Saarkalender für das Jahr 1930
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Allgemeines Schweigen. = - -- --
„Meine Herren! Sie ſind ganz traurige Kadetten! -- -- J<h bitte Sie dringend, ſich
dieſes wunderbaren Krautes zu entſinnen, ſowie der geradezu wundervollen Erfolge, die
man damit erzielte. Nun, wird's. bald?“
„Abh! Ah! Geſtatten Durchlaucht“, rief der jüngſten einer, „iſt das nicht ſo ein drei-
blätteriges Gewächs, von dem der lange Graf -- -- -- na, wie heißt er . denn noh
gleiH, -- -- -- Mon -- - -- --, Mon -- -- -- --, ih komme nicht gerade auf den
Namen, obwohl er mir auf der Zunge herumläuft, = -- -- -- alſo von dem eben der
lange Graf ſagte, wenn es vierblättrig ſei, bringe es Glück? Aeh! Verd = -- -- -- wie
heißt das Zeug doh noM? = -K- =-- -K- - -- --? -- --? Klee!
richtig: Klee!!!“
„Bravo!“, rief Ludwig, „ganz recht Ew. Liebden! Setzten ſie ſich einen Gehaltsplaß
herauf. Außerdem werden Sie zum Kleerat befördert. Jawohl, Klee werden Wir ein-
führen. Und wenn die ſtarrköpfigen Bauern nicht wollen, dann werden Wir ſie ſchon
zwingen. Warum haben Wir denn eine ſo wunderbare Strafordnung? Bei dieſer Ge-
legenheit möchte I< nicht verfehlen, auf das ſtets vorhandene Geldbedürfnis der Staats-
kaſſe hinzuweiſen.“
„Doh zurück zum Thema. Alſo Sie, mein lieber Kleerat, werden ſih nun un-
verzüglich an die Arbeit begeben und Mir m kürzeſter Friſt eine wohlaufgeſetzte Ver-
ordnung betr. Kleeanbau in Unſeren Landen vorlegen. Der Einfachheit halber nehmen
Sie die beabſichtigte Gründung einer Stuterei in Dudweiler mit auf, weshalb Sie ſich
mit dem Marſtallamt ins Einvernehmen ſetzen wollen. Dann geht's im einem hin. Und
es iſt auc billiger, denn die Druckſachen werden von Tag zu Tag teurer. Ja, ja, es iſt
ein Kreuz, Landesvater zu ſein, glauben Sie es, meine Herren!“
„Sie, mein lieber Lex, werden wohl dem jungen Fant etwas auf die Finger ſehen,
damit die Verordnung Hand und Fuß hat. Au können Sie ſich noh nah einigen ge-
eigneten Herren umſehen, die Wir in die ebenfalls zu bildende Klee = =“ -=- oder ſagen
Wir beſſer „Landesökonomie-Commiſſion“ berufen können.“
„Und nun, Adieu, meine Herren, Jh danke Ihnen! Um 11 Uhr, zur Parade, ſehen
wir uns wieder. Adieu!“
Einige Zeit danach vernahmen die erſtaunten Naſſau-Saarbrücker die berühmte Klee-
Verordnung, die die Klage über zu wenig „Gefütter“ eindämmen ſollte, da „Hö<ſt-
dieſelben“, der Fürſt Ludwig gedachten, „den ſo ungemein nüß-
lichen Kleebau auf allen Bännen und dadur< ſol<hen allgemach
die unſtreitig vorzüglichere Stallfütterung einzuführen, außer-
dem aber alle ſonſt mögliche Landeskulturverbeſſerung in Gang
zu bringen.“
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Auch ein Genuß! Zwei alte Schweſtern in Neunkirchen lebten nicht in ſonderlich guten
Verhältniſſen und begnügten ſich beide mit einem künſtlihen Gebiß. Der Volkswiß
urteilt: Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Mäuler und ein -- Gebiß. Sie ſind bei einer
Freundin zum Kaffeeklatſch geladen. Die Aeltere hat den Vortritt, geht zum Kränzchen
und läßt ſich die Süßigkeiten gut ſchmecken. Sie erhebt ſich aber vorzeitig unter irgend-
einem Vorwand mit der Bemerkung: „Meine Schweſter kommt nach!“ Auf einem nahe-
gelegenen Hausflur wartet dieſe bereits, ergreift ſchnell den gemeinſamen Beſit, das
Gebiß, und ſchiebt es unbeſehen eiligſt in den Mund. Da verklärt ſich ihr Geſicht, ſie
ſ<hnalzt und ſchwelgt mit der Zunge, als ſie die Platte anſaugt und bemerkt verzückt:
„Aah! hmm! wie fein, Quetſchekuchen gibt's!“ H. E.
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