Saarkalender für das Jahr 19330
jenem Profeſſor des Engliſchen und Franzöſiſchen, der uns „fortwährend in einem
fort“ den Geiſt der engliſchen Sprache dadurch erklären wollte, daß er ſagte: „Die Eng-
länd»r haben nun fortwährend in einem fort ſol<e merkwürdigen Sprachformen, daß ſie,
jenau wie man etwa fortwährend in einem fort ſtatt „Maikäfer“ ſagen würde „die Sache
von Käfer von Maaai“, fortwährend in einem fort ſagen „The bridge of London“ ſtatt
die „Londonbrücke“, und nun wiederholen Sie mal fortwährend in einem fort . . .!“
Stundenlang, ja ſtundenlang ließen ſie ſich fortſezen die Geſchichten, aber wie wär's,
wollen wir es nicht einmal mündlich tun, etwa bei einem Glaſe Bier im Sommer oder
im Hrrbſt in einem jener Hinterſtübchen, wo wir dereinſt tagten als werdende Studenten
und uns um ſo mehr Bier einverleibten, je weniger es erlaubt war! Wie wärs'! Nächſtes
Jahr vielleicht einmal? Wer macht den richtigen Vorſchlag?
ReKkord.
v. Chr. Kl.
Durch die Preſſe ging vor kurzem eine Notiz, nach welcher eine Grube bei der Stadt
Norman in Alaska, Nordamerika, ein Grubenflöz ſeit 140 Jahren brenne und ſomit
den Rekord der Dauerbrände in Bergwerken darſtelle. Dieſe Behauptung trifft nicht zu.
Wer kennt nicht den Reichtum unſerer heimatlichen Scholle? Reichtum auf der Erde,
den herrliGß; ſchönen Wald! Reichtum in der Erde, die unſchägbaren Kohlenablagerungen,
Flöze genannt -- 41 an der Zahl -- und nicht minder, den in ſchönem Buchenhain ge-
legenen beliebten Ausflugsort, den Brennenden Berg?
Sein Wunder reizte ſchon Goethe bei ſeinem Beſuch des Saargebietes, er hat darüber
anſchaulich geſchrieben, worüber in früheren „Saarkalendern“ gemeldet worden iſt.
Unſere Kohlenablagerungen ſind nun in kleineren oder größeren Abſtänden =-- Neben-
geſtein -- ſchräg, dachähnlich einander übergelagert, erheben ſich aus bis jezt unbekannter
Tiefe herauf und treten zum größten Teil an der Tagesoberfläche aus -- Ausgehendes
der Flöze genannt.
Das mädtigſte dieſer Kohlenlager der Saardruben, Flöz Nr. 13, auch Blücher genannt,
das auh die beſten Kohlen liefert, hat ſein Ausgehendes auf vorgenanntem Berge.
Die Annalen des Saarbrücker Bergbaues verzeichnen nun, daß um das Jahr 1668
ein Hirte auf dieſem Berge Feuer an einem Baumſto>k anzündete, dieſes dur<h Einfluß
von ſtürmiſc<em Wetter durc< die Wurzel hinabgedrückt wurde, das Ausgehende des ge-
nannten Flözes ergriff und ſo in die Tiefe ſich weiter verzog. In welcher Tiefe nun dieſer
Brandherd liegt, iſt bis heute nicht ermittelt. Das Feuer iſt bis heute noh nicht erloſchen,
davon legen die aus den Felsſpalten in der Schlucht dieſes Berges ausſtrömenden heißen
Dämpfe beredtes Zeugnis ab.
Der Grundſtein, zu dem mit der Zeit ſich zur Blüte entwickelnden Bergbaues unſerer
Heimat iſt auch auf dieſem Berge zu finden, denn die erſten Kohlengräbereien, Tagebaue
-=- ſind urkundlich bis in das 14. Jahrhundert zurückzuführen.
Den Rekord des Grubenbrandes hält ſomit die Grube Dudweiler, ſie kann wohl
auch als die älteſte der Gruben auf dieſem Kontinent bezeichnet werden.
Andere Zeiten ſind geworden, denn die Schriftzeichen auf den Warnungstafeln ein-
gangs der Grubengelände: Mines Domaniales frangaises (Grubeneigentum der Fran-
zoſen) laſſen erkennen, daß ein neuer Herr eingezogen, das Szepter ſchwingt und ſich
eingeniſtet hat.
Hoffentlih kommt die Zeit bald, wo auch auf unſeren Grubengeländen wieder die
deutſche Flagge weht.
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