brechen!“
So blöd auch der Reklametrick,
Er drehte doh der „Saar“ den Strick.
Mit tauſend Federn wird gelogen
Die Wahrheit zehnmal umgebogen.
Vor Weh wird die Entente erblaſſen,
Und Frankreich nie die Saar verlaſſen.
Und ſchweigend ſäh' die ganze Welt
Am Volk das Unrecht nur um -- Geld.
Zehn Jahre ſchon, „lang, lang' iſt's her“,
Begann den Kampf das Militär,
Das kam zur Saar mit ſtolzem Hoffen
Und ſah bereits den Himmel offen,
Doh, als die Wahrheit ſie vernommen
Daß hier die Böſen und die Frommen
Zum alten deutſchen Herrgott beten,
Das Volk zerſchlug zu unſerm Glück
Der welſchen Schule Bühnenſtück.
Wohl fliegt noh tückiſch mancher Speer,
Wohl wogt der Kampf no<h hin und her;
Kein Druck iſt, den ſie nicht geübt,
Kein Zwang, der ihnen nicht beliebt,
Doch längſt iſt ihnen ſonnenklar:
In dieſer Suppe liegt ein Haar.
Im eiſenharten Grenzesſtamme,
Da lodert noh der Freiheit Flamme.
Wir haben kein Franzoſenblut,
Was in uns lebt, iſt deutſche Glut.
Sie ſehen da mit bangem Schrecken
Den Siegfriedsgeiſt empor ſich recken;
Ins Herz geſenkt, kann er nicht ſterben,
Der Franken Kunſt ihn nie verderben.
Als Licht in dunkle Zukunftsweiten
So wird er immer uns geleiten,
Ein jedes Herz trägt er empor,
Das Ehre nicht, noh ſich verlor.
Und keines Winters Strenge
kettet
Die “-Kn.oſpe, die am'Stamm:ge-
Hettets.
Die Jugend fällt euh nicht zum
Raube,
Sie hebt und'trägt Germanen*-
Glaube,
Und, wasſieauchbedrängenmag,
Sie blüht am deutſchen Früh-
lingstag. AZ
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