Full text: 1930 (0008)

Saarkalender für das Jahr 1930 
dim 
Saarbrücker Schnüß! Ein Zahnarzt hat einer robuſten Marktfrau einen Zahn gezogen; 
ſie ſpült gerade nach. =-- Suchend ſchweifen die Augen des Zahnarztes im Raum umher. 
Vergeblich! Endlich wendet er ſich an die Marktfrau: „Ah Fraa Schmidt, macheſe doc 
nohmohl uff, eich well emohl luhe, ob nich en Eixem Maul de Zang leihe geblieb is!“ 
Jugend von heute. Vater: „Ihr liewe Kinner! Jhr wiſſen garnet, wie gutt Jhr's 
han. I< in Eirem Alder war als froh, wenn ic e Stick drucke Brod knabbere kunnd!“ = 
Der kleine Robert: „Jo, Bappe, do kannſchd de jetze froh ſin, daß Du es bei uns ſo gudd 
aeloobt haſc<d!“ 
Eine Erinnerung an den Karneval 1929. Ein beſtens bekannter hieſiger Handwerks- 
meiſter, deſſen Hauptfeiertage in die Karnevalszeit fallen, torkelt zur Halteſtelle der 
Straßenbahn, Linie 5, am Bahnhof. Begegnet ihm ein Shußmann, den er anhält: Kinne-ſe 
-- gli -- mr nit -- gli> -- ſahn -- gli -- um wieviel Uhr is dann? -- Der grinſt, 
„Sechſe!“ -- Ja -- fragt unſer Biedermann weiter „omets -- glik -- oder morjens?“ 
Antwort: „Natürlich morgens!“ -- „So -- ja -- glick -- ich menn -- giſchdert odder 
heit2“ 
„Feine Familie. „Nun, mein lieber Schmidt, wie geht's Euch und Euerer Familie?“ 
fragte vor Jahren Landrat v. Gärtner einen ihm bekannten Daarler Bürger. =- Darauſ 
dieſer: „O, Herr Londrat, e--ich ſin merci, mei Kinn un mei Fraa ſin geſond, nuhre de ald 
Motterſau is ſeid vorgiſchder ebbes grangelig!“ 
Ein Lebenskünſtler. In Völklingen lebte ein alter Spaßvogel, ein Hüttenpenſionär. 
Mit dem ernſteſten Geſicht verkohlte er die neugierigen Leute wie folgt: „Sehe Se, ich 
[ebb nuhre vun Grumbiere. Zeerſchd gebb ich ſe de Saue ze freſſe und hernohde eß ich 
de SauLv ſelwerſchd.“ 
Saarbrücker Frageſtellung. Ei, wo ſinn dann die do, vunn dem do Diſch dohin? 
Richtig. Es iſt beim Abiturientenabſchied. Prof. St. hält die Abſchiedsrede, ſich ſelbſt 
mit Plutarch vergleichend, der ſeine Schüler erſt zum Leben bildete und ſie dann noh mit 
weiſen Lebensregeln verſehen, hinausſchickte in die Welt. „Allerdings,“ fügt er dann hinzu, 
„was aus ihnen geworden iſt, wiſſen wir nicht,“ was meinen Nebenmann, einen Abi- 
turienten, veranlaßt, aus tiefer Bruſt und Ueberzeugung mir mit hohler Grabesſtimme ins 
Ohr zu flüſtern: „Tot ſin ſe!“ C. Sch. 
Die Weiße Woche. Zu einem hieſigen Großkaufmann, der durch ſeine witzigen Einfälle 
bekannt war, kommt ein Freund, ſieht die Pracht der Ausſtattung zur Weißen Woche, die 
vielen ſich durch die Gänge drängenden Käufer und fragt, wie man mit dem Umſatz zu- 
frieden ſei. „Schlecht, das Geſchäft iſt miſerabel, jeder macht Weiße Woche. Selbſt Boben- 
rieth (bekannte Pferdemetgerei) hat Weiße Woche angekündigt.“ „Nanu, wieſo?“ „Na ja 
doh, er hat einen Schimmel geſchlachtet.“ 
Die ſchwere deutſche Sprache. Auf einer Inſpektion (damit der Erzähler nicht erkannt 
wird, bleibt der Name verſchwiegen) wurde neulich einer Abteilung vorgeworfen, daß dex 
Förderungsſoll“ nicht erreicht worden ſei. Die betreffenden Bergleute beſtritten die Min- 
derförberung. Aber der Herr Ingenieur =- aus Paris -- ließ nicht locker. Er rief aus: 
„Es iſt nicht verbotten zu machen ein wenig zu viel.“ 
Die älteſten Leute. Der „Saarbrücker Zeitung“ wird am 24. Auguſt 1928 aus Simmern 
gemeldet: Eine geiſtreiche Antwort gab dieſer Tage ein Ortsgewaltiger eines Hunsrück- 
dorfes auf die amtliche Anfrage, wie die Namen der fünf älteſten Leute des Ortes lauteten. 
Als Beſcheid kam zurück: „Iſt heute nicht mehr gut “feſtzuſtellen, da die fünf älteſten 
Leute im lebten Winter geſtorben ſind.“ 
Lo
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.