Saarkalender für das Jahr 1530
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Frankreihs in Höhe von zwei Milliarden im
Saargebiet wird als Sdwindel gekennzeichnet.
Die Lieferungen des Saargebiets na< Frankreid
und deſſen Lieferungen hierher wurden dabei „des
beſſeren Eindrucks wegen“ zuſammengezählt. =
In großer Saarkundgebung in Frankfurt a. M.
ſpri<t Pfarrer Beker-Neunkir<en über die fran-
zöſiſhen Schulen im Saargebiet, für die ſi wieder
ſteigernder Druck bemerkbar machte. Unerträglich
ſei die dauernde Gewiſſensknebelung bei materiel-
ler UVot der Bergleute. Der zähe Kampf um die
deutſ<e Kultur werde zur bangen Sorge bei der
Haltung der Bergverwaltung. Wir dürften in der
Abwehr nimmer erlahmen. In Paris iſt man über
die Rede erboſt und bezeichnet ſie auf Koſten der
Wahrheit als „alldeutſ<e Manifeſtation“. Eine
Abwehr ſinnloſer Dergewaltigung ſ<eint alſo
unerlaubt.
Oktober: 50jähriges Jubiläum des Katholiſchen
Kirhen<hors „Cäcilia“ in St. Johann.
Oktober: Weihe des Kriegerehrenmals in Wehrden.
Oktober: Unfallſtatiſtik in den Betrieben des
Saargebiets, ſoweit ſie der Gruben- oder Gewerbe-
aufſict unterſtehen. Beſchäftigt im Durchſchnitt
155 960 gewerblihe Arbeiter im IJahre 1927.
71 080 entfallen auf die Gruben und 84 885 auf
die der Gewerbeaufſi<ht unterſtehenden Betriebe.
Insgeſamt 15 766 Unfälle, hiervon 10476 auf den
Gruben und 5290 auf die übrige Induſtrie, Töd-
lic verlaufen 61 auf den Gruben, 28 in der
übrigen Induſtrie, =- Im Amtsblatt vom 22. Okt,
erſcheint eine neue Derordnung über den Caden-
j<luß. Sämtliche Cadengeſhäfte müſſen danach
von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens geſ<loſſen
ſein. 30 Ausnahmetage werden zugeſagt.
Oktober: Die Stadt Saarlouis hat erfolgreich die
Wohnungsnot bekämpft. Insgeſamt 267 Woh-
nungen mit einem Koſtenaufwand von 17 366 000
Franken, Unmittelbar beteiligt iſt die Stadt mit
150 Wohnungen oder rund 56 v. H., im übrigen
half ſie dur< Baudarlehen uſw. Wohnungſuhende
ſind noH 53 vorhanden. -- Wohltäter aus dem
Reich ſtiften dem Saargebiet Kartoffeln, 104 Wag-
gons zu je 300 Zentner.
Oktober: Am Zollbahnhof Einöd fand die Zoll-
madame bei einer Shar junger Mäd<hen ein Pak
Programme, deren Ueberſchrift hieß: „Deutſch iſt
die Saar“, Große Aufregung über nicht zollpflich-
tige Druckſachen. Der Oberzöllner ließ no<h einmal
das ganze Gepä> der Mädchen dur<ſtöbern. Für
ihn leider ohne Erfolg.
Oktober: Auf der ſoeben erſt vom Staatlichen
Straßenbauamt fertiggeſtellten Hauptverkehrs-
ſtre&s in Sulzbach entſtanden zwei Rohrbrüche
infolge Grubenſenkungen. = Die von Saar-
brücken mit einer Condoner Bank abgeſchloſſene
ſe<sprozentige Anleihe von einer Million Pfund
wird zum Kurs von 94 Prozent in einer halben
Stunde gezeichnet.
Uovember 1928.
Uovember: Der Turnverein Saarbrücken von
1848 feiert ſein 80jähriges Beſtehen. Ausgezeihnet
werden bei dieſem Feſte Rendant Engelbert Biß-
mann und Wilhelm Winter, beide 50 Jahre MWit-
glieder des Dereins, Heinri< Wahlſter 25 Jahre
Dorſikender.
November: Die Preſſe ſ<reibt über die ungeheure
Belaſtung des Saargebiets dur; die fremde
Sonderverwaltung. Der Präſident verfügt über
ein Jahreseinkommen von faſt 50 000 RUl,, hat
alſo mehr als der preußiſche Miniſterpräſident.
Die vier anderen Mitglieder der Regierungs-
kommiſſion ſteken jeder jährli< 25 000 RU. ein,
Der große Stab der „Miniſterialdirektoren“ und
„Miniſterialräte“, natürlich meiſtens Franzoſen,
ſäkeln von 15--19 000 RM. ein, darunter Uotton
als Leiter der Schulabteilung mit 18 000 RM,,
mithin weit über 100 000 Fr. Das Gebiet, no
nicht einen halben Regierungsbezirk umfaſſend,
würde in Preußen von einem Regierungspräſi-
denten und einigen Räten gut verwaltet werden.
Wie lange geht nun noH& der Krug zum Waſſer?
DolkSelend heißt das Urteil über das Dölker-
bundſyſtem an der Saar.
Uovember: Ein ſtarkes Stück leiſtet ſic die
Regierungskommiſſton dur< die Erklärung, daß
die Zeit, die eine Lehrperſon an den franzöſiſchen
Domanialſc<hulen verbringt, auf das Beſoldungs-
dienſtalter anzure<hnen ſei. Es iſt wahrlich an der
Zeit, mit dem Unfug aufzuräumen, dur< wirt-
ſ<aftlihen Dru franzöſiſ<e Propaganda zu
treiben und deutſ<e Kinder in der Sdulausbil-
dung leiden zu laſſen. =- Die Regierungskommiſ-
ſion lehnt die Forderung der Staatsangeſtellten
ab, den Reichstarif auch für das Saargebiet zu
übernehmen und kündigt ſämtlichen Staat5ange-
ſtellten zum 31. Dezember, um eine neue tarif-
lihe Grundlage zu ſc<haffen. Die Regierung be-
ruft ſich auf die ſc<le<hte Finanzlage des Gebietes,
Uovember: Der Saarbrücker LCiederkranz begeht
feierlich ſein 60jähriges Beſtehen. Gegründet am
17. Dezember 1868 mit 38 Mitgliedern, heute
zählt der Derein 965 Mitglieder (210 Aktive,
700 Paſſive und 55 Ehrenmitglieder). Leiter:
Pauly, Brauſh, Scholz, Hans Wolff, Philipp Stilz.
--= Die Deutſ<-Saarländiſ<e Dolkspartei erſucht
wiederum die Regierungskommiſſion um Abbau
der Wohnungszwangswirtſ<aft gemäß dem Gut-
a<hten des Candesrats.
Uovember:' Weihe des evangeliſ<en Gemeinde-
hauſes Wartburg. Der erſte Spatenſti< 6. Iuli
1927, Grundſteinlegung am 24. Juli desſelben
Jahres. Das Haus hat den größten Saal des
Saargebietes, 37 Meter lang, 23 breit und 14
lihte Höhe. Er faßt 1600 Perſonen. Ardhitekt
Seifert (Brugger Uadfolger) Saarbrücken. Aus-
führung dur< die Firmen Sohnius. Saarlandbau
und Adolf S<midt.
Uovember: Proteſtverſammlung der Eiſenbahner
des Saargebiets erhebt Einſpruch gegen die Cohn-
politik der Regierungskommiſſion und fordert,
hart bedrängt, Lohnaufbeſſerung. =- Die Deutſche
Dolkspartei der Pfalz nimmt nah einer Dertreter-
verſammlung in Ueuſtadt eine Reſolution an, in
der es zum Scluſſe heißt: „Die Pfalz will lieber
das Jo< der Beſaßung no<4 weiter tragen, als
dur; neue Opfer ein weiteres Entgegenkommen
unſerer Geaner zu erkaufen.“
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November: Die franzöſiſ<e Induſtrie, bangend um
die Ausbeutung des Saargebiets nah ſeiner Rük-
gliederung, ſc<ließt ſi zuſammen, um ihre
„Rechte“ red<htzeitig ſicherzuſtellen.
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bw.