Saarkalender für das Jahr 19390
zu verzeichnen war. Die große Freude aber, Drang- und Notzeiten glücklich überſtanden
zu haben, wurde von der Bevölkerung in großzügig geſtalteten Erntedankfeſten
gefeiert. In der Saarlouiſer Gegend hat ſich noh ein Bild aus jenen Tagen erhalten, ein
ſeltener Fund, deſſen Wiedergabe ſicher das Intereſſe der Leſer finden wird.
Von ähnlichen Dankfeiern vor derfranzöſiſchen Revolution berichtet uns
folgende fürſtlihe Verordnung*):
„Unſern freundlichen Gruß zuvor, Hoedelgebohrener Veſt und hohgelahrter, auch
Ehrenveſter, Ehrwürdiger, Ehrſamer und Wohlgelahrte, Sonders hochgeehrter Herr
und liebe Freunde!
Für das unermüdete Wohlthun unſeres gütig und göttlichen Verſorgers, wovon wir
auch dieſes Jahr überflüſſige Proben erfahren, ſind Wir dem Allerhöchſten mit in-
brünſtigem Herten demüthigſt zu danken ſchuldig, weshalben nah bisheriger Obſervanz
auf den lezten Sonntag nah Trinitatis das gewöhnliche Erndte-Feſt und über den von
fürſtlichem Conſiſtorio auserſehenen Text Pſalm CIX. p. 64, Herr die Erde iſt
Voll deiner Güte, lehre mich deine Rete: zu Erwek- und Erbauung aller
Zuhörer gepredigt werden ſolle. Wir geſinnen demnach an Unſern hochgelahrten Herrn
und Eu, die desfalls nöthige Ausſchreiben in hieſiger Special Diveces an alle Evange-
liſche Ehr-Geiſtlihen ohngeſäumt zu Verfügen, Verſehen Uns deſſen gehorſamlicher Dar-
nachachtung und ſind zu Erweißung angenehmer Freundſchafts Gefälligkeiten geneigt
und willig.
Saarbrüken, den 3ten Novbr. 1763.
Fürſtlih Naßau-Saarbrückiſc<e zum Conſiſtorio
verordnete Geheime Director und Räthe hieſelbſt.“
5) Orig.-Staatsar<hiw Koblenz. (Abt. 22/3962.)
Funkſtation des Saargebiets auf dem Petersberg bei Saarbrücken.
Zwei Jahre hat die Regierungskommiſſion
gebraucht, bis ſie ſich entſchließen konnte,
ihre Genehmigung zur Errichtung der Funk-
ſtation zu erteilen. Ebenſolang lagen die
beiden ca. 40 Meter hohen Maſte unbenußt.
Von Roſt ſtark zerfreſſen, wurden ſie
jezt nebſt dem ſchmucken Bedienungs-
häushen aufgeſtellt. Der Radiofreund an
der Saar darf aber nun nicht erwarten, 5aß
ihm etwa von hier ein Unterhaltungspro-
gramm geboten wird. Dazu hat man regie-
rungsſeitig keine Luſt. Es iſt für die Regie-
rung ſehr ſchwer, einen Ausweg zu finden.
Uebernimmt der Sender deutſche Programme,
ſo wäre das nach der bekannten Auffaſſung
in der Hindenburgſtraße nicht richtig. Werden
franzöſiſc<e Programme geboten, ſo dürften
ſiH die Einnahmen der Poſtverwaltung
weſentlich verringern, weil die Radiofreunde
im Saargebiet ſich dies nicht gefallen ließen.
Für alle diejenigen, die einen Fernempfänger
beſigen, wäre die Inbetriebnahme des Sen-
ders zum Unterhaltungs- und Tagesfunk
ſehr ſtörend. Vorläufig werden dur<h den
Sender nur Wettermeldungen der meteoro-
logiſchen Station weitergegeben. GK;
Aufnahme von Max Went.
Wi