Saarkalender für das Jahr 1939
2. September: Dur< die Betrügereien des FJFinanz-
rates Pir<er von der St. Ingberter Stadtſpar-
kaſſe gerät au< die Waſinenfabrik Rohrbad
in Sdcwierigkeiten. 220 Arbeiter kommen zur
Entlaſſung, konnten aber no< reſtlos entlohnt
werden.
Septemver: Sinngemäß iſt nac dem Friedens-
vertrag Frankreihs Anſpru<ß auf die Saar-
gruben als „Erſaß“ für die zerſtörten nord-
franzöſiſchen Zehen ſeit 1926 erloſhen. Für den
Förderausfall von 62,7 Millionen Tonnen hat
Frankreich bis dahin aus den Saargruben eine
Gegenleiſtung von 93,7 Millionen Tonnen er-
halten. Dom IJIanuar 1920 bis Juni . 1928 ein-
ſ<ließlih hat es 100 Millionen Tonnen aus den
Saargrüben gefördert. Der Reinertrag zuzüglid
Reſerveſtellung beträgt 1920--1926 in Franken
618 757 945, in Goldmark 143 372 573, Die nord-
franzöſiſ<hen Gruben haben längſt eine höhere
Förderung als früher. Die Saargruben bilden
daher keinen „Erſaß“ mehr für erlittenen Aus-
fall, ſondern ſind eine ungere<htfertiate Bereie-
rung.
September: Im Haus- und Grundbeſißerverein
Friedrichsthal wird beſchloſſen, die dur Gruben-
ſenkungen Geſchädigten mit Geldmitteln zu unter-
ſtüßen, um ihre Rechte gegen die nachläſſige fran-
zöſiſ<e Grubenverwaltung geri<tlih anhängig
zu maden.
September: Der Trieriſ<e Bauernverein hält eine
Derſammlung in Dillingen ab, auf der Dr. U.
Keßler in einem Dortrag erwähnt, daß die jähr-
lie Mil<produktion im Saargebiet 60 Mill.
Franken betrage, der Wert der jährlichen Kar-
toffelprobuktion rund 200 Will. Franken.
September: Die Preſſe meldet von einer aufge-
dekten Schiebung im Hauptverſorgungsamt
(orthopädiſche Anſtalt) Saarbrükens, wodur< die
ſteuerzahlende Bevölkerung um zirka eine hälbe
Million geſchädigt ſei.
September: Tagung des Deutſchen Werkmeiſter-
verbandes in Dillingen. Geſamtverband 130 000
Mitglieder, im Saargebiet 1500. Gefordert wird
u. a., daß Invaliden-, Unfall-, Kranken- und
Knappſc<aftsverſicherung zuſammen mit der Ge-
ſjeßgebung des Reiches hier zur Einführung
komme, ferner Zuſammenfaſſung der ſaarlän-
diſ<en Sozialverſiherung mit der des Reiches.
September: Der Saarverband der Zimmerer-
Innungen fordert auf ſeiner Tagung in Dillingen
beſ<leunigten Abbau der Zwangswirtſchaft und
dur<greifende Maßnahmen zur Finanzierung der
Wohnbautätiakeit.
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September: In Genf empfängt der Reihskanzler
die Saardelegationen der Sozialiſten und der
bürgerlihen Parteien. Der Kanzler verſichert
gegenüber umlaufenden Gerüchten in der Warndt-
frage (Bereitwilligkeit des Reiches gegen Kom-
penſationen das Warndtgebiet abzutreten), daß
die Reichsregierung nie daran geda<t habe, der-
artige Pläne in Erwägung zu ziehen. = Feſt-
geſtellt wird, daß es in Genf völlig unbekannt
war, wie die Treuhänder mit der Anlage von
Regierungsgeldern verfahren. Dieſe werden den
im Saargebiet etablierten franzöſiſG<Gen Banken
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gegen geringen Zinsſaß zur Derfügung geſtellt.
Das Geld wird zum Schaden unſerer Wirtſchaft
jo raſ<; wie mögli< na< Paris abgeführt.
September: Uah der Preſſe führte die ungere<t-
fertigte Beſtrafung zweier Bergleute zu einer
großen Derſammlung der Knappen in Quierſchied.
Dort wird eingehend begründet die Klage über
ſ<le<htes Gedinge, ſ<leHte Behandlung, An-
treiberei und Belieferung von untauglichem Holz.
September: Dom 14. bis 16. September Tagung
der Gas- und Waſſerfa<männer in Saarbrücken,
September: Feſtgeſtellt wird über die frankophile
Anlagepolitik der Regierungskommiſſion, daß
u. a. die hieſige Filiale der Banque du Rhin
gegen einen Zinsfuß von 324 Prozent 10 Will.
Franken erhielt.
Die Banque Uationale de Credit hat durc-
ſ<hnittli< 150 Millionen Regierungs-, Eiſenbahn-
und Poſtgeld in Beſiß, dieſe Summen werden in
Paris und Berlin angelegt. Jährlicher Derdienſt
hieraus 3 Mill. Fr., Landesbank 30 Mill, Ir.
gegen 2-- 3144 Prozent Zinſen. Bank für Saar-
und Rheinland 13 Mill. Fr. Dagegen wurden
bei unſeren deutſ<en Banken nur Summen
untergebra<Ht von 500000 Fr, bis zu einet
Million, und zwar zu einem Zinsfuß von 3%
bis 515 Prozent.
September: Eine ſeit. Monaten beſtehende Lohn-
bewegung in der Hütteninduſtrie wird durch
Dermittlung des Miniſters Koßmann beigelegt.
Erhöhung der Löhne um 4 v. H. und ab
1. Ianuar no<h 1 v., DH.
September: Dom 16. bis 21. September tagt in
Saarbrükßen die 12. Generalverſammlung der
Thriſtlihen Metallarbeiter Deutſ<lands.
September: Die Bürgermeiſterei Heusweiler be-
geht feſtlih die verdienſtvolle und erfolgreiche
Tätigkeit ſeines Bürgermeiſters Meyer nac< einem
25jährigen Wirken reich an Arbeit, aber rei<
auch an allgemeiner Anerkennung nac< nie ver-
ſiegender Arbeitsfreudigkeit.
September: Aufnahme des Flugverkehrs Irank-
furt--Saarbrüken--Paris. Flugpreis beträgt 24
Reichsmark Irankfurt--Saarbrüken und 400 Ir.
Saarbrüden--Paris bei 15 Kilogr. Freigepädk.
September: Die preußiſ<e Landtagsfraktion der
Deutſ<en Volkspartei hält eine Tagung in
Saarbrücken ab.
September: Unregelmäßigkeiten in der Leitung
des Püttlinger Spar- und Darlehnskaſſenvereins
führen zur Derhaftung des Rendanten.
September: Die Preſſe meldet von einem ſen-
ſationellen Dorgang im Finanzamt. Dort ver-
ſchwanden von der Behörde beſchlagnahmte Ge-
ſhäftsbüher einer Textil-Großfirma, die wegen
Steuerhinterziehung angezeigt war.
September: Im Amtsblatt wird eine „Derord-
nung betr. Verbot militäriſcher Uebungen“ ver-
öffentlicht. Dereine ſind aufzulöſen, die ſi mit
militäriſ<en Dingen befaſſen. Derboten wird
auß „öffentlich Uniformen und Abzeichen zu
tragen“. Was das alles heißen ſoll, weiß nie-
mand.
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